Combat Planet: Roman (German Edition)

strömte und ergoss sich in ihren Geist, in die Leitungen ihres Gehirns, die dafür konzipiert waren – und dann schwamm und driftete sie im Leben dieses Mannes, und Zi war bei ihr und hielt ihre Hand, und Zi war nackt und wunderschön und schwarz – es war nicht das Schwarz einer anderen Rasse, sondern ein metallisches Schwarz, als sei ihre Haut durchdrungen von der stählernen Legierung der FREUNDIN …
    –Lass mich, sagte Zi, und Amba gestattete ihr den Zugriff und das Eindringen und die totale, absolute Kontrolle, denn hätte sie es selbst versucht, wäre ihr Gehirn kollabiert ob der schieren Menge an Gedanken und Emotionen, eines ganzen Lebens innerhalb ihres eigenen Lebens, eines Verstandes in einem Verstand, der darum kämpfte, sich zu befreien.
    Zi forschte und kanalisierte und arbeitete.
    Und Zi lächelte sie an, und ihre Zähne waren glänzend schwarz, ihre Zunge war schwarz, ihre Augen waren schwarz und glühten, in ihnen brannte das Licht eines fremdartigen Orts. Zi drückte Ambas Hand, tröstete die Anarchy -Androidin.
    –Du bist sicher, bedeutete der Händedruck. Bei mir bist du sicher …
    Mit einem jähen Ruck öffnete Amba die Augen. Sie zitterte, als sei jemand über ihr Grab gewandelt. Alles, die Welt und das Leben und die Evolution, war verschwommen. Allmählich trat Klarheit ein, und Amba schüttelte den Kopf. Sie hustete einmal und starrte Jmes an.
    Zusammengesunken saß er gegen seinen Schreibtisch gelehnt da und schwankte ein wenig. Er schien bei Bewusstsein zu sein, wenn auch benommen, was sehr gut möglich war, denn in seinem Gehirn steckte eine Kugel. Während Amba ihn beobachtete, quoll wieder ein dünnes Blutrinnsal aus der Eintrittswunde und tröpfelte die Stirn des Professors hinunter. Dann, wie ein rückwärts ablaufender Film in Zeitlupe, tauchte ein kreisrundes Objekt aus Stahl in dem dunklen Loch auf und füllte es aus. Es gab ein leises, knirschendes Geräusch von Metall auf Knochen, und die Kugel kehrte von ihrer Erkundungsbohrung zurück. Jmes hob eine Hand, und mit einem winzigen Schmatzlaut zog er sich die Kugel selbst aus dem Schädel.
    Stumpfsinnig glotzte er auf das kleine Stahlding in seiner Hand. Sein Mund bewegte sich krampfhaft, die Kiefer klappten auf und zu, bis er schließlich zu Amba hochblickte und den Kopf schräg neigte. In seinen Augen standen Fragen, sein Gesicht war schmerzverzerrt.
    »Sie wissen Bescheid?«, fragte er schließlich.
    »Ich weiß Bescheid. Lady Goo Goo befindet sich derzeit in einem geschützten Versteck in Monoliths FireIce Mountain Hochsicherheits-Militäreinrichtung.«
    »Sie kommen nie an sie heran«, sagte Jmes.
    »Wir werden sehen.«
    »Ich verrate nichts.«
    »Häh?« Amba hatte sich abgewandt und nahm das dunkle Zimmer in Augenschein. Draußen war die Sonne gänzlich hinter dem Horizont verschwunden. Trotzdem ging die endlose Party auf dem Themenplaneten weiter. Leute lachten und jauchzten.
    »Ich verrate nichts. Wenn Sie mich am Leben lassen.«
    Amba stand auf. Ein Feuerwerk beleuchtete den Himmel, funkelnde Schlangen, breit und hoch wie CubeScraper, sausten knatternd in die Höhe und füllten die Welt mit Sternen. Silberne und goldene Blüten glitzerten. Künstliche Blitze gabelten sich und verblassten.
    Nach diesem Spektakel trat eine tiefe Finsternis ein.
    Amba hob ihre FREUNDIN an und schoss Professor Jmes Kooky aus nächster Nähe ins Gesicht. Dieses Mal war es eine richtige Kugel, die sein Gehirn und seinen Schädel über die Seitenwand des Schreibtischs verspritzte.
    »Keiner bleibt am Leben«, sagte Amba, verwahrte die FREUNDIN in dem Halfter in ihrer Brust, drehte sich um und verließ den Raum.

6
    Labyrinth
    Im Schatten der türkisgrünen Bäume blieb Dex stehen, lehnte sich gegen einen glatten, glänzenden Stamm und beobachtete das Hotel. Alles erschien normal. Da war kein einschüchterndes Polizeiaufgebot, keine Spurensicherung, was an sich schon unglaublich war, denn technisch gesehen hatten in diesem Gebäude sowohl die Entführung als auch der Mord beziehungsweise die Morde stattgefunden. Seit vielen Jahren arbeitete Dex bei der PUF , er kannte die Protokolle, und das ganze verfluchte Hotel hätte abgesperrt und vor Leuten von der Forensik wimmeln müssen. Allerdings war dies eine Welt, in der der Tourismus über alles ging. Er hatte Berichte über den Themenplaneten gelesen. Einmal hatte eine Terroristenorganisation der Provax, die sich »Die Söhne der Realität« nannte, gefordert, wegen der im Helix-Krieg