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Combat Planet: Roman (German Edition)

Combat Planet: Roman (German Edition)

Titel: Combat Planet: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Remic
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blickte und sich fragte, auf welchen Wahnsinn er sich da eingelassen hatte.
    Ich tu’s für Kat. Für Moll. Für Toff.
    Das war sein Mantra geworden, das Einzige, das ihn daran hinderte, den Verstand zu verlieren.
    Dex quälte sich weiter, schob sich um die Klippe herum, unter ihm zischten und brausten die Wellen, auf dem wogenden silbernen Ozean glitzerten die Neonlichter. Sein Mund war trocken vor Angst, und selbst die SMKK und die Makarov machten ihm wenig Mut. Was nützten einem Kugeln, wenn man als zerschmetterte Leiche drunten auf den Felsen lag? Vielleicht hätte ich durch den Vordereingang gehen sollen. Vielleicht hätte ich das Risiko eingehen sollen, auf Wachen zu treffen … Scheiße. Dreimal Scheiße und leck mich doch am Arsch.
    Er kroch weiter. Über ihm ragte das Achterbahnmuseum auf und verschmolz übergangslos mit den Felsenklippen. Dex begann, seinen Weg vertikal auszurichten, bis er senkrecht die Wand hochkletterte und die Dunkelheit sich über ihn stülpte wie geschmolzener Samt und die Sterne aufblitzten, ihm mit einer fernen, kalten Bosheit zuzwinkerten. Solche weiten Räume. Solche Kälte. Eine Ewigkeit aus Leere. Das war nicht gut. Nicht gut.
    Dex schob sich nach oben, und an einer Stelle rutschte sein Stiefel ab. Seine Finger krallten sich fest, so fest, dass er dachte, die Knochen würden als Splitter das Fleisch durchstechen. Er spürte, wie ein Fingernagel abbrach und hätte am liebsten geschrien, als die Schmerzen durch seine Finger, Sehnen und den Unterarm rasten.
    Er schaute hinunter, sein Stiefel kratzte am Felsen entlang wie bei einem spastischen Discotanz, und mit zusammengebissenen Zähnen und angespannten Kiefermuskeln kämpfte er – kämpfte um sein Überleben.
    »Verdammte Scheiße!«
    Sein Fuß fand wieder einen Halt, und er presste sich dicht an den Fels. Sein Gesicht war nass vor Schweiß, die Haare klebten als feuchte Strähnen an seinem Schädel. Er blinzelte, als Sterne vor seinen Augen tanzten, und sog in tiefen Zügen Sauerstoff ein wie ein Sterbender, der vom Grund eines Sees auftaucht.
    »Was für eine verdammte Scheiße!«
    Dex sammelte sich und kletterte weiter, weiter, weiter. Bis er die schimmernden Mauern des Monolith Achterbahnmuseums erreichte. Sechs Meter über ihm befand sich ein riesiges Neonschild, das flackerte und flimmerte und glitzerte. Er war zu dicht dran, um lesen zu können, was die Worte bedeuteten. Und das war vermutlich besser so, denn Dex verspürte nicht den Wunsch, über Reklame zu klettern, die Schund anpries. Vor allen Dingen nicht, wenn sie für Fatty Fat Burgers oder Fizzy Sperma Cola-Produkte warb …
    Dex keuchte, und die stechenden Schmerzen in seiner Brust ließen ihn zusammenzucken. Seine Lungen fühlten sich an, als wären sie abgeraspelt worden. Seine Beinmuskeln fühlten sich an, als hätte man sie von den Knochen geschält und mit einem Hammer bearbeitet. Und seine Fingerspitzen … als hätte er sie in Salzsäure getaucht. Kurz gesagt: Er fühlte sich beschissen.
    Er gönnte seinem Körper eine kleine Ruhepause, während er nach links und rechts spähte, um nach Kameras zu suchen und festzustellen, ob man ihn vielleicht in irgendeiner Weise beobachtet hatte. Dann stemmte er sich an der glatten Wand empor, wobei er mit den Fingern nach Spalten zwischen den gigantischen schwarzen Blöcken tastete, bis er ächzend das Neonschild zu fassen kriegte und sich auf den unteren Balken eines E hievte. Er hielt sich fest, lehnte sich zurück und schaute nach oben, auf der Suche nach dem niedrigsten Fenster oder einem anderen Einlass. Es gab »mittelalterliche Schießscharten«, wie das Werbematerial des Themenplaneten diese Öffnungen zweifelsohne bezeichnete, aber selbst aus großer Entfernung betrachtet waren die Schießscharten, die Dex gesehen hatte, so breit, dass ein Mann mühelos hindurchpasste – was das Konzept einer Schießscharte ad absurdum führte. Diese Burg sollte nicht gegen Angreifer verteidigt werden, diese Burg sollte cash zahlenden Touristen Vergnügen bereiten. Das musste Dex sich ständig ins Gedächtnis rufen, denn dieses Prinzip entsprach halt der Natur des Themenplaneten.
    Gebaut von Irren, besucht von Idioten! Das sollte der Werbeslogan sein! Noch so eine Bande von Verrückten!
    Dex kletterte weiter. Der Wind zerrte an ihm wie ein lästiger Hund.
    Er kletterte und kletterte. Schweiß tropfte von seiner Stirn und lief ihm in die Augen, die wegen des Salzes zu brennen anfingen.
    Er kletterte. Seine Finger bluteten.

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