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Commissaire-Llob 3 - Herbst der Chimären

Commissaire-Llob 3 - Herbst der Chimären

Titel: Commissaire-Llob 3 - Herbst der Chimären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmina Khadra
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ist kurz davor zusammenzusacken. Er
    wischt sich die Hände an der Krawatte ab, macht
    versuchsweise einen Schritt nach vorn, doch sein
    schwerfälliges Hinterteil hält ihn zurück, und er
    lehnt sich haltsuchend an die Wand.
    „Du hast vergessen, hinter dir abzuziehen, Sam.“
    „Sie verwechseln mich mit jemandem, guter
    Mann. Ich heiße Llob, Brahim Llob.“
    Sein Finger sagt nein, und seine Fettmassen be-
    ginnen zu wogen: „Du bist Sam. Du gehörst in die
    Kloake. Du kannst gleich reinspringen und hinter
    dir abziehen, und wenn du’s nicht tust, tu ich’s für dich.“
    „Da passe ich doch gar nicht durch!“
    Er schnaubt so heftig, daß es ihm fast die Nasen-
    löcher zerreißt, und trompetet los: „Du Saftsack, du 54
    Arschloch, du Mistkerl! Hast du nichts Besseres zu
    tun gehabt, als uns vor unseren Gegnern bloßzu-
    stellen? Wolltest du dein Publikum mit deinen
    käuflichen Scherzen amüsieren oder was? Wenn
    Algerien dir zum Hals raushängt, dann verpiß dich
    doch, und zwar dalli! Die Überläufer und Bastarde
    da drüben warten schon auf dich, auf der anderen
    Seite vom Meer!“
    Es liegt keine Verwechslung vor. Kader Laouedj
    meint zweifelsfrei mich. Er spuckt offenbar alles
    an Gift und Galle aus, was ihm beim Lesen meines
    Buches hochgekommen ist. Sein Gesicht ist violett
    verfärbt und bebt in schäumender Wut, die ihm
    schon aus den Mundwinkeln quillt.
    Er taumelt, klammert sich am Waschbecken fest
    und zeigt mit dem Finger auf den Spiegel hinter
    sich.
    „Wetten, der Spiegel zerspringt beim bloßen Ge-
    danken daran, dein Bild wiedergeben zu müssen.
    Du bist widerlich, Sam. Der größte Mistkerl aller
    Zeiten. Algerien wird die, die ihm die Treue halten, zu erkennen wissen. Und die Verräter, früher oder
    später kriegen wir sie alle zu fassen und ficken sie an Ort und Stelle in den Arsch.“
    „Sie sollten nicht ganz so dick auftragen, Monsi-
    eur Laouedj.“
    „Man kann gar nicht dick genug auftragen, sonst
    reißt es dir noch was auf, du Aasgeier. Aber du
    hast auf die falsche Beute gesetzt. Algerien ist ein Herrenland, ein uneinnehmbares Heiligtum. Und

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    die echten Algerier, das sind alles stolze Herren.
    Sie halten der Katastrophe stand. Sie wanken und
    sie weichen nicht. Keine Gewalt, und sei sie noch
    so mächtig, vermag sie in die Knie zu zwingen.
    Wir gehören zur Rasse der Unbezwingbaren, Sam.
    Wenn der Donner des Himmels uns nichts anhaben
    kann, dann wird uns dein Gesudel erst recht nicht
    aus der Fassung bringen. Du bist ein Vollidiot, ein elender Trottel, ein rettungsloser Dummkopf!“
    Er versucht, mich anzuspucken, doch besoffen,
    wie er ist, bleibt ihm der Speichel an den Lippen
    kleben und tropft dann langsam übers Kinn. Er
    stützt sich gegen die Wand, krümmt sich in verbis-
    sener Anstrengung und schnellt mit gestreckter
    Faust nach vorn. Ich weiche ihm aus. Sein
    Schwung reißt ihn mit und er torkelt ins WC. Er
    klammert sich an der Klosettschüssel fest, krampf-
    haft bemüht, sich wieder aufzurichten; doch seine
    Schuhe rutschen auf den Fliesen weg, und schon
    fällt er wieder hin. Man könnte fast Mitleid mit
    ihm kriegen.
    „Es ist aus mit dir, Sam. Wir machen dich fertig,
    du Verräter, du Überläufer!“
    Ich verlasse die Herrentoilette. Seine Säufer-
    stimme verfolgt mich noch lange: „Aus mit dir …
    du bist ein toter Mann, Sam!!! Saftsack …! Arsch-
    loch …! Mistkerl …!“

    Es sollte noch besser kommen. Nach dem Essen
    paßt uns der Geschäftsführer des Corail an der 56
    Rezeption ab. Erst schüttelt er Dine die Hand, dann zieht er seine Hand demonstrativ zurück, um mich
    nicht grüßen zu müssen, fährt sich mehrmals mit
    der Zunge über die Lippen und sagt schließlich:
    „Monsieur Dine, unser Haus steht Ihnen jederzeit
    offen. Sie sind ein besonders gern gesehener Gast.
    Dennoch wäre ich Ihnen verbunden, wenn Sie
    künftig auf Ihren Umgang achten wollten. Wir sind
    ein Privatclub. Unsere Gäste sind anspruchsvoll.
    Wir können es uns nicht leisten, unseren guten Ruf
    aufs Spiel zu setzen.“
    „Was ist denn bloß los, Monsieur Abbas? Gefällt
    Ihnen die Nase meines Freundes nicht?“
    „Um ehrlich zu sein: Ihr ganzer Freund gefällt
    mir nicht.“
    Dine blickt erst ihn an, dann mich, dann wieder
    ihn, und seine Wangen zucken verdächtig. Seine
    Faust krümmt sich und beginnt gefährlich zu be-
    ben.
    „Komm, wir gehen“, sage ich zu ihm.
    „Einen Moment!“ ereifert er sich und schüttelt
    meine Hand von seinem Arm. „Was

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