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Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs

Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs

Titel: Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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falschgelegen. Es war nicht besser geworden. Es wurde schlimmer. Sehr viel schlimmer. Gary spielte Abschläge als Snap-Hooks, Wedges als Thins, vermasselte Putts und shankte jedes Eisen, das er in die Finger kriegte, bis er – etwas mehr als vier Stunden später – zusehen musste, wie sein Ein-Meter-zwanzig-Putt um seinen siebten Triple Bogey aus dem achtzehnten Loch lippte. Die vier Männer schüttelten sich auf dem Grün die Hände und gingen zum Parkplatz, um ihre Scorekarten auszuwerten. Forest und Gary überprüften die Schläge des jeweils anderen, Auld Tam und Tommy taten es ihnen gleich.

    Mit zitternder Hand führte Gary den Bleistift die Kästchenreihe auf Forests Karte entlang. Kästchen für Kästchen schmucke Vieren, mitunter eine unglaubliche Drei, ein paar wenige beneidenswerte – zumindest aus Garys Perspektive – Fünfen und eine fiese kleine Sechs am vierzehnten Loch, wo Forest seinen Abschlag ins Aus gekloppt und dafür zwei Strafschläge kassiert hatte. Wie betäubt notierte Gary die Summe auf der Karte.
    Rab Forest hatte 75 Schläge benötigt, abzüglich seines Handicaps von vier blieb ein Score von 71: eins unter Par und fünfzehn Schläge besser, als Gary jemals auf irgendeinem Golfplatz gespielt hatte.
    Gary reichte Forest seine Karte zum Überprüfen und Unterschreiben. Forest nahm sie und steckte sie, ohne sie eines Blickes zu würdigen, in die hintere Hosentasche. Er war noch immer stirnrunzelnd über Garys Karte gebeugt. Dabei sah er aus, als würde er komplizierte Algorithmen berechnen. Was soll der Scheiß, dachte Gary. So schlimm kann’s ja nicht …
    »Du solltest das vielleicht überprüfen«, sagte Forest, als er ihm schließlich die Karte übergab. »Ich bin mir nicht ganz sicher, ob du am achten Loch elf oder zwölf Schläge …«
    Gary starrte auf die Scorekarte, die tanzenden Säulen von Siebenen und Achten, die grässliche Zehn, die grausamen Zwillingsstriche der Elf, die Fünfzehn, die er beim elften Loch gebraucht hatte, wo er zwei Drives ins Aus gespielt hatte und sein anschließender Annäherungsschlag – als wäre das alles noch nicht genug – übers Grün hinausgeflogen war, ins dichteste Rough. Eine Sieben am fünfzehnten, einem Par-drei-Loch? Konnte das stimmen? Sicher hatte er … nein, es stimmte.
    Während seine Augen sich bemühten, die Zahlen eine nach der anderen bis zum Ende der Karte durchzugehen, und sie langsam in Richtung des Endergebnisses wanderten, fühlte er sich wie jemand, der einen Horrorroman liest und bereits weiß, dass am Ende der Seite irgendeine fürchterliche Gräueltat geschehen
wird, und deshalb aus den Augenwinkeln heraus schon diesen entsetzlichen Satz erkennt, der weiter unten zwischen zwei großen Textblöcken steht. So etwas wie:
    »Das Wesen war im Haus.«
    Gary gab auf. Sein Blick huschte herunter ans Ende der Tabelle.
    117.
    Er hatte hundertsiebzehn Schläge gebraucht.
    Mit seinem Putter unter dem Arm entfernte er sich ganz ruhig von seinen Spielpartnern und ging in die Mitte des Parkplatzes. Etwas weniger ruhig hob er den Putter wie ein Schwert mit beiden Händen über den Kopf. Ganz und gar nicht mehr ruhig begann er, mit dem Metallkopf des Schlägers immer wieder auf den Asphalt einzuschlagen, während er alles andere als ruhig brüllte: »FICKPISSE! FICKPISSE! FICKPISSE!« Jede Wiederholung des Kraftausdrucks wurde unterstrichen von einem erneuten Krachen des Putters und vom Splittern des heißen Betons.
    Die edle und vornehme Tradition der Golfschlägerzerstörung wird seit Hunderten von Jahren gepflegt und ist selbst den höchsten Kreisen des Sports nicht fremd. Bereits in den Fünfzigern hatte sich der legendäre texanische Tour-Pro und dreimalige Masters-Zweite Dirk Munter Jr. einmal während einer Übungsrunde derart über seinen Driver ereifert, dass er den Schläger einfach in der Tee Box fallen ließ, zum Kofferraum seines Wagen rannte, um kurz darauf mit einer Pumpgun zurückzukehren, die er immer wieder in den Kakiholzkopf seines Schlägers entleerte, bis dieser sich endlich in rauchendes Kleinholz verwandelt hatte. Als schließlich sämtliche Energie und Munition verbraucht war, beugte sich Munster über den verkohlten Leichnam aus Holz und Metall und flüsterte: »Wem tut es jetzt leid, du Arschwichser?«
    Oder der bullige Kevin McKerrick, Veteran des Irish Ryder Cups: Als er 2003 bei den US Open am siebzehnten Loch den
Ball mit einem Eisen fünf ins dichte Rough gedroschen hatte und sich damit aus der

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