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Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs

Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs

Titel: Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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am schwierigsten zu spielenden Schläger im Bag. Er steckte fünf Ein-Pfund-Münzen in das klobige Metallmonster, das die Bälle ausgab. Erst ertönte ein ominöses Rumpeln aus den Tiefen seiner stählernen Eingeweide, dann spie es, mit einem lauten Donnern, eine Flut von Bällen in Garys grünen Plastikeimer. Er ging bis ans hinterste Ende der fast leeren Range und entschied sich für die letzte Box. Diejenige, die am weitesten von seinen Mitspielern entfernt lag. Er hob die vergitterte Blechklappe im Boden der Box und schüttete die Bälle hinein. Man hörte das schwache Mahlen und Schleifen unsichtbarer Maschinen, und wie von Zauberhand erschien ein auf einem Gummi-Tee zitternder, weißer Ball aus dem Boden. Gary streifte seinen Golfhandschuh über, zog den Pullover aus und zerrte das Eisen vier aus der Golftasche. Hinter seinem Rücken klemmte er den Schläger erst in die linke und dann in die rechte Armbeuge. Dabei drehte er sich in der Hüfte nach rechts und links, lockerte seine Muskeln und wiederholte dann die Übung in einer Art Kreuzigungsparodie, mit geschultertem Schläger und darüber baumelnden Armen. In seinem Kopf spielte er seinen neuen Swing Thought wieder und wieder durch: »Entspannen und loslassen, entspannen und loslassen, entspannen und loslassen …«
    Der Swing Thought – ein einfacher Schlüsselsatz, den Golfer während des Schwungs in Gedanken mantragleich wiederholen – dient dazu, die vielen Variablen des Schwungs auf eine essenzielle Handlung zu reduzieren. Gary hatte eine Menge über die Swing Thoughts der Pros gelesen: »No stop at the top« erinnerte
einen daran, dass man, obwohl es am höchsten Punkt des Rückschwungs eine minimale Verzögerung gibt, niemals wirklich innehalten sollte. Aber Gary gefiel die negative Konnotation des Wörtchens »no« nicht. Er hatte ein Interview mit Cyrus Cheeks gelesen, einem für seine weiten Schläge bekannten Pro der American Tour. Darin erzählte Cheeks, sein Swing Thought laute: »Sorge dafür, dass der Kopf des Schlägers sich immer als Erstes vom Ball wegbewegt.« Was für ein Bandwurmsatz! Bis Gary den zu Ende gedacht hatte, war der Ball in der Regel längst unterwegs. »Zurück und durch« war simpler, wenn auch ein wenig stumpf. Wenn er besonders schlecht spielte, verwandelte sich sein Swing Thought gelegentlich in »Du. Dämlicher. Arsch.« Oder – wenn es besonders übel war – in »Ich. Dämlicher. Arsch.« Aber auch das war ziemlich negativ. Und da er erst kürzlich Das Negative negieren verschlungen hatte, das neue Buch des Top-Golfpsychologen Dr. Emil Koresh, versuchte Gary nun das Negative zu negieren. Koresh empfahl für den Rückschwung »entspannen« und beim Durchschwung »loslassen«.
    Ein warmer, klarer Tag, den ganzen Nachmittag frei, einen frischen Ball auf dem Tee, Hemdsärmel. Konnte es etwas Schöneres geben? Gary freute sich des Lebens und hatte beinahe ein Lächeln im Gesicht, als er an den Ball trat, mit dem Schläger wedelte und seine Atmung kontrollierte.
    Entspannen und loslassen.
    Wie im Rausch knüppelte er fünfundsechzig Shankings in Serie aus der Box.
    Sie schossen diagonal nach rechts über die Range: Der Letzte der Schläge prallte als Querschläger vom hölzernen Gerüst seiner Box ab und hätte beinahe den erstaunten Schuljungen ein paar Boxen weiter getötet. Gary biss sich in die rechte Hand, spürte, wie seine Zähne den Handschuh durchdrangen, und schmeckte Blut, rannte gegen seine Tränen ankämpfend zum Auto und ließ die restlichen Bälle ungenutzt in der Kammer
unter dem Boden der Box zurück. Von purer Lebensfreude zum zähneknirschenden, heulenden Irren, in wenig mehr als zwanzig Minuten.
    Das schafft bloß Golf.
    Als Gary zum Wagen rannte und sich derweil bemühte, die Blicke und das Kichern seiner Mitspieler zu ignorieren, konnten sich hoch über ihm, über den Wolken, über verdampften Kondensstreifen, ja, noch über dem Himmel selbst, die Golfgötter vor Lachen nicht mehr halten, während sie einen weiteren kreischenden Körper auf den lodernden Scheiterhaufen warfen. Einen Scheiterhaufen, errichtet aus den erbärmlichen Seelen all jener bemitleidenswerten Volltrottel, die sie zu einem Leben als Golfmongos verdammt hatten. Tausend Kilometer hoch und heißer als die Sonne.
     
    Zu einem Shanking – dem größten Alptraum des Amateurs, einer Art Golfkrebs – kommt es, wenn der Ball nicht zentral mit der Schlagfläche, sondern mit dem Hosel getroffen wird, dem Verbindungsstück zwischen

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