Colombian Powder
Ninas Hilfe um. Auch im Bodenteil war eine Schraube angebracht, und der Rest des Kokains fand seinen Weg ebenfalls in die Kofferschale.
»Geschafft!« Beate lehnte sich aufatmend zurück. »Und keinen Krümel verschüttet.«
Nina betrachtete interessiert den Koffer. »Und wie kriegt man den Stoff zum Schluss wieder heraus?«
»Das ist ganz einfach. Siehst du die Kerbe hier?« Beate fuhr mit dem Fingernagel die feine, unauffällige Einkerbung nach, die nah am Rand der oberen Kofferhälfte verlief. »Deckel und Boden des Koffers bestehen aus je zwei Teilen. Man braucht jedoch ein spezielles Werkzeug, um die beiden Hälften voneinander zu lösen.« Damit zog Beate die Schraube wieder fest und ließ die Schlösser zuschnappen. Ohne Vorwarnung zog sie eine Spraydose aus der Werkzeugtasche und nebelte den Koffer damit ein. Es stank erbärmlich, doch nach ein paar Minuten verflüchtigte sich der Geruch. »Das Antihundespray muss ein paar Tage früher aufgetragen werden, sonst wäre das Aroma zu intensiv! Und jetzt haben wir uns eine kleine Belohnung verdient«, grinste sie. »Appetit auf eine Line?«
»Aber wir haben doch gar nichts mehr. Die Tüten sind leer.«
Beate setzte sich an den Schreibtisch und hob das Plastik vom Boden auf. »Irrtum! Sie dir nur die Ecken an.«
Sie kratzte ein wenig daran und streifte dann einen Hauch weißen Pulvers auf die Glasplatte. Nach dem vierten Beutel konnte sie darauf zwei zarte, weiße Linien bilden.
»Gib mir mein Portemonnaie. Kokain zieht man stilecht mit einer Hundertdollarnote auf.«
Beate zückte den Geldschein und rollte ihn zusammen.
Ein wenig skeptisch betrachtete Nina die beiden Linien auf der Schreibtischplatte. »Das ist aber wenig, findest du nicht?«
Sie konnte sich noch gut an ihren ersten und bislang einzigen Kokainkonsum in Ferdinands Kneipe erinnern. Damals war es eine lange, dicke Linie gewesen, und Nina hatte Mühe gehabt, das Pulver in einem einzigen Durchgang zu konsumieren.
Beate lachte auf. »Das ist hochreines Kokain, Süße! Wenn du davon zu viel nimmst, sagst du der Welt heute noch Adieu.« Sie drehte die Dollarnote in ihrer Hand hin und her. »Denk daran, wir dürfen auf die anderen Passagiere nicht high wirken! Das hier ist gerade genug Stoff, um uns einen schönen langen Abend in der Bord-Disco zu machen.«
Beate strich sich ihre brünetten Locken zurück und senkte das Gesicht über den Tisch. Mit gekonnter Bewegung sog sie eine der Linien mit der Geldrolle durch die Nase ein.
Nina tat es ihr anschließend gleich und spürte sofort wieder das Brennen auf den Schleimhäuten. Die Auswirkungen ihres ersten Konsums waren ihr noch lebhaft in Erinnerung. Danach hatte sie eine ganze Nacht ohne Unterbrechung getanzt und weder Müdigkeit noch Erschöpfung gespürt. Ihr ganzer Körper war eine einzige pulsierende, sprühende Kraftquelle gewesen.
Wenig später betraten die beiden Frauen die Diskothek des Schiffes. Die Droge zeigte ihre Wirkung und versetzte sie in eine ausgelassene Stimmung.
»Lass vom Alkohol heute Abend lieber die Finger! Die Mischung ist brandgefährlich«, raunte Beate und bestellte beim Barkeeper zwei Fruchtcocktails.
Nina wollte etwas erwidern, doch die Zunge schien ihr im Mund zu schweben wie ein Zeppelin. Endlich war der Druck von ihrer Brust gewichen, den die Ereignisse der letzten Tage verursacht hatten, und hatte einem entspannten Gefühl Platz gemacht. War nicht genau das der Grund, der die meisten Menschen in die Abhängigkeit führte? Ein einfaches Mittel, um die Sorgen kurzzeitig zu vergessen?
Beate reichte ihr ein Glas mit üppiger Dekoration. Genießerisch schob sich Nina eine Cocktailkirsche in den Mund und lehnte sich mit dem Rücken an den Bartresen. Wie faszinierend die Lasershow hier war! Die Farben der einzelnen Strahler erschienen ihr so grell, dass sie die Augen schloss und sich ganz auf die Musik konzentrierte. Der DJ legte gut auf. Schnelle, tanzbare Rhythmen, genau die Musikrichtung, die sie bevorzugte.
Bei einer besonders schnellen, harten Technonummer hielt es Nina nicht mehr auf ihrem Hocker. In dem Moment, als sie die Tanzfläche betrat, veränderte sich ihre Welt. Sie liebte dieses Phänomen immer wieder aufs Neue, wenn der Rhythmus eines Liedes ihren Körper erfüllte und der Beat den Herzschlag ersetzte. Sie tanzte zu vielen verschiedenen Titeln und kehrte zwischendurch nur kurz an die Bar zurück, um ihre ausgedörrte Kehle mit Softdrinks zu befeuchten. Beate hatte inzwischen Gesellschaft in
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