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Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs

Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs

Titel: Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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Neuer Ball. Erster Abschlag. Billy nahm sich fest vor: Diesen Ball werde ich bis ins nächste Jahrhundert prügeln.
    »Entspann dich einfach.« Bert flüsterte jetzt beinahe. Gary spürte, wie ihn eine merkwürdige Gelassenheit überkam, als er zum Grün rübersah – der Pin war auf den Meter genau hundertfünfzig Meter von ihm entfernt. »Siehst du den Schlag?«
    Professionelle Golfer besitzen die Eigenschaft, sich den Schlag, den sie gerade ausführen wollen, detailgenau vorzustellen. Sie können ihn sehen, noch bevor sie ihn ausgeführt haben. Gary hatte das schon häufig versucht, aber die Ergebnisse waren immer ziemlich armselig gewesen. Wie Kinderzeichnungen, eher Gekritzel und Gekrakel im Vergleich mit den technischen Zeichnungen in den Köpfen der Pros. Aber in diesem Augenblick, während Bert auf ihn einflüsterte und der Whiskyhauch sanft über ihn hinwegwehte, ihn an seinen Vater erinnerte, blickte er hinüber zum Grün und konnte den Flug seines Balls sehen: ein hoher, weiter Bogen, der sich leicht in den sanften Wind lehnte. Bert spürte, dass Gary nicht mehr anwesend war. Er hatte sich irgendwo in seinen Kopf zurückgezogen. Bert trat zurück, und Garys Welt war nur noch Frieden und Stille, als er seinen Schläger zurückschwingen ließ.
    Am ersten Tee sauste Billy Douglas’ Driver mit all der erbarmungslosen Kraft herab, die Golf zu entfesseln vermag. Der Spaxon schoss vom Tee, und für den Bruchteil einer Sekunde
sah es so aus, als könnte es ein guter Schlag werden. Dann begann der Ball auszuscheren und drehte scharf nach rechts: Seine irre Flugbahn war das Ergebnis einer Kombination aus dem Slice, den Billy geschlagen hatte, und dem winzigen Riss im ungleichmäßig gewichteten Kern des Balls. Einer von Tausenden. Einer von Millionen. »Ach du Scheiße«, rief einer seiner Partner.
    Garys Schläger schwang sich wie von allein. Sein Abschwung war elegant und muskulös. Er sah plötzlich aus wie ein komplett anderer Golfer. Den Kontakt mit dem Ball spürte er nicht einmal. Es war, als wäre der Ball gar nicht da.
    Eine perfekte Verbindung.
    Er blickte auf und sah den Ball, wie er sich vom Himmel abhob, auf dem Höhepunkt der Flugbahn fast stillzustehen schien und, genau wie er es sich ausgemalt hatte, leicht nach links abdriftete und auf das Grün zuflog.
    »Ein echter Golfschlag«, flüsterte Bert. Das größte Kompliment in diesem Sport.
    »Heilige Scheiße!«, sagte Gary, verharrte in der Schlussposition, den Schläger elegant auf den Rücken gewinkelt und den Mund sperrangelweit geöffnet.
    »Achtung!«, kreischte Billy Douglas in dreihundert Metern Entfernung. Abwind. Unhörbar.
    Garys Ball landete etwas rechts von der Fahne, nur knapp vier Meter von ihr entfernt auf dem Grün. Er sprang einmal auf und rollte nach links in Richtung Loch. Noch zwei Meter, noch ein Meter …
    »Alle Achtung, das ist nah dran«, sagte Bert.
    »Los, weiter, du Sch…«, setzte Gary an.
    Der grotesk angeschnittene Spaxon zischte an Berts Ohr vorbei, verpasste ihn um fünf Zentimeter und donnerte mit achtzig Stundenkilometern in Garys rechte Schläfe. Alles um ihn herum wurde schwarz, und der Boden raste ihm entgegen.

    Er konnte nicht sehen, wie Billy Douglas den sanften Hang des ersten Fairways hinab auf sie zugelaufen kam.
    Er konnte nicht hören, wie Bert wieder und wieder seinen Namen rief.
    Er konnte nicht sehen, wie sein Ball ins Loch fiel.
    Nichts.

Teil Zwei
    »Das Gehirn ist das ultimative Adaptionsorgan.
Es nimmt Informationen auf und orchestriert komplexe
Verhaltensabläufe, welche dem Menschen erlauben,
auf manchmal wunderbare, manchmal schreckliche Art
zu handeln.«
    Jack P. Shonkoff und Deborah A. Phillips (Hrsg.), From Neurons to Neighborhoods
     
     
     
»Ich weiß, warum wir versuchen, die Toten am Leben zu erhalten: Wir versuchen sie am Leben zu erhalten, damit sie bei uns bleiben.«
    Joan Didion, Das Jahr magischen Denkens

14
    DAS NORTH AYRSHIRE GENERAL HOSPITAL IST EIN WEITVERZWEIGTER Komplex aus den achtziger Jahren in weiß und schokoladenbraun. Er liegt etwa fünfzehn Kilometer östlich von Ardgirvan am Rand einer größeren Stadt namens Kilmarnock. Mit dem NADGE, wie es die Einheimischen nennen, verband Cathy Irvine nicht gerade die besten Erinnerungen.
    Als das Krankenhaus gerade eröffnet worden war, hatte sie hier unten im Geschenkartikelladen Süßigkeiten und grellbunte Plastikspielsachen gekauft, damit ihre Jungs beschäftigt waren, während oben ihr Vater starb. Hier in der Cafeteria

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