Commander Perkins 04 - Im Land der gruenen Sonne
durchsichtig. Hoffmann glaubte, unter ihnen eine Bewegung erkennen zu können, so als ob kleinere Geschöpfe in und unter den Platten lebten.
Die Neptuner zogen sich bis in den äußersten Winkel der vorderen Höhle zurück. Keiner von ihnen kümmerte sich um die kleine Schuppengestalt, die etwa zehn Meter von dem amphibischen Wesen entfernt immer noch am Shaddy spielte.
Es schien, als sei der kleine Neptuner, offenbar ein Kind, unfähig zu flüchten.
Da trat plötzlich eines der Wasserwesen vor. Es hielt eine riesige Muschel in den Armen, die einen Durchmesser von etwa einem Meter hatte. Über die Hohlseite spannten sich drei Saiten.
Es strich mit einem Stock über die Saiten und entlockte dem Instrument eine Reihe von Tönen, die ohne Zusammenhang zu sein schienen, so daß sich für die Ohren Peter Hoffmanns keine Melodie ergab. Für ihn klang dieses Instrument noch schlimmer als Luckys Geschrei.
Das Meeresungeheuer richtete sich schnaufend auf. Es öffnete das Maul und zeigte sein Raubtiergebiß, bei dessen Anblick es dem Major eiskalt über den Rücken lief. Dennoch zögerte er nicht länger. Er wußte instinktiv, daß das amphibische Wesen den kleinen Neptuner mit einem Sprung erreichen konnte. Er rannte zum Shaddy, riß das Kind an sich und flüchtete damit zu den Wasserwesen.
Das Saitenspiel endete abrupt. Der Neptuner legte das Instrument auf den Boden und wandte sich ab.
Wieder lag diese lauernde Stille über der Höhle. Die Neptuner flüchteten schweigend bis in den Durchgang zur hinteren Höhle, so, als würden sie durch den Major bedroht.
Camiel erfaßte die Gefahr augenblicklich.
Er eilte zu Peter Hoffmann und nahm das Saiteninstrument an sich.
Er setzte den Stab an und strich damit über die Saiten.
Peter Hoffmann stöhnte auf. "Muß das sein?" fragte er. "Mit diesen Geräuschen bringst du die Höhle zum Einsturz." Camiel spielte unbeeindruckt weiter. Die Saiten schrien gequält auf. Die Muschel verstärkte die Laute zu einem Geräuschinferno, das Hoffmann Tränen in die Augen trieb.
"Ich weiß gar nicht, was du willst, Paps", erwiderte der Roboter. "Ich finde den Klang dieses Instruments ausgesprochen schön." Im nächsten Moment schien es, als wolle er allein mit dem Quietschen und Kreischen der Saiten das Ungeheuer vertreiben.
Er drückte den Stab fester gegen die Saiten und bewegte ihn noch kräftiger. Selbst die Neptuner hielten sich nun entsetzt die Ohren zu.
Das amphibische Wesen bewegte sich ruckartig auf Camiel zu.
Der Roboter wich keinen Zentimeter zurück. Er spielte weiter, als habe er seine Umgebung vergessen.
"Es reicht", rief Peter Hoffmann. "Siehst du nicht, daß du diese Bestie anlockst?" Das amphibische Wesen war nur noch einen Meter von Camiel entfernt. Neugierig betrachtete es ihn. Die bizarren Auswüchse an seinem Kopf richteten sich zu Büschen auf und wedelten durch die Luft, als wollten sie auch die geringste Tonschwingung auffangen.
Dann schob sich der mächtige Kopf vor und fuhr Camiel schnüffelnd über die Brust. Im nächsten Moment warf sich das fremdartige Wesen herum und flüchtete schnaufend und ächzend ins Wasser. Es tauchte unter und stieß einen Luftschwall aus, so daß das Wasser aufbrodelte.
Peter Hoffmann lachte laut, als Camiel das Saiteninstrument endlich auf den Boden legte.
"Hast du das auch genau bemerkt, Camiel?" erkundigte er sich scheinheilig. "Du verbreitest offenbar einen unerträglichen Gestank. Damit kannst du selbst solche Bestien in die Flucht schlagen." Seine Worte gingen in dem Jubel der Neptuner unter. Die Höhlenbewohner umringten Camiel und klopften ihm anerkennend auf die Schulter. Sie sprachen begeistert auf ihn ein. Offensichtlich erkannte keiner von ihnen, daß sie es nicht mit einem lebenden Wesen, sondern mit einer Maschine zu tun hatten.
Das "schwarze Loch"
"Was ist ein 'schwarzes Loch'?" wiederholte Miriam ihre Frage, ohne sich von dem Lärm irritieren zu lassen, der aus der zweiten Höhle zu ihr herüberhallte.
Commander Perkins setzte sich zu der Biologin auf den Boden.
"Das läßt sich nicht so leicht erklären", erwiderte er. "Ich will es jedoch versuchen. Sehen Sie, Miriam, wir glauben immer, daß Sterne unsterblich sind, daß sie für alle Zeit so sind, wie sie sind.
Aber das stimmt nicht. Sie verändern sich ständig. Sie werden geboren, und sie sterben. Alle Sterne strahlen Licht ab und geben somit Energie ab.
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