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Commissaire-Llob 1 - Morituri

Commissaire-Llob 1 - Morituri

Titel: Commissaire-Llob 1 - Morituri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmina Khadra
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ins Kino verweigert.
    „Er kann doch im Salon warten“, protestiere ich.
    „Ist er desinfiziert?“
    „Was?“
    „In dem Fall wartet er draußen“, entscheidet der
    Albino. Und verschwindet.
    Hinter der Tür höre ich Lino seufzen. Armer
    Hund! Er tut mir in der Seele leid.
    Ghoul Malek lungert gemütlich in seinem Korb-
    stuhl am Rand eines kleeblattförmigen Swimming-
    pools. Aufgedunsen vom Blut des Volks, hängt
    ihm sein Wanst bis auf die Knie herab. Als er mich
    über die Fliesen einer Allee heranschlurfen hört,
    setzt er sich hinter seiner Sonnenbrille in Szene
    und schiebt sich eine Havanna in den Schlund.
    „Tut mir leid für Ihren Begleiter, aber ich habe
    nicht nach ihm verlangt.“
    „Das ist mein Partner, er ist Polizeioffizier!“
    Der gewagte Unterton in meiner übelgelaunten
    Stimme mißfällt ihm. Offensichtlich ist er aufmüp-
    fige Bemerkungen nicht gewohnt. Er nimmt die
    Sonnenbrille ab und schleudert mir einen derart
    bedeutungsvollen Blick zu, daß mir der Schweiß
    mein verlängertes Rückgrat hinabrinnt.
    „Sie sollten Ihren Schädel mal in den Kühl-
    schrank stecken, Kommissar.“
    „Warum, Monsieur?“
    „Um Ihr Gedächtnis ein wenig aufzufrischen. Ich
    darf Sie daran erinnern, daß ich größtmögliche
    Diskretion verlangt hatte.“
    „Er ist mein Leutnant.“
    „Werden Sie ihn los.“
    Nach einem Augenblick tödlicher Stille trompe-
    tet er: „Noch eine Klarstellung: Vergessen Sie das
    Limbes Rouges. Das ist ein exklusiver Club. Au-
    ßerdem haben meine Männer diese Spur schon
    verfolgt und sind auf nichts gestoßen. Und meine
    Familie lassen Sie auch aus dem Spiel. Ich habe
    einen eifersüchtigen Bruder und ein paar verstoße-
    ne Cousins, von deren Existenz Sabrine so gut wie
    gar nichts weiß.“
    „Dann bleibt mir weiter nichts, als den guten
    Willen einer Hellseherin zu bemühen, Monsieur.“
    „Ihr Problem.“
    „Besteht für Ihre Tochter denn irgendeine Ge-
    fahr?“
    Seine Züge verformen sich zu einer empörten
    Grimasse.
    „Gefahr? Was ist das, Kommissar?“ Er setzt sei-
    ne Brille wieder auf und blickt durch mich hin-
    durch.
    Das Treffen ist beendet.
    Der Albino führt mich gewissermaßen manu mi-
    litari ab. Vor der Haustür angekommen, deute ich auf seine Weste. Er fällt tatsächlich auf diesen ural-ten Trick herein und senkt den Kopf, um zu sehen,
    was los ist. Ich nütze das aus, um ihm einen Nasen-
    stüber zu verpassen. Doch statt sich als guter Ver-
    lierer zu zeigen, versetzt mir der Schurke eine ge-
    rade Rechte auf die Prothese und stößt mich auf die
    Stufen. Lino läuft herbei, um mir aufzuhelfen. Der
    Albino betrachtet uns einen Moment lang verächt-
    lich, dann schließt er die Tür.
    „Das war ein klares Foulspiel“, erkläre ich Lino.
    „Genau“, stimmt mein Untergebener mitleidsvoll
    zu.
    „Eines Tages verpasse ich ihm meine 43er in den
    Hintern, diesem milchigen Buckelrind.“
    Lino ringt sich ein zustimmendes Kopfnicken ab.
    Ohne allzugroße Überzeugung.

    5

    Bliss Nahs ist so etwas wie das Barometer vom
    Betrieb. Wenn er hinter seinem Schreibtisch
    Däumchen dreht, ist das ein gutes Zeichen; dann
    kann man beruhigt weiter seinen Tee trinken.
    Wenn er hingegen in den anderen Abteilungen
    umherschleimt, ein Bein auf der Schreibtischkante,
    während ihm düstere Geschichten aus dem Mund
    triefen, heißt das, daß sich ein Fluch über alles legt.
    Der Kerl ist wie eine Stechmücke: Man kann sich
    nicht so recht mit ihm anfreunden. Da er sonst zu
    nichts taugt, hat er sich nach Art des Unglücks dar-
    auf verlegt, einem die Freude zu verderben.
    Ich vermute, der Direktor hat ihn mir nur zuge-
    teilt, um mich im Auge zu behalten. Seit er mir den
    Unglückspropheten ins Kielwasser gehängt hat,
    kann ich nicht einmal mehr die Wasserspülung
    ohne Wissen der Obrigkeit betätigen.
    An diesem Morgen ist er ganz außer sich, drum
    spucke ich nach altem Brauch schnell unter mein
    Hemd, um die unheilvollen Einflüsse abzuwehren.
    Lino tut, als räume er Schubladen auf, ganz of-
    fenkundig, um den Pechspritzern zu entgehen. In-
    spektor Serdj, ein unverbesserlicher Fatalist, mur-
    melt Beschwörungsformeln und Baya, die Sekretä-
    rin, steht unter Schock: Sie hat gerade bemerkt, daß
    ihr Taschenspiegel einen Sprung bekommen hat.
    „Kommissar!“ schreit Bliss, „du wirst es nicht
    glauben …“
    Der Meister der Katastrophenstimmung hat sol-
    chen Mundgeruch, daß ich mir mit der Hand vor
    dem Gesicht hin und her fächle.
    „Keine

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