Collection Baccara Band 332
Ferne. Er fühlte sich in einer Kneipe wohl, in der die Musik laut spielte, das Bier billig war und neue Jeans und ein sauberes Hemd aus dem Wal-Mart schon als schick galten. Anzüge, der Broadway oder ein angesagter Nachtklub waren nicht seine Welt.
So fremd sein Leben für Fin war, so fremd war ihm ihr Leben. Sie wohnte und arbeitete in einer Stadt, die nie schlief. Wie könnte sie auch? Bei dem Gehupe der Taxen und dem ständigen Heulen von Sirenen war es kein Wunder, dass die Menschen rund um die Uhr wach waren. Und das war nur die vordergründige Betrachtung der Verhältnisse in der Weltstadt.
Tagein, tagaus hielt sie sich in einem klimatisierten Büro auf, wo sie die Wärme der Sonne nur dann auf ihrem Gesicht spürte, wenn sie nah am Fenster stand. In jedem Kleidungsstück, das sie besaß, befand sich das Label eines Designers. Selbst bei der Jeans, die sie auf der Ranch trug, prangte ein bekannter Name auf der Gesäßtasche.
Als Fin sich im Schlaf bewegte, schlang er die Arme fester um sie und drückte einen Kuss auf ihr Haar. Bei ihrem ersten Besuch hatte sie zwar von dem weiten, offenen Land geschwärmt, doch nach einiger Zeit verlor das Neue in der Regel seinen Reiz, und sie würde den Trubel der Großstadt vermissen und unglücklich werden, so unglücklich wie er, wenn er in New York City leben müsste.
Als Travis merkte, dass der Schlaf ihn langsam übermannte, schloss er die Augen und fragte sich, wie sie sich die Erziehung des Kindes unter diesen Umständen teilen sollten. Kinder brauchten Stabilität und Beständigkeit und durften nicht zwischen zwei völlig unterschiedlichen Welten hin und her gerissen werden.
Schließlich schlief er ein, ohne eine Antwort auf diese Fragen gefunden zu haben. In seinem Traum aber teilte er sein Leben auf der Silver Moon Ranch mit einer Frau mit grünen Augen und rotbraunem Haar und mit einem quirligen Kind.
8. KAPITEL
„Was muss ich zuerst tun?“
Lächelnd reichte Travis Fin die Autoschlüssel für den alten Truck, den er benutzte, um Heu zu transportieren. „Steck den Schlüssel ins Zündschloss und stell den rechten Fuß auf die Bremse.“
„Das klingt einfach“, sagte sie und tat, wie er sie angewiesen hatte. „Was jetzt?“
Bei Fins begeistertem Gesichtsausdruck verspürte er ein Engegefühl in der Brust. Er kam nicht darüber hinweg, wie aufgeregt sie war über die Aussicht, das Autofahren zu lernen, und er hätte es um nichts auf der Welt versäumen wollen, es ihr beizubringen.
„Dreh den Schlüssel in Richtung Armaturenbrett, und sobald du hörst, dass der Motor anspringt, lässt du ihn los.“
Als der Truck rumpelnd ansprang, strahlte sie. „Ich kann nicht glauben, dass ich es tatsächlich tun werde.“
„Wenn ich mich recht erinnere, hast du das letzte Nacht auch gesagt, als wir …“
„Du denkst immer nur an das eine, Cowboy“, unterbrach sie ihn lachend.
Er fühlte sich so jung wie seit Jahren nicht mehr und grinste. „Es ist unglaublich und erstaunlich, findest du nicht?“
„Was, deine Gedanken oder letzte Nacht?“
„Beides.“
Sie nahm den Fuß von der Bremse und würgte den Motor ab. „Was ist jetzt passiert?“
Travis gab ihr einen Kuss, der ihnen den Atem raubte. Als er schließlich den Kopf hob, warf sie ihm einen Blick zu, der streng sein sollte, sie aber noch begehrenswerter aussehen ließ. Zumindest in seinen Augen.
„Lass uns weitermachen, Cowboy. Du sollst mir das Fahren beibringen.“
„Du musst den Fuß auf der Bremse behalten, bis du einen Gang eingelegt hast.“
Sie runzelte die Stirn. „So langsam wird es kompliziert, oder?“
„Überhaupt nicht. Bevor du dich versiehst, machst du das alles ganz automatisch.“ Er deutete auf das Zündschloss. „Stell den Fuß wieder auf das Bremspedal, starte und leg die rechte Hand an den Schalthebel. Dann, ohne den Fuß von der Bremse zu nehmen, drück den Hebel erst nach vorn und anschließend nach unten, bis er auf der Drive-Position steht.“
„Geschafft.“
„Das machst du großartig. Jetzt tritt leicht auf das Gaspedal.“ Er hatte die Worte noch nicht ganz ausgesprochen, da trat sie auf das Pedal und der Truck schoss gefühlt mit Lichtgeschwindigkeit vorwärts.
„Das macht Spaß!“
„Heiliger Bimbam!“ Zehn Jahre waren vergangen, seit er Jess die erste Fahrstunde auf eben dieser Weide erteilt hatte, doch er erinnerte sich daran, als wäre es gestern gewesen. Sie rasten so wie jetzt und wären fast in dem kleinen Teich gelandet.
Als der Truck
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