Combat Planet: Roman (German Edition)
anstrengten, sich nach Möglichkeit nicht anstrengen zu müssen. Nur selten begegnete Jmes einem Studenten, der seiner Aufmerksamkeit wirklich würdig war, und diese »würdigen« Ausnahmen waren in der Regel weiblich, brünett und üppig und hatten eine »Schwäche« für ältere Herren.
An diesem heiteren, sonnigen Tag, mit Sonnenstrahlen, in denen Staubkörnchen tanzten, und den fernen, gleichförmigen Geräuschen der Achterbahnen, die am Horizont des Themenplaneten rumpelten und von Tausenden – nein, Millionen – begeisterter Schreie begleitet wurden, konzentrierte sich Jmes auf seine kleine Gruppe und sagte »Holen Sie Ihre EPads heraus«, während er mit der Hand geistesabwesend seinen grauen, stoppeligen Bart rubbelte.
Die sechs Studenten taten, wie ihnen geheißen, und Jmes ertappte eine junge Brünette, eine neue Studentin auf dem Campus, dabei, wie sie ihn hinter ihrem EPad schüchtern beäugte. Mit der Zungenspitze leckte sie sich die trockenen Lippen, und ihre großen, babyblauen Augen flackerten kokett zwischen seiner rundlichen Gestalt und ihrer Arbeit hin und her. Jmes musterte sie abschätzend und suchte rasch nach ihrem Namen auf seiner Liste. Karenta. Ein entzückender Name. Jmes richtete seinen Blick wieder auf sie, und sie schaute ihm direkt in die Augen, den EPen zum Schreiben erhoben. Sie hatte eine wahre Lockenmähne und herrliche Brüste. Herrliche Brüste.
Er riss sich zusammen und sagte: »Okay, heute behandeln wir das ergonomische Achterbahn-Design. Wie Sie wissen, konstruiert Monolith Achterbahn-Systeme jeden einzelnen Rollercoaster auf dem Themenplaneten, und bei diesen Konstruktionen richtet sich das Hauptaugenmerk natürlich auf die Sicherheit. Auf die Sicherheit der Passagiere, die Sicherheit der Fahrtkontrolleure, und nicht zuletzt – wenn Alien-Organismen als Bestandteil eines Achterbahnsystems benutzt werden – auf die Sicherheit dieser Organismen selbst.«
Sein Blick wanderte über die Klasse. Der Punk mit der pinkfarbenen Irokesenfrisur döste hinter seinem EPad. Das fette Mädchen zur Linken popelte sich mit dem Ende ihres EPens in der Nase. Der pickelige Teenager an der rechten Seite fummelte durch seine Hose an seinem Pimmel herum, zweifelsohne, weil er entweder a) seinen Schwengel nach einer spontanen und ungewollten Erektion, hervorgerufen durch die Nähe von Karentas größtenteils sichtbarem Busen – sie trug ein naiv aufreizendes durchsichtiges Plastikkleid – neu ausrichtete, oder weil er b) seinen Schwengel nach einer erbärmlichen, hastigen, heimlichen Masturbation, hervorgerufen durch die Nähe von Karentas größtenteils sichtbarem Busen, neu ausrichtete. Dr. Jmes schnalzte ärgerlich mit der Zunge.
»Ist alles okay, Jmes?«, fragte Karenta und zwinkerte ihm mit diesen großen, babyblauen Augen zu.
Jmes klappte ein wenig den Mund auf und zu, so verblüfft war er über diese Anrede. Immerhin war er ein Doktor mit einem PhD in Achterbahn-Vergnügen, und obendrein ein offiziell berufener Professor, der sich auf die Erforschung der Achterbahn-Vergnügen spezialisierte. Man redete ihn mit »Doktor« an. Oder mit »Professor«. Selbst »Sir« oder »Gott« wären angemessen gewesen. Jmes war es nicht gewohnt, dass man ihn aus schludriger Ignoranz falsch anredete, und während verschiedener Lehrveranstaltungen hatte er tatsächlich etliche Studenten aller Altersstufen wegen mangelnden Respekts scharf gerügt. Als sein Verhalten einmal dazu geführt hatte, dass eine Gruppe von Studenten innerhalb seiner eigenen Anhängerschaft sich selbst »Dr. Narziss’ Club der Einsamen Herzen« nannte, störte dies ihn keineswegs, mäßigte ihn jedoch mitnichten und brachte ihn auch nicht von seinem Kurs ab. Selbst als ein junger Bursche ihm einmal tatsächlich ins Gesicht sagte, er sei ein »Gemeiner alter Dr. Hinterfotzig«, zitterten seine Lippen nur ein ganz kleines bisschen, allerdings wurde die fürchterliche Tracht Prügel, die das mit Drogen vollgedröhnte kleine Arschloch hinterher bezog, mit keiner Silbe in der Studentenzeitung Anarchy News – »Für Den Wahren Anarchisten! (Ohne Dein Studium Zu Beeinträchtigen)« erwähnt.
»Ähm«, sagte Jmes, außerstande, sich zu zügeln, bevor seine schrullige Pedanterie die Oberhand gewann, » korrekterweise müssen Sie mich mit Doktor, Professor oder einfach nur Sir anreden. Allerdings ziehe ich Professor vor. Denn ich habe diese Position nicht ohne die entsprechende Leistung erreicht, wissen Sie, junge Dame.«
Karenta
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