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Commissaire-Llob 2 - Doppelweiß

Commissaire-Llob 2 - Doppelweiß

Titel: Commissaire-Llob 2 - Doppelweiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmina Khadra
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Republik, die kann einen mal.
    Irgendwann bin ich es leid, wie ein Trottel auf mein Spiegelbild zu starren, springe in meinen Zastava und rase durch die Gegend, bis der Kühler fast den Geist aufgibt. Die Gluthitze zwingt mich zuletzt, vor einer Cafeteria zu stoppen. Ich habe mir gedacht, und ausnahmsweise kein Wortspiel im Sinn gehabt, daß ein starker schwarzer Kaffee vielleicht Licht in meine finsteren Gedanken brächte.
    Die Cafeteria ist überfüllt und völlig verraucht. Obwohl vier Ventilatoren auf Hochtouren laufen, fühlt man sich wie im Hammam. Eine Bruderschaft notorischer Schreibtischschwänzer und abgedrehter Weltverbesserer setzt das Universum neu zusammen, wie es ihnen gerade durch den Sinn schießt. In den Ecken hängen gelangweilt ein paar Nutten herum. Manche von ihnen rauchen, die Wange in die hohle Hand gestützt. Andere versuchen vergeblich, das Wild mit ihrem ausgebrannten Blick anzulocken, in dem noch jener Funke glüht, der einen Spiegelreflex vom Glanz in den Augen einer Schlange unterscheidet.
    Ich setze mich an die Bar. Da der Zufall bei uns immer macht, was ihm richtig erscheint, gerate ich an Capitaine Berrah. Da sitzt er, auf dem Nachbarhocker, und starrt nachdenklich vor sich hin. Der Ärmste! Sein Profil hat nicht mehr Relief als ein Lineal. Kaum hat er mich bemerkt, beginnt er Ausschau nach Ewegh zu halten.
    »Den habe ich im Zwinger gelassen!« beruhige ich ihn.
    »Umso besser.« Er lächelt.
    Der Anblick seiner Rochenvisage schneidet mir ins Herz.
    »Ist das heute dein freier Tag?« frage ich ihn.
    »Ich warte auf jemanden.«
    Ich winke dem Kellner. Statt auf der Stelle anzutanzen, dreht der mir ostentativ den Rücken zu.
    »Ist hier wie zuhause«, weiht der Capitaine mich ein. »Tee oder Kaffee?«
    »Kaffee.«
    Er zieht eine Kaffeekanne zu sich rüber, gießt eine Tasse voll und schiebt sie mir zu.
    »Du siehst aus, als wenn du gerade aus einem Misthaufen aufgetaucht wärst, Kommissar. Ärger?«
    »Nichts Ernstes. Nur ein kleiner Durchhänger.«
    Er bietet mir eine amerikanische Zigarette an und hält mir sein Feuerzeug hin.
    »Und deine Ermittlungen?«
    »Nicht gerade ermutigend.«
    »Wir sind auch nicht viel weiter. Wir waren kurz davor, uns Zaddam Brahim zu schnappen. Du erinnerst dich? Der Afghanistanveteran. An der Ermordung von Ben Ouda beteiligt. Vor drei Tagen hat ihn uns eine bewaffnete Gruppe vor unserer Nase weggeschnappt. Gestern haben wir seine Leiche auf einer Mülldeponie gefunden. Sie haben ihn lange gefoltert, ehe er hinüber war.«
    »Ich wette, daß unter den Entführern ein ganz normal aussehender Kerl war, so groß wie ein Reklameschild, mit rasiertem Schädel und einer Birne am Ohr.«
    Der Capitaine hört abrupt auf, mit seinem Feuerzeug zu spielen.
    »Warst du etwa in der Nähe?«
    »Nein, aber ich habe einen Glatzkopf in meinem Team.«
    Ich stoße ihm mit dem Ellenbogen in die Seite und bemerke: »Ich stelle mir Fragen über Fragen und schaffe es nicht, die Leerstellen im Formular zu füllen.«
    »Vielleicht hältst du es verkehrt herum. Wir vom Geheimdienst sind überzeugt, daß eine rivalisierende Bande dabei ist, Gai’ds Bande zu liquidieren.«
    Ich nippe an meinem Kaffee, finde ihn zu süß und suche nach einem Spucknapf.
    Der Capitaine schaut auf die Uhr. Seine Faust ballt sich ungehalten.
    »Eine süße Maus?«
    »Höchstens eine, die Katz und Maus mit mir spielt. Ich glaube, man hat mich schon wieder versetzt … - Ich habe Athmane Mamar in der Klinik besucht. Er hat mir erzählt, daß du bei ihm warst, aber über den Brand in seinem Betrieb hat er sich ausgeschwiegen.«
    »Das ist so in den höheren Sphären. Man bekämpft sich untereinander, was das Zeug hält, aber dem neugierigen Gesindel gegenüber hält man dicht. Darf ich dir eine nicht ganz koschere Frage stellen, Capitaine?«
    »Unter Kollegen immer.«
    »Wie kommt es, daß der Geheimdienst nicht die Überstellung von Alla Tej verlangt hat?« Der Capitaine zieht eine Braue hoch. Sein Lächeln weitet die lädierten Nasenlöcher auf das schauerlichste aus. Er beugt sich über meine Schulter und vertraut mir an: »Eine Frage der Psychologie.«
    Ich nicke zerstreut und sage mir, das habe ich doch schon mal irgendwo gehört.
     
    11
     
    Die Nacht hat sich hinter ihrer Schwärze verborgen, die Stadt in der Tiefe ihrer Torfluchten verschanzt. Jegliches Geräusch ist verstummt, und das Schweigen hat sich in sich selbst verkrochen. Die Zeiten sind danach, daß man die Luft anhält. Wir sind im

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