Coming Home
denn?«
»Oh nein, bitte keine Debatte, nicht jetzt«, dachte Megan unglücklich, während sie im Geiste noch einmal alles durchging, um sicher zu sein, dass sie nichts vergessen hatte.
»Hast du schon vergessen, dass ich mit Julie zu ihrer Mutter fahre?«, fragte sie laut, während sie einen Schlafanzug in die Tasche stopfte. »Sie war doch hier, und wir haben dich extra gefragt, und du warst einverstanden.«
»So, war ich das?«, knurrte er missmutig, während er jede ihrer Handbewegungen mit Argusaugen verfolgte. »Na dann wird es wohl so sein.«
Erleichtert atmete Megan auf, doch im gleichen Moment griff er plötzlich nach der Tasche, drehte sie um und kippte den Inhalt auf den Boden.
»Was machst du denn da?«, fragte sie entsetzt.
»Ich möchte nur mal sehen, was du so eingepackt hast, um sicher zu sein, dass du wirklich zu Julies Mutter fährst und nicht zu irgendeinem Stelldichein.«
Er wühlte in ihren Sachen herum, und Megan war froh, dass er nicht sehen konnte, wie sie rot wurde. Glücklicherweise hatte sie Julies Rat nicht befolgt und sich Dessous gekauft, nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn er so etwas jetzt hier in ihrer Tasche gefunden hätte.
»Wozu brauchst du das Kostüm und die Stöckelschuhe?«, fragte er jetzt misstrauisch.
»Meine Güte, Julies Mutter hat Geburtstag, soll ich da etwa wie der letzte Penner herumlaufen?«, erklärte sie genervt, wiederum froh, dass sie sich entschieden hatte, für die Zugfahrt wie immer eine Jeans und eine gewöhnliche Bluse anzuziehen.
Zum einen würde das bei Brad keinen Verdacht erwecken, zum anderen hatte ihr der Gedanke, fünf Stunden in einem kurzen Rock neben David im Zug zu sitzen, auch nicht wirklich gefallen.
Verärgert nahm sie ihm die Sachen aus der Hand und stopfte sie wieder in die Tasche.
»Und jetzt lass mich in Ruhe fertig packen, Julie wird jeden Augenblick hier sein, und ich will mich noch von Lisa verabschieden.«
Er packte sie am Arm. »Wie lange bleibst du weg?«
»Wenn ich Julie richtig verstanden habe, sind wir morgen Abend wieder da«, sagte sie, während sie versuchte, sich von ihm loszumachen.
»Zwei Tage ohne dich – wie wäre es, wenn du dich dann wenigstens angemessen von mir verabschieden würdest«, grinste er und fuhr mit seiner freien Hand unter ihre Bluse.
»Nein«, schoss es ihr voller Panik durch den Kopf, »nicht jetzt, nicht heute, nicht genau heute, kurz bevor …«
In diesem Augenblick läutete es an der Tür, und erleichtert riss sie sich von ihm los.
»Das ist Julie«, sagte sie hastig, und stürzte über den Flur, um zu öffnen.
»Hey Megan, bist du fertig?«, begrüßte die Freundin sie fröhlich.
»Gleich, ich will mich nur noch schnell von Lisa verabschieden, komm doch noch einen Moment herein.«
Julie stand abwartend im Flur, erwiderte gelassen Brads unfreundlichen Blick, während Megan rasch in Lisas Zimmer verschwand und kurz darauf wieder heraus kam.
»Okay, alles klar, wir können fahren.«
Sie wollte nach ihrer Tasche greifen, da packte Brad sie erneut am Arm.
»Sei morgen Abend pünktlich wieder hier, und komm nicht auf die Idee irgendwelche Dummheiten zu machen. Wenn ich rauskriege, dass du dich mit irgendeinem Kerl eingelassen hast, kannst du dich warm anziehen«, warnte er sie gereizt. »Ich lasse mich nicht von dir verarschen.«
Julie zog Megan von ihm weg und machte einen Schritt auf ihn zu.
»Wenn du sie noch einmal so anpackst, oder ihr drohst, gehe ich zur Polizei und zeige dich an.«
26
W enig später saßen die beiden Freundinnen in Julies Auto und waren unterwegs zum Bahnhof.
»Dieses miese Schwein, ich hätte ihm am liebsten die Augen ausgekratzt. Der hat doch gar nichts anderes verdient, als dass du ihn betrügst.«
»Julie, bitte hör auf damit«, sagte Megan tonlos. »Es ist so schon alles schlimm genug, auch ohne dass du mich jetzt noch daran erinnerst.«
»Entschuldige Süße, aber wenn ich sehe, wie er dich behandelt, dreht sich mir der Magen um.«
Den Rest der Strecke legten sie schweigend zurück; vor dem Bahnhof hielt Julie kurz an, hob Megans Tasche aus dem Kofferraum und drückte die Freundin dann zum Abschied kurz an sich.
»Ich wünsche dir zwei wunderschöne Tage, und eine wunderschöne Nacht«, sagte sie leise, und gab ihr mit einem verschmitzten Lächeln noch eine kleine Tüte in die Hand.
Überrascht schaute Megan hinein, und ihr Blick fiel auf ein kleines Bündel aus Satin und Spitze, in diversen Farben.
»Die habe ich dir gekauft, da mir klar war, dass du selbst das
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