Coming Home
Durcheinander zu beseitigen. Als sie beide gleichzeitig nach einem Plätzchen griffen, berührten sich ihre Finger, und Megan durchzuckte es wie ein Stromschlag. Abrupt zog sie ihre Hand weg und stand auf.
»Lass nur, den Rest kehre ich dann auf.«
Sie standen da und schauten sich schweigend an.
»Seit wann bist du wieder hier?«, wollte er dann wissen.
»Seit ein paar Wochen«, erwiderte Megan einsilbig.
Erneut kehrte Stille ein.
David räusperte sich. »Du siehst gut aus«, stellte er dann leise fest. Als sie keine Antwort gab, fuhr er unsicher fort: »Können wir …«
»Du solltest jetzt besser gehen«, schnitt sie ihm das Wort ab. »Ich muss Jamie baden, es ist schon spät und er muss bald ins Bett.«
»Ja«, nickte er widerstrebend, »für Sarah wird es auch Zeit.«
»Ich gehe sie holen«, murmelte Megan und verschwand nach oben.
Sarah, Jamie und Lisa saßen in Jamies Zimmer auf dem Fußboden und spielten immer noch ihr Brettspiel.
»Sarah, dein Dad möchte jetzt gehen«, unterbrach Megan die drei, und als Jamie noch einmal mit nach unten kommen wollte, schüttelte sie den Kopf. »Oh nein junger Mann, du marschierst jetzt ins Bad.«
»Och«, seufzte Jamie enttäuscht und zog eine Schnute, trottete dann aber folgsam hinaus, und Megan wandte sich an ihre Tochter.
»Kannst du bitte Sarah und ihren Vater verabschieden?«
»Warum denn ich?«, fragte Lisa genervt, doch als sie das blasse Gesicht ihrer Mutter bemerkte, nickte sie. »In Ordnung.«
Sie verschwand mit Sarah nach unten, und Megan folgte Jamie ins Bad und ließ ihm Wasser in die Wanne. »Kletter schon mal rein, ich bin gleich wieder da.«
Vom oberen Treppenende sah sie noch, wie Sarah und David sich von Lisa verabschiedeten und dann hinaus gingen. In der gleichen Sekunde, als sich die Tür hinter den beiden schloss, war es mit ihrer Beherrschung vorbei. Der Schmerz über das plötzliche, unvorbereitete Wiedersehen trieb ihr die Tränen in die Augen, sie stürzte in ihr Schlafzimmer, warf sich weinend aufs Bett und wünschte, sie wäre nie zurückgekommen.
»Julie, kannst du vielleicht herkommen?«, fragte Lisa, nachdem sie beunruhigt die Nummer der Freundin ihrer Mutter gewählt hatte. »Mom liegt in ihrem Bett und weint sich die Augen aus dem Kopf, und mit mir will sie nicht reden.«
Ohne zu zögern, sagte Julie zu und traf knapp zwanzig Minuten später im Haus der Turners ein.
Während Lisa Jamie badete und ihm dann in der Küche ein Brot schmierte, betrat Julie leise das Schlafzimmer und setzte sich zu Megan aufs Bett.
»Hey Süße, was ist denn los?«, fragte sie besorgt. »Machst du dir solche Sorgen wegen des Geldes?«
Unter Tränen berichtete Megan ihr von Davids plötzlichem Auftauchen, und tröstend nahm Julie sie in die Arme. Sie sagte nichts, hielt sie einfach nur still fest, und nach einer Weile hatte Megan sich ein wenig beruhigt und ließ sich wieder in ihre Kissen sinken.
»Am besten schläfst du jetzt und ruhst dich aus, du brauchst deine Kräfte«, sagte Julie, »Ich schaue nach den Kindern, und alles Weitere wird sich finden.«
Megan schloss die Augen, Julie zog ihr fürsorglich die Decke zurecht und ging dann leise nach draußen.
Zusammen mit Lisa brachte sie Jamie ins Bett, dann machten sie sich daran, die letzten Überreste der Kekse in der Küche aufzukehren.
»Was ist los mit Mom?«, wollte Lisa wissen.
»Ich glaube sie ist einfach nur ein wenig erschöpft«, sagte Julie ausweichend, »der Umzug, die Renovierung, die Jobsuche – das war wohl alles ein wenig zu viel in den letzten Wochen.«
Lisa warf ihr einen kritischen Blick zu.
»Ich glaube eher, dass es etwas mit Sarahs Vater zu tun hat«, stellte sie dann fest. »Er ist doch der Mann, der mal bei uns war, dieser David.«
»Das weißt du noch?«, entfuhr es Julie überrascht.
»Ja, er war damals sehr nett gewesen, und ich kann mich noch gut an den Kuchen auf dem Fußboden erinnern.«
»Das ist lange her und längst vergessen«, murmelte Julie und wich dem durchdringenden Blick der Siebzehnjährigen aus.
»Waren die beiden damals ein Liebespaar?«
Julie starrte sie entgeistert an. »Wie kommst du denn darauf?«
»Naja, sie muss ihn ja mal sehr gern gehabt haben, wenn sie so weint, nachdem er hier aufgetaucht ist. – Außerdem …« Sie stockte, biss sich auf die Lippe.
»Außerdem?«, fragte Julie stirnrunzelnd.
»Jamie sieht genau aus wie er.«
48
N achdem Julie ihren ersten Schreck überwunden hatte, nahm sie Lisa an der Hand, zog sie hinüber ins Wohnzimmer und
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