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Coltan

Coltan

Titel: Coltan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivo Andress
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hat!
    „Ich wurde gebeten, Sie und Mader für
Ermittlungen abzustellen, die sich zufällig aus dem bisherigen Tatkomplex ergeben
haben sollen. Und da die Kollegen vom Missbrauch derzeit unter Personalmangel
leiden, sie beide hingegen gerade nichts zu tun haben, habe ich natürlich
zugestimmt. Zumindest solange wir nichts Frisches in der Kühlhalle haben.“
    „Ach was.“, war alles, was mir dazu einfiel. Hat
die alte Büroklammer sich über Nacht in einen ausgewachsenen Zocker verwandelt,
dachte ich.
    „Das ändert allerdings nichts daran, dass mir
noch einige Berichte fehlen, die ich bis 16 Uhr auf dem Tisch haben möchte.
Ausführlich, versteht sich. Der Kaffee ist übrigens gewöhnungsbedürftig, zu
wenig Wasser.“
    Dann verschwand er geraden Rückens und mit weit
ausgreifenden Schritten.
    Ich hinterließ Mader eine kurze Notiz und
machte mich auf den Weg. Langsam gewöhnte ich mich an die Hitze, der plötzliche
Schweißausbruch beim Verlassen des Hauses blieb aus. Vielleicht lag es auch daran,
dass ich seit 30 Stunden nichts getrunken hatte.
    Im „Four Palms“ steuerte ich direkt auf die
kleine Sitzecke zu, winkte einer jungen Kellnerin, bestellte einen Espresso und
Grüße an Spencer. Wenige Minuten später bediente er mich persönlich.
    Heute war der offenbar der Tag des
Laienschauspiels. Spencer ordnete penibel das Porzellan auf dem Tisch,
überprüfte umständlich den Abstand zwischen Untertasse und Tischkante, nahm
bedächtig im Sessel platz und widmete sich zuerst seinen Manschetten, schlug
danach die Beine übereinander und richtete die Bügelfalte. Als er damit zufrieden
war, verschränkte er die Hände und sah mich aufmüpfig an.
    „Ja, wir waren unterwegs. Dienstreise,
Thüringen.“
    „Ah.“ Kurz und abgehackt.
    „Wie dem auch sei. Hier bin ich.“
    Jetzt durfte ich seine Armbanduhr bewundern. Machs
nicht so spannend, dachte ich: „Also, was hat Sie so in Aufregung versetzt?“
    Wo lernte man nur diesen distinguierten
Gesichtsausdruck, dieses leichte Ziehen der rechten Augenbraue? „Etliches. Vielleicht
möchten Sie erst austrinken. Es erscheint mir sinnvoller, Ihnen zu zeigen, was
wir gefunden haben.“
    Ich nahm den Espresso in einem Zug und stand
auf. Spencer lotste mich durch eine Tapetentür, um drei Ecken und schon war es
mit der Orientierung vorbei. Eine Treppe hinunter bis wir vor einer Stahltür
stoppten. Er hielt seine Sicherheitskarte vor einen Scanner, die Tür glitt auf:
„Was Sie jetzt sehen, bitte ich Sie freundlicherweise sofort wieder zu vergessen.“
    Die sichtbare Überwachungstechnik war also nur
ein Teil des Systems. Für die unauffällige Überwachung des Personals gab es weitere
Kameras, von denen nur eine Handvoll Leute Kenntnis hatte.
    „Gutes Servicepersonal ist halt selten, da
schaut man gern genauer hin. Diesen Bereich kennt nur die Geschäftsführung. Und
natürlich unser Sicherheitsdienst. Wäre schön, wenn es dabei bliebe.“
    Spencer schaltete einen Monitor ein und nach
einigen Mausklicks flimmerte eine Videosequenz über den Bildschirm.
    „Der Wareneingangsbereich. Jetzt, da, sehen
Sie!“
    Der Mann, schlank, ist vielleicht 1,90 Meter
groß und hat es eilig. In seiner linken Hand ein kleiner Koffer. Unauffällig
wie tausend andere.
    „Wenn Sie das Penthouse mit dem Lift verlassen
und in der zweiten Etage aussteigen, sind es nur wenige Meter bis zur Servicetreppe.
Woher er die Karte hatte, ist mir schleierhaft. Wir arbeiten noch daran. Dreißig
Stufen und schon ist man im Lieferanteneingang. Um diese Zeit herrscht dort
kein Betrieb. Dann noch durch die Schleuse, und schon sind Sie auf der Straße.“
    Der Mann lief direkt auf die Kamera zu. Mit dem
rechten Arm hielt er das Mädchen fest an sich gepresst. Ein schmales, ovales
Gesicht, blonde Zöpfe. Immer wieder schien sie zusammenzusacken, knickten ihr
die Beine weg. Jetzt schob er seine Hand unter ihre Achsel, ohne den Schritt zu
verlangsamen.
    „Woher weiß ich, dass das keine Fälschung ist?“
    Spencer zuckte mit den Schultern.
    „Ihr Problem. Wichtiger ist, was machen Sie
damit? Was Sie hier sehen, gibt es nämlich gar nicht. Verstehen Sie, wie
überflüssig Ihre Frage ist?“
    Ich verstand nur zu gut: „Kopie?“
    Er öffnete eine Schublade und zog einen
Umschlag heraus: „Macht wenig Sinn, wenn wir Ihnen das ausdrucken. Zu unscharf.
Sie haben sicherlich andere Möglichkeiten. Sieht ganz schön jung aus. Aber es gibt
es noch etwas.“
    Er ließ die Aufnahme weiterlaufen, stoppte. Das
Mädchen

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