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Commissaire-Llob 1 - Morituri

Commissaire-Llob 1 - Morituri

Titel: Commissaire-Llob 1 - Morituri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmina Khadra
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schnell auf
    die Beine brächte.
    Sie empfängt uns in ihrer Suite, die ihr zuvor-
    kommenderweise von einem jener menschen-
    freundlichen Administratoren und Liebhaber der
    Jugend überlassen wurde, wie sie das gute alte Al-
    gerien in Fülle hervorzubringen versteht.
    „Ja?“ zwitschert sie und läßt sich einladend auf
    einem Canapé nieder.
    „Die hier fehlt beim Abzählen.“
    „Wer?“
    „Sabrine Malek.“
    „Ich weiß Bescheid. Der Fahrer ihres Vaters hat
    mich vor ein paar Tagen aufgesucht.“
    „Und was wollte er?“
    „Er dachte, ich sei ihre Freundin.“
    „War sie denn nicht deine Freundin?“
    „Ich habe mit meinen Kunden genug.“
    Lino kritzelt etwas in seinen Notizblock. Er tut
    so, als sei es wichtig.
    „Kennst du den Papa von Sabrine?“
    „Er hat einen Mercedes und einen Albino als
    Fahrer.“
    „Ist das alles?“
    „Das ist alles.“
    Ich schaue Lino an, und Lino schaut seinen No-
    tizblock an.
    „Was genau ist eigentlich dein Beruf?“
    „Der älteste der Welt.“
    An dieser Stelle bekommt der Leutnant spitze
    Ohren, zumindest reicht es dafür, daß er den Kopf
    hebt.
    „Übte Sabrine denselben Beruf aus?“
    „Ich glaube nicht. Sie ist ein verwöhntes Mäd-
    chen. Sie macht ihrer Umgebung gern Schwierig-
    keiten. Ich bin sicher, daß sie irgendwo hier in der
    Gegend ist und zuschaut, wie sich die Leute über-
    schlagen. Sabrine ist eine launische Person.“
    Dann bleibt ihr Plastikpuppenblick an einer
    Wanduhr hängen, und sie miaut: „Ich bin spät dran,
    Kommissar. Ich muß mich noch zurechtmachen.
    Heute abend wird es voll werden, und ich muß
    mich beeilen, um früh genug dazusein.“
    „Wann hast du sie das letzte Mal gesehen?“
    „Ich kann mich nicht genau erinnern“, sagt sie
    und steht auf. „Warum fragen Sie nicht im Limbes
    Rouges ?“
    „Die Besitzerin behauptet, sich nicht an sie zu er-
    innern.“
    „Seltsam. Ich habe die beiden für siamesische
    Zwillinge gehalten.“
    Lino und ich kehren in die Rue des Lauriers-
    Roses zurück. Die Besitzerin verschluckt sich fast
    an ihren falschen Zähnen, als ich sie mit blanken
    Nippeln und nichts als einem Faden zwischen den
    Pobacken beim Umziehen überrasche.
    „Das ist hier kein Taubenschlag!“ protestiert sie.
    „… sondern ein Bordell!“
    „Ich muß doch sehr bitten, Kommissar, etwas
    mehr Anstand.“
    „Wenn Sie es sagen.“
    Der diensthabende Wachhund will mich schon
    am Ohr nehmen. Ich täusche links an und boxe ihm
    in seine Stinke-Eier. Verblüfft über mein Notfall-
    programm reißt die Luxuskokotte ihren Mund auf,
    als wollte sie gerade das fünfte Bein eines Hengs-
    tes verschlucken.
    „Was wollen Sie eigentlich?“
    „Meine Untersuchung fortsetzen.“
    „Haben Sie eine Dienstanweisung?“
    „Nur einen Scheck ohne Deckung.“
    Sie wird wütend, greift zum Telefon und wählt
    eine Nummer, die mir bekannt vorkommt.
    „He, das ist die Polente, die Sie da anrufen.“
    „Besser noch, Kommissar, ich rufe Ihren Vorge-
    setzten an.“
    Wenns weiter nichts ist!
    Ich gebe auf. Ein Fußtritt noch schnell für den
    Gigolo, Schuhgröße 43, um mir zu beweisen, daß
    ich nicht das Allerletzte bin, und schon trete ich
    schleunigst den Rückzug an.

    Am Nachmittag kommt ein Anruf von Ghoul Ma-
    lek. Er hat eine Stinkwut. Einen Moment lang
    fürchte ich, seine Hand werde aus dem Hörer krie-
    chen, um mich am Kragen zu packen.
    Lino, der zusehen muß, wie ich meine Farbe
    schneller als ein Chamäleon wechsle, denkt, ich
    stünde kurz vorm Herzinfarkt. „Ist was nicht in
    Ordnung, Kommy?“
    Mit der freien Hand befehle ich ihm, den Mund
    zu halten, während ich unterwürfig nicke und un-
    ablässig „Gut, M’sieur … Sehr wohl, M’sieur …“
    murmle.
    „Ich will Sie in dreißig Minuten bei mir sehen!“
    donnert der einstige Gott.
    „Gut, M’sieur … Sofort, M’sieur … Ich bin
    schon unterwegs, M’sieur …“

    Der Albinogorilla öffnet. Unser Anblick verdrießt
    ihn. Also wirklich! Angeekelt greift er nach einem
    Mikrophon und kündigt uns an: „Kommissar Llob,
    Monsieur. Er ist nicht allein … Gut, Monsieur.“
    Er steckt das Mikrophon weg und weist auf einen
    Gang: „Geradeaus.“
    Ich darf durch. Lino hat Pech. Als er versucht,
    über die Schwelle zu treten, stößt ihn der Albino
    zurück: „Du nicht, du Schuhputzer. Nur das Wei-
    chei.“
    Meine Linke ballt sich zur Faust, doch meinem
    Mut fehlt es an Durchsetzungskraft.
    Lino ist traurig. Wie ein kleiner Junge, dem man
    den Zutritt

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