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Commissaire-Llob 2 - Doppelweiß

Commissaire-Llob 2 - Doppelweiß

Titel: Commissaire-Llob 2 - Doppelweiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmina Khadra
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die Vierte Hypothese sie vorsieht. Ein Bündel drakonischer Maßnahmen, von den vermögendsten Männern festgelegt, um den neuen Wirtschaftskurs durchzusetzen. Da der Übergang vom Fassadensozialismus zur freien Marktwirtschaft nicht ohne Verluste abgeht, haben die Betroffenen das Verlustmanagement selbst in die Hand genommen. Ben zufolge war alles bis ins letzte Detail durchgeplant. Das Programm zur Ausschaltung des Staates berücksichtigte sämtliche Eventualitäten und traf eine Fülle von Vorkehrungen, um aller Imponderabilien Herr zu werden: Sabotage und Erpressung, Korruption und Mord sind die regulären Handlungsanweisungen der Direktive H-IV - denn um eine Direktive handelt es sich in der Tat.«
    »Steht das Mißgeschick, das Athmane Mamar passiert ist, in irgendeiner Beziehung zu …«
    »Stop! Bitte keine Namen, Kommissar! Ich glaube, die Müdigkeit fängt allmählich an, mir üble Streiche zu spielen … Ich will jetzt endlich nach Hause, und zwar gleich.«
     
    15
     
    Athmane Mamar befindet sich in seinem zum Rehabilitationszentrum umgebauten Swimmingpool. Ich habe kürzlich eine solche Anstalt für Kriegsversehrte besucht, die kaum besser ausgerüstet war. Verchromte Apparate funkeln und blitzen dermaßen verlockend im Dämmerlicht, daß man schier Lust bekommt, sich zu verstümmeln, um sie auszuprobieren; daneben Fitnessgeräte, die einen mit Hanteln, die anderen mit Polstersitzen; oder raffinierte, an Schalttafeln angeschlossene Prothesen; und überall Software, ein Haufen technischer Schnickschnack - aneinandergereiht wie am Montageband -, der einen Beinamputierten wieder zum Laufen brächte.
    Bis zum Hals steht er im Wasser, unser Patient, und hantelt sich längs einer Rampe voran. Von Zeit zu Zeit geben seine Knie nach, und er stolpert. Sein Pfleger, ein schweißglänzender schwarzer Riese, kauert über ihm und hält den Arm einsatzbereit ausgestreckt.
    »Sehr schön, Monsieur«, ermuntert er ihn, »noch sechs Meter, dann machen wir Pause. Schauen Sie nicht nach unten. Halten Sie die Augen auf das Sprungbrett gerichtet. Verlassen Sie sich nicht nur auf Ihre Arme. Ihre Beine müssen auch funktionieren.«
    Mamar nickt gehorsamst und fährt fort zu mogeln. Das liegt in seiner Natur. Von dort, wo ich stehe, sehe ich, wie er mit den Armen rudert und die Beine schleifen läßt. Er bleibt unter dem Sprungbrett stehen, um Luft zu holen und sich eine Flasche Mineralwasser zu angeln. Als er gerade zum Trinken ansetzt, fällt sein gequälter Blick auf mich. Kein Elektroschock hätte ihn stärker durchschütteln können.
    Er stellt die Flasche ohne zu trinken ab, ganz schön irritiert von meiner Unverfrorenheit.
    »Wer hat dich denn hereingelassen?«
    »Ein Luftzug.«
    Der schwarze Riese stützt die Hände gegen die Knie und richtet sich auf. Seine Muskeln treten mächtig hervor, sie sind von dicken Adern durchzogen. Er stemmt seine Pranken in die Hüften, führt mir seinen pflastersteinharten Brustkorb vor und treibt mich mit seinem Blick in die Enge. Die Ohren hat er leicht angelegt und lauert nur auf den Befehl, aus mir Hackfleisch zu machen.
    »Laß uns allein, Babay«, beschwichtigt Mamar ihn.
    Der Riese beißt grunzend die Zähne zusammen, schnappt sein T-Shirt, wirft es sich über die Schulter und verschwindet in Richtung Garderobe.
    Mamar schiebt sich bis zu den Stufen zu seiner Linken vor und läßt sich erschöpft niedersinken. Er ist von seinen akrobatischen Verrenkungen total geschafft und legt erst einmal zwei Minuten Verschnaufpause ein. Sein Körper weist noch immer Brandspuren auf, große rötliche Flecken, die höchst unerquicklich zu betrachten sind.
    »Bist du schon lange hier?« fragt er mich.
    »Seit einer Viertelstunde etwa. Du bist ja wieder gut drauf. Am Anfang hätte ich keinen müden Dinar für deine Haut gegeben.«
    »Der Kurs hat eben gewechselt … Ich dachte, ich hätte dir schon einmal gesagt, daß deine Besuche mir auf den Geist gehen. Du gefährdest meine Genesung.«
    »Das hast du mir gesagt? Muß ich glatt vergessen haben.«
    Ich nehme mir einen Rollstuhl, wirble ihn um seine eigene Achse und setze mich hinein.
    »Eine echte Revolution, Donnerwetter!« bewundere ich das Gerät. »Schalttafel, Gangschaltung, Hupe, Rückspiegel. Deinem Flitzer fehlt nur noch die Stereoanlage. Woher ist der denn importiert?«
    »Inländische Produktion, jederzeit bestellbar. Willst du einen für deine alten Tage?«
    »Schätze, den kann ich mir nicht leisten.«
    Mamar tupft sich höchst behutsam

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