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Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs

Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs

Titel: Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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Riesen besaß. Ob Alec wohl bereit wäre, ihm für kurze Zeit einen Kredit einzuräumen?
    Er war. Selbstverständlich unter den üblichen Bedingungen: vier Prozent Zinsen die Woche und »Du setzt dein Leben aufs Spiel, wenn du mit den Zahlungen in Verzug gerätst.«
    Na schön, dachte Lee. Er würde das Zeug nur für ein paar Tage im Haus haben, höchstens eine Woche, also würde er – trotz der Zinsen und Sammys Provision – immer noch fast zweieinhalb Riesen Gewinn machen. Nicht schlecht für eine Woche Arbeit.
    Lee holte den Stoff ab und verstaute ihn ganz unten in seinem Kleiderschrank. Laut Sammy kratzten die Jungs aus Glasgow gerade den letzten Rest Knete zusammen. Es konnte sich nur noch um ein paar Tage handeln. »Mach diesen Arschlöchern gefälligst klar, dass sie sich ranhalten sollen«, befahl Lee, und machte einen auf dicke Hose. Kaum hatte er die Sache hinter sich gebracht, verfiel er wieder in seinen üblichen Trott: Er rauchte Gras und glotzte das Tagesprogramm im Fernsehen.
    Benebelt saß er auf der Couch und sah gerade einer fettleibigen Alleinerziehenden zu, die nur mit Mühe und Not davon abgehalten werden konnte, über eine fünfunddreißigjährige Großmutter herzufallen, die es mit ihrem Teenager-Freund trieb, als Lisa mit der Titelseite des Daily Standard nach ihm winkte: »Dealer-Abschaum zu zehn Jahren verknackt«. Lee las den Artikel. Ein Junge aus Glasgow war wegen des Besitzes von einem halben Kilo Amphetaminsulfat zu sage und schreibe zehn Jahren verdonnert worden. »Wegen einer B-Klasse-Droge«, konstatierte
der Artikel. »Das wird möglichen Nachahmern eine Lehre sein«, wurde ein Polizist zitiert. »In schottischen Gerichten erwartet Drogendealer die volle Härte des Gesetzes.«
    Zweifellos sandte es eine deutliche Botschaft an Lee: Zehn Jahre für so ein kleines bisschen Stoff? Zehn verfickte Jahre? Die arme Sau würde womöglich nur fünf davon absitzen müssen, aber trotzdem …
    Angespornt von seiner haschinduzierten Paranoia, sprang er von der Couch auf, holte das zuckertütengroße Paket aus dem Kleiderschrank, eine Schaufel aus dem Schuppen, und fuhr zum Wald von Annick, wo er das Speed – in der Dunkelheit – in einer flachen Grube verscharrte. Zur Sicherheit schritt Lee den Weg, den er in den Wald genommen hatte, noch ein zweites Mal ab und vermerkte ihn gewissenhaft in einer selbstgezeichneten Karte. Ein »X« markierte das Versteck.
    Dann verlor er die Karte.
    Das war noch lange kein Grund zur Panik, hatte Lee sich eingeredet. Er würde den Ort problemlos wiederfinden. Auf einer Lichtung, gleich neben den Wurzeln irgendeines großen Baumes.
    Scheiß Bäume , dachte er nun, zündete sich eine Zigarette an und blickte sich um. Der beschissene Wald war voll von den Dingern. Und diese Lichtungen sahen alle gleich aus. Warum hatte er nicht daran gedacht, den Baum mit Sprühfarbe oder so was zu kennzeichnen? Weil du breit wie ein Scheunentor warst, sagte ihm eine leise Stimme.
    Egal, die Kacke war am Dampfen. Er schuldete Alec Campbell – und infolgedessen Ranta Campbell (ein Gedanke, der ihm das Blut gefrieren ließ) – zwei Riesen plus Zinsen. Und die Flachwichser aus Glasgow wollten ihr Speed, aber pronto, sonst würden sie sich einen anderen Lieferanten suchen. Was konnte also schlimmstenfalls passieren? Er würde das Speed nicht rechtzeitig finden, der Deal wäre geplatzt, und er müsste Alec verklickern,
dass er ihm das Geld zurückzahlen würde, sobald er könnte. Im Prinzip keine große Sache.
    Aye, deine Mutter.
    Lee wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. Er dachte an dieses Gedicht seiner Mutter: »Gib nicht auf«. Es hatte am Kühlschrank gepappt, neben einem Haufen anderer Magneten, auf denen irgendein amüsanter oder motivierender Nonsens stand: »Wenn ich gewusst hätte, dass Enkel so viel Freude bereiten, hätte ich sie zuerst bekommen!«, »HEUTE IST DEIN TAG!«, »Eine Sekunde im Mund, ein Leben lang auf den Hüften …« Der vorletzte Reim von »Gib nicht auf« hatte Lee immer Angst eingejagt.
    Erfolg ist Versagen, auf den Kopf gestellt, Das Licht, das die Wolken des Zweifels erhellt.
    Wolken, hatte der Arzt gesagt, als er die Röntgenbilder der Lunge seines Dads betrachtete. Dunkle Schatten auf den milchiggrauen Zelluloidplatten. Lees Vater hatte »Regal« geraucht. Vierzig Stück am Tag. Immer runter bis auf den Filter. Bis in die Kiste. Game over.
    Lee hob den Spaten auf und stemmte sich auf die Füße.
     
    Auld Tam hatte

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