Collector
Dreifach-Infusionsschlauch führte in ihren Arm. Die Vitalwerte sahen zu Kris' Beruhigung sehr gut aus. An der Brust und der Schulter trug sie kleinere Verbände, die nicht einmal rote Spuren aufwiesen. »Es geht mir bestens«, sagte sie gleich zur Begrüßung. »Ingstrabur besteht darauf, dass ich im Bett bleibe, bis das Fleisch besser verwachsen ist.«
»Ich glaube, er lügt. Er will nur eine hübsche Frau auf seiner Station haben.« Ich würde dich so gern umarmen!
Sie lächelte. »Keine Geschenke?«
»Nein«, sagte er seufzend. »Ich habe es vergessen.« Er kam näher, sein Herz klopfte schnell. Wage es einfach! Unsicher setzte er sich neben sie auf den kleinen Schemel und streckte vorsichtig die Hand nach ihrer aus. Als er die Finger ergriff, zog sie sie nicht zurück. Sie sahen einander in die Augen, in denen die Wahrheit zu lesen stand. Es bedurfte keiner weiteren Worte.
»Du hast mich gerettet«, sagten sie gleichzeitig und mussten lachen.
»Du hast dabei die größere Aufgabe auf dich genommen«, versicherte Kris. »Ich habe nur ein bisschen schneller zugegriffen als einer von den Special Forces. Die hätten dich schon nicht von der Rampe fallen lassen.«
»Uschtrow traue ich das zu«, erwiderte sie grinsend. »Ich bin nur eine Justifierin. Und er steht auf BaIns Gehaltsliste. Wer weiß, was Huntington-Singh oder ein anderer Exec ihm befohlen hatte. Hat Laroux meine diesbezügliche Botschaft bekommen?«
»Ja. Aber sie wusste schon, dass er gute Kontakte zu Bangash hat. Konsequenzen wird es keine für ihn haben. Er hat sich nichts zuschulden kommen lassen.« Kris drückte ihre Hand liebevoll. »Ich habe Angst um dich«, sagte er und sprach damit aus, was ihn bedrückte. »Wegen des Drivers.«
»Mir geht es genauso. An Bord der Jeton kann ich ihm nicht entgehen. Wir müssen einfach fest hoffen, dass Nuria am Leben bleibt, bis ich weit genug weg von ihr bin.«
Kris fand, dass sie den kommenden Tod ihrer Schwester sehr gut wegsteckte. »Du willst sie nicht retten?«
»Nuria hätte ich gerettet. Die alte Nuria. Aber das Wesen, das nur noch als Schädel mit Gedanken existiert, hat nichts mit der Frau zu tun, mit der ich zusammen aufgewachsen bin.« Fayes Stimme färbte sich ein, klang emotionaler. »Natürlich werde ich traurig sein, doch verloren habe ich sich damals schon. Als der Driver in sie einfuhr.«
Kris hätte sie am liebsten umarmt, aber er wagte es nicht. Bald gab es bessere Gelegenheiten, vor allem, wenn ihre Wunden verheilt waren. »Ich habe von der VHR-Flotte gehört. Die Jeton hat eine große Verantwortung in der kommenden Schlacht«, sagte er, um sie abzulenken. »Ihr Sprungantrieb hat jedoch was abbekommen. Wir werden bald aus dem Interim müssen. Denkst du, wir sollten mit 23 an Bord der Cortés gehen und mit ihr in die Schlacht fliegen oder auf dem Zerstörer bleiben?«
»Das sage ich dir, sobald ich mich besser fühle.« Sie stutzte. »Die Cortés?«
»Ja. Sie ist auf dem Flugdeck der Jeton. Sie haben alle Jäger in eine Ecke geschoben, damit Platz ist. 23 hat sie von der Krankenstation der Hyperiona aus geflogen. Die Collies haben Versuche mit seinem Gehirn veranstaltet. Vermutlich ist er deshalb in der Lage gewesen, das Schiff auf diese Entfernung hin zu steuern.« Kris dachte an den grässlichen Anblick des Chemicals, dem seine neuerliche Verstümmelung nichts ausmachte. »Ingstrabur musste ihm eine Ersatzschädeldecke anfertigen. Aus Panzerglas«, berichtete er und verdrehte die Augen. »Ansonsten hat er die Experimente wohl gut weggesteckt. Ein Chemical ist abgehärtet, meinte er noch.«
Faye musste auflachen. »Das passt zu 23«, sagte sie. »Wo ist er?«
»Laroux hat ihm eine Kabine zugeteilt. Die gleiche wie meine«, antwortete er missmutig. »Die Geräusche, die er von sich gibt, sind unfassbar. Kichern, lachen, aufstöhnen, dann kreischt er und hopst klatschend durch die Kabine, oder er liegt stundenlang in der Koje und zählt. Einfach nur so.«
»Und die 20T?«
»Joule sitzt in der Zelle, unter permanenter Bewachung. Sie wurde schon mehrmals verhört, erzählt immer wieder ihre Geschichte und besteht dabei auf ihrer Unschuld.« Kris sah die 20T vor sich und schüttelte sich. »Ingstrabur hat sie untersucht. Sie ist komplett aus einem Karbonskelett gebaut. Die Innereien sind lange schon ausgetauscht. Sie war die persönliche Assistentin eines Ministers auf Automaton Prime, die eine Nachricht gelesen hatte, die nicht für ihre Augen bestimmt war«, erzählte er. »So
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