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Coltan

Coltan

Titel: Coltan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivo Andress
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ich mir vor, nicht zu viel auf meine
neue Hoffnung zu geben. Wer nichts erwartet, kann nicht enttäuscht werden.

85
    Ahrendt saß im Transitbereich und spielte mit
seinem Zippo. Auf und zu, auf und zu, klick-klack.
    War es richtig gewesen, sich mit Tarnowski zu
treffen? Starnhagen! Aus den Abrechnungen ergab sich kein direkter Hinweis auf
ihn. Aber war das alles? Gallert hatte gewusst, dass ihm jemand auf den Fersen
war. Und er hatte es sie wissen lassen, hatte die CDs augenscheinlich obenauf platziert
und durchnummeriert. Gut möglich, dass er nicht alles in die Asservatenliste
aufgenommen hatte.
    Vorerst hatte er für Ruhe gesorgt. Morgen früh
würde auch der Letzte wissen, dass es keine weiteren Ermittlungen im Fall Gormann/Berthold
gibt. Doch Gallert war keiner, der kampflos aufgibt. Und Hanschke schon gar
nicht. Seit Jahren stolperte er immer wieder über dieses Abziehbild von einem
Mann. Ahrendt war sicher, der Staatsanwalt würde die Demütigung nicht einfach
hinnehmen.
    Der Staatssekretär war zu einem
unkalkulierbaren Risiko geworden. Ihn fröstelte, als er sich an Tarnowskis
Blick erinnerte. Konnte er dem Russen trauen? Er hatte schon einen Fehler begangen.
Obwohl, der Plan war eigentlich perfekt: Hit and run, keine Zeugen! Und niemand
konnte damit rechnen, dass plötzlich ein versoffener Bulle auftaucht, der
verbissen versucht, den Tod von zwei Huren aufzuklären.
    Ahrendt stand auf und lief einige Schritte, zählte
die Maschinen auf dem Rollfeld. Sie hatten viel zu verlieren und für Tarnowski
ging es um alles. Endlich wurde der Flug nach Berlin aufgerufen. Er warf noch einen
kurzen Blick in seinen Reisepass – Adamski, richtig, nicht Abramowitsch.

86
    Montag.
    Auf meinem Schreibtisch lagen bereits eine
dienstliche Weisung und die Rechnung eines Autovermieters. Mader hatte
kommentarlos ihre Kontonummer an den Rand geschrieben. Nun wusste ich
wenigstens, was ein Ausflug im Cabrio kostet.
    Auch Martens schien nicht an Konversation
interessiert. Auf die Kopie eines Schreibens mit ministeriellem Briefkopf hatte
er mit knappen Worten „Zur Kenntnis“ vermerkt. Ich warf die Kaffeemaschine an
und machte es mir mit der Morgenzeitung bequem.
    Mein Handy summte, im Display die Nummer des
„Four Palms“. Spencer.
    „Morgen.“
    „Ihren Job möchte ich haben. Tagelang nicht
aufzutreiben und ich krieg viereckige Augen.“
    „Erfolgreich gewesen?“
    „Müssen Sie schon selbst entscheiden. Natürlich
nur, wenn Sie etwas Zeit erübrigen können.“
    „Bis gleich.“, ich legte auf.
    Ein leichtes Hüsteln, Martens stand in der Tür.
    „Bis gleich? Ist mir eine morgendliche Leiche
entgangen?“
    „Kaffee?“
    „Ja.“, dann ließ er sich in Maders Stuhl fallen.
    „Tolle Geschichte, was?“
    „Zucker?“
    Er schob mir seine Tasse entgegen. Zwei Stück
mussten genügen. Martens rührte ausgiebig um, bevor er lauthals zu schlürfen
begann.
    „Sie haben den Brief gelesen? Ist in Kopie auch
an den Präsidenten gegangen.“
    Keine Frage, eine Feststellung.
    „Nationale Sicherheitsinteressen!“ Seine Augen
machten sich auf ungewohnte Art selbständig und in seiner Stimme lag etwas, das
ich nicht deuten konnte. Nicht der gewohnt geschäftsmäßige Ton, eher spöttisch,
ironisch.
    „Muss ja ein ziemliches Wespennest sein, wenn
die wegen zwei Nutten… Verzeihung!“ Geschenkt, dachte ich und winkte ab. „Tja,
wenn die deshalb gleich mit schwerer Artillerie anrücken.“
    Ich verstand nicht, was ihn trieb und wartete
ab. Martens schien auch keine Antwort zu erwarten, sondern redete einfach
weiter: „Ist ja vielleicht besser so. Scheint aber um was Internationales zu
gehen. Und immerhin, haben ja umfangreich ermittelt. Wussten sogar, wer hier
bei uns zuständig ist und so. Tolle Truppe.“
    Er schauspielerte, das war jetzt unübersehbar. Dieser
künstlich erstaunte Gesichtsausdruck, erst bewegten sich die Mundwinkel, dann
zog er die Augenbrauen hoch.
    „Was los mit Ihnen, Gallert? Kommt einer mit ´ner
Klappkarte und schon stecken Sie auf?“
    Ein wenig Spaß sei ihm gegönnt, aber jetzt
reichte es: „OK. Sie wissen was, und ich hab ´s verdient, hier den Trottel zu
geben. Also los, raus damit?“
    Genüsslich reckte und streckte er sich, kostete
den Moment aus. Dann brach es doch aus ihm heraus, schließlich war er nicht
irgendwer. Und als Chef einer Einheit unfähiger Dorfpolizisten wollte er schon
gar nicht dastehen. Pack nie einen Mann an den Eiern, wenn Du Dir nicht sicher
bist, dass er keine

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