Commissaire-Llob 2 - Doppelweiß
das Foto von Beelzebub höchst-
persönlich auf die Brust: „Erkennst du ihn?“
„Klar. Das ist Alla Tej. War mal mein Gärtner.
Was hat er denn jetzt ausgefressen?“
„Keine Ahnung. Ich bin hinter seinem Schwager
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her, Gaïd, genannt der Friseur.“
„Und was hab ich damit zu tun?“
„Du warst jahrelang sein Arbeitgeber. Du kennst
bestimmt seine Gewohnheiten. Es gibt sicher einen
Ort, an dem ich ihn finden kann.“
Athmane bewegt sich unter Schmerzen. Sein vio-
lett verfärbtes Gesicht zerknittert zu tausend Fal-
ten. Er grollt: „Und ich dachte, du wärst wegen
meines Unfalls gekommen.“
„Das nächste Mal“, antworte ich bissig. „Im Au-
genblick hat dein Dienstbote Vorrang. Es ist wirk-
lich wichtig.“
Er wackelt betrübt mit dem Kopf. Ich lasse ihn
zwei Sekunden lang vor sich hin stieren, dann pie-
sacke ich ihn erneut.
Er gibt schließlich nach: „Der treibt sich in Riad
El Feth rum. In der Herrentoilette.“
Spricht’s, dreht sich wieder zum Fenster um und
weigert sich, mir zum Abschied hinterherzubli-
cken.
Im Gang ertappe ich Lino dabei, wie er einer
Krankenschwester sein Leben erzählt. Ich schiebe
ihn vor mir her und frage: „Haben wir jemanden in
Riad El Feth?“
Lino faßt sich mit beiden Händen an die Stirn
wie ein Biologe angesichts einer seltsamen geneti-
schen Mutation, überlegt und überlegt und schnippt
zuletzt mit den Fingern: „Wir haben Jo, Chef.“
Jo hat mich ins Grill 69 nach Riad El Feth bestellt.
Ein Edel-Snack mit Glasfassade, verspiegelter De-
cke, rotweißem Mobiliar. Der Service ist diskret,
die Kundschaft gerade flügge geworden. Schwaden
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von Kif und der Duft des großen Geldes wetteifern
in aller Freundschaft um die klimatisierte Luft,
während schmachtende Melodien das Kristall der
Lüster zum Erklingen bringen. Überall Miezen,
maunzend und mit den Wimpern klimpernd, den
Popo renitent in knallenge Jeans gezwängt. Hier
und da ein Gymnasiastenpärchen, das sich per
Blickkontakt paart, eine Hand ums Glas geschlun-
gen, die andere unter dem Tisch.
Unsere Ankunft läßt für einen Sekundenbruchteil
einige Augenbrauen fragend hochgehen, dann be-
achtet man uns nicht mehr. Ich lasse mich mit Lino
in Türnähe nieder, und wir machen uns alsbald
über senfgestreifte Hammelhoden her. Gratis. Der
Snackbesitzer steht nicht eben im Ruf, ein Engel zu sein, da investiert er lieber ein bißchen. Da über
des Desserts verlockender Süße kein Schreckge-
spenst in Form einer Rechnung schwebt, nutzt Lino
die Gastfreundschaft über Gebühr. Dem Lächeln
des Wirts tut das zwar keinen Abbruch, doch im
Innersten dürfte er zutiefst erschüttert sein. Das
wird ihm kein zweites Mal passieren, sich von
Hungerleidern wie uns zu Anwandlungen von
Barmherzigkeit hinreißen zu lassen.
Ewegh sitzt hinten an einem Tisch neben den
Toiletten. Die unmittelbare Nähe eines höchst agi-
len Popos lenkt ihn in keiner Weise ab. Er hat den
ganzen Laden im Blick und die Knarre griffbereit.
„Nicht übel, der Schuppen“, befindet Lino, wäh-
rend er sich die Finger leckt, von denen es nur so
tropft. „Werde demnächst wohl mal meine Rothaa-
rige hierher ausführen.“
„Ich dachte, sie sei blond.“
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„Ah … das ist eine neue Eroberung. Du weißt
doch, ich lasse mich nicht zähmen.“
„Wußte ich nicht.“
„Na schön, dann weißt du es eben jetzt.“
Ich wische mir über die Lippen, um ein aufkom-
mendes Grinsen zu kaschieren. Das letzte Mal, daß
der Brillerich mit einem Mädchen ausgegangen ist,
dürfte auf dem Klassenausflug gewesen sein. Mit
dem Feuerlöscher, den er zwischen den Schultern
hat, schafft er es im besten Fall, sein eigenes Spiegelbild nicht zu verscheuchen.
Er macht sich andächtig über einen Fleischspieß
her, tunkt ihn erst in Mayonnaise, dann in Harissa, zuletzt in Senf – man beachte die klug durchdachte
Reihenfolge bezüglich der Konsistenz der Beilagen
– und schlägt mit glücklichem Seufzen seine Zähne
hinein.
„Was hältst du davon, Kommy?“
„Wovon?“
„Von dem Laden hier. Meine Kleine wird das
geil finden.“
„Wenn es dir Spaß macht, dich ausnehmen zu
lassen.“
„Sorg halt dafür, daß ich mal mehr einnehme!“
Jo taucht gegen Viertel vor eins auf, als unser
Wohltäter allmählich sauertöpfisch dreinblickt. In
ihrer Verkleidung habe ich sie erst gar nicht er-
kannt. Sie hat sich dafür entschieden, das älteste
Gewerbe der Welt auf persische Art
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