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Coltan

Coltan

Titel: Coltan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivo Andress
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Versatz. So kann
jeder sehen, wie oft schon überspielt wurde.“
    „Und?“
    „Hier. Der Zugang zum Penthouse. Das ist die
Liftkamera. Die ganze Charge wurde letztens ausgetauscht. Also, - “, er zog die
Aufzeichnung aus der Lobby hervor, „die ist zum zweiten Mal bespielt, zwei
Aufkleber. Klar?“
    Ich nickte und verstand. Auf der Hülle der
Liftkamera war nur ein Aufkleber. Spencer griff sich das Video.
    „Datum, Uhrzeit, alles stimmt.“, sagte er und
betrachtete den Schuber von allen Seiten.
    „Vielleicht hat jemand beim ersten Mal den
Aufkleber vergessen, oder ihn abgekratzt.“
    Er wirkte unsicher, selbst nicht ganz überzeugt
von der Erklärung. Ich nahm das Video und legte es zu den anderen.
    „Dann wären da noch die Gästelisten.“
    Wir verließen den Sicherheitsraum und landeten
nach einem gefühlten halben Kilometer wieder in der Lobby. Eine der eifrigen Blondinen
brachte einen Umschlag. Seitenweise Namen mit Adressen, An- und Abreisedatum,
Zimmernummer. Abrechnungsdaten, wer wann wo im Hotel gegessen, die Sauna
besucht und wie bezahlt hatte.
    „Kaffee?“
    Ich lehnte dankend ab und ließ mir ein Taxi
rufen.

45
    Mader brütete über dem ersten Bericht der
Spurensicherung: „Die Fingerabdrücke stimmen, ansonsten gab es nicht viel. Es
sei denn -“, betont langsam zog sie einen Beutel aus der Ablage, „wir haben
einen Namen und alles, was dazugehört. Ausweis, Kreditkarte.“
    Sie hielt mir den Beutel entgegen, ich zögerte.
    Jetzt würde ich Antworten auf Fragen erhalten,
die nie gestellt worden waren. Doch es war zu spät.
    „Aber da waren doch nur ihre Sachen?“
    Mader griff unter den Schreibtisch und zog
einen weiteren durchsichtigen Plastikbeutel hervor. Ich erkannte Lilys schwarze
Handtasche, handgefertigt mit einer Blüte auf dem Druckknopf.
    „Heute Morgen ist unser Berg aufs Band gewandert,
und weil ja alles von Hand sortiert wird, haben sie die Tasche gefunden. Willst
Du wissen, wie sie hieß?“
    „Später.“
    Ich nahm die Videos und machte mich auf den Weg
zum Ansichtsraum der Kriminaltechnik.
    „Wer kann Video?“
    Wie üblich sah einer den anderen an und dann
fixierten drei Augenpaare einen Haufen Rasta-Locken, aus dem zwei kleine Kabel
heraushingen. Sein Oberkörper schwang rhythmisch hin und her. Ich tippte ihm
leicht auf die Schulter.
    „Arbeit!“
    Erschrocken drehte er sich um.
    „Gallert. Ich will Kino gucken.“
    Er zog einen Stöpsel heraus und reichte mir die
Hand: „Kein Problem. Ich bin Martin, Martin George. Spezielle Wünsche?“
    „Nur, dass wir gleich anfangen können. Fürs Erste
jedenfalls.“
    Wir begannen mit den Aufzeichnungen aus der
Lobby. Plötzlich sah ich sie. Lily stürmt aus dem Fahrstuhl und zieht Susanne
Berthold hinter sich her. Die junge Frau taumelt.
    Ich ließ die Aufzeichnung anhalten und wir
zoomten auf Lilys Gesicht. Sie sah konzentriert und energisch aus, eine steile
Falte prangte mitten auf der Stirn direkt über der Nasenwurzel. Schwarzer
Hosenanzug, weiße Bluse, so war sie kurz darauf bei mir aufgekreuzt.
    Susanne Berthold trug enge Jeans und eine
transparente Bluse, durch die man ihre Nippel sah. George zoomte drauf zu, ich
drückte auf Play. Niemand folgt ihnen. Nichts Außergewöhnliches.
    Wir wechselten die DVD. Die Hotelauffahrt.
    George zieht den kleinen Balken unter dem Bild
zum Ende der Aufnahme, bis wir Lily aus der Tür kommen sehen. Sie winkt nach
einem der wartenden Taxis. Als ich George fragend ansehe, schüttelt er den
Kopf. Kein Nummernschild, falscher Kamerawinkel.
    Lily schiebt Susanne Berthold, die sich nur
schwer auf den Beinen hält, in den Fond.
    Die Aufnahmen vom Eingang zum Penthouselift waren
ein Reinfall. Nur wer Lily kannte, wusste, dass sie es war, die um 21:35 Uhr
den Lift betreten hatte. Den Kopf abgewendet wartet sie mit dem Rücken zur
Kamera. Susanne Berthold ordnet ihre Haare, dann zieht sie den Lippenstift
nach. Sie wirkt unkonzentriert. Der Lift lässt auf sich warten. Die junge Frau
knabbert an den Nägeln.
    Dann tut sich lange nichts. Endlich verlässt
ein Mann den Lift, der sich ebenfalls auskennt.
    Ich rief Spencer an.
    „Nein, die Autos werden nicht registriert. An
der Schranke ist zwar eine Kamera, aber die überwacht die Security direkt.
Hotelgäste haben eine Ident-Card. Die Tiefgarage ist öffentlich. Den Rest
regelt der Datenschutz.“
    Fehlanzeige.
    Wir legten das vorhergehende Video ein. Zwei Männer
warten vor dem Lift, einer von ihnen unzweifelhaft der, der sich beim Weggehen
so

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