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Commissaire-Llob 2 - Doppelweiß

Commissaire-Llob 2 - Doppelweiß

Titel: Commissaire-Llob 2 - Doppelweiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmina Khadra
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zuzuschieben. Er war nicht mehr wiederzuerkennen.«
    »Kein Wunder, er war enttäuscht. Seine Kumpel haben ihn ungerührt den Bach runtergehen lassen.«
    »Stimmt nicht. Ben hat das Ganze nur nicht wegstecken können. Er sah überall nur noch Feinde.«
    »Das war also der Grund, warum er sich rächen wollte?«
    »Wie bitte?«
    »Ben hatte vor, ein kompromittierendes Buch zu schreiben.«
    Abderrahmane setzt sich wieder hin, diesmal auf einen Glastisch mir gegenüber. Er wirkt entspannt.
    »Das waren ganz bewußte Verleumdungen, Kommissar. Er suchte eine Menge Journalisten auf und redete ihnen ein, er wäre im Besitz des Jahrhundertdokuments. Weil er es nicht verkraften konnte, sein Geld falsch angelegt zu haben, goß er Kübel von Mist über denen aus, die da reüssiert hatten, wo er gescheitert war.«
    »Und doch ist irgendwer dabei in Panik geraten. Sonst hätte man ihn ja wohl kaum umgelegt und seinen Tresor leergeräumt.«
    Der Gnom zuckt mit keiner Wimper. Er mustert mich amüsiert, dann formt er aus Daumen und Zeigefinger ein Loch und pustet hindurch: »Alles nur Bluff …«
    »Professor Abad glaubte ihm jedenfalls. Er hat sogar eingewilligt, mit ihm zusammenzuarbeiten.«
    »Ich bin am Anfang auch drauf reingefallen. Ich bat ihn, Beweise vorzulegen. Ben redete jedesmal nur darum herum. Mit der Zeit begriff ich, daß es nichts zu beweisen gab. Ben hatte mir ja nie das Geringste verheimlicht.«
    Ich zücke eine Karteikarte, auf die ich in Riesenlettern HIV gemalt habe. Er liest es, ohne nur einmal zusammenzuzucken, schiebt die Lippen vor und bemerkt:
    »Wenn Sie diese Buchstaben in Ihrem Krankenbericht gefunden haben, Kommissar, dann gute Nacht!«
    »Ich habe sie woanders gefunden, auf einer Treppenstufe neben der Leiche von Professor Abad.«
    »Keine Ahnung, was das zu bedeuten hat.«
    »Nicht die geringste Idee?«
    »Ich muß leider passen.«
    Wieder im Auto, während wir Richtung Bab el Oued den Hügel hinabrollen, frage ich Ewegh, was er von der Vorführung des Krösus hält.
    Der Targi mummelt: »Der hat seine Lektion gut gelernt.«
    »Das Gefühl habe ich auch.«
     
    »Ich muß dringend meine rituellen Waschungen machen«, jammert Lino, eine Arschbacke auf meine Schreibtischkante gestützt. »Kaak ist eine wandelnde Jauchegrube.«
    Da seine Metapher mir nichts sagt, wischt er sich die Hände an den Knien ab und fügt hinzu:
    »Ich habe die Archive durchforstet. Seine Akte quillt über vor Schmutz. 1976 jobbt er als Kassierer in einem Vorortkino. Brennt mit der Kasse durch. Ein Jahr Knast. 1981 macht er einen Fernseh-Reparatur-Service auf. Ein Jahr Knast wegen Einbruch. 1985 ist er Vertragshändler der Sonacome [*staatlicher algerischer Automobilhersteller, der das Monopol auf Ersatzteile hat]. Wird verhaftet wegen Schwarzhandels mit Ersatzteilen. Das Verfahren gegen ihn wird eingestellt. 1989 ist er Geschäftsführer von Raha, einem Hotel an der Küstenstraße. Wird verhaftet wegen Anstiftung zur Unzucht. Das Verfahren gegen ihn wird eingestellt. 1991 gründet er Afak-Import-Export. Wird verhaftet wegen Imports verdorbener Lebensmittel. Das Verfahren wird eingestellt. 1993 zählt seine Raha-Gruppe fünf Hotels, drei Fünf-Sterne-Restaurants und drei Fastfood-Läden.«
    »Und das alles hat er aus der Kinokasse finanziert?«
    »Njet. Sein himmlisches Manna begann 1983 zu fließen. Da stieß er auf einen gewissen Dahmane Faid. Dem dient er als Strohmann.«
    »Sein IQ?«
    »Könnte keine Nachrichtensendung von einem Werbespot unterscheiden.«
    »Das erklärt noch nicht, wie er Ben Oudas Freund werden konnte.«
    »Der Diplomat war häufiger Gast in den Raha-Hotels. Damals waren die Pagen nicht nur zum Koffertragen da.«
    Mit meinem Holzlineal stupse ich die Arschbacke von meinem Schreibtisch herunter, denn der Leutnant beginnt, mir Schatten zu machen. Lino läßt sich in den Sessel fallen, sein Kopf verschwindet zur Hälfte hinter dem Telefon.
    »Der weiß bestimmt so manches, Kommy. Den dürfen wir uns nicht entgehen lassen.«
    Ich lehne mich weit zurück und lege die Füße auf den Schreibtisch. Die Risse an der Zimmerdecke bringen mich aus dem Konzept. Ich schließe die Augen, um besser nachdenken zu können.
    Am Nachmittag fahre ich nochmals zu Abderrahmane Kaak. Er hat seine Tür schon repariert und sorgt eilends für ihre Sicherheit, sobald unser Auto vor seinem Gartentor hält.
    »Haben Sie etwas vergessen, Kommissar?«
    »Möglich.«
    »Ich erwarte Besuch.«
    »Eine Zwergin?«
    »Jemanden, der sehr viel

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