Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Titel: Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
Vom Netzwerk:
gegrillte
    gamberoni, die glauben Sie nicht zu essen, sondern zu
    träumen.«
    Montalbano trat ein, weniger seinem Appetit als dieser
    Vorstellung erlegen. Als er fertig gegessen hatte, schob er die
    Teller weg, kreuzte die Arme auf dem Tisch, legte seinen
    Kopf darauf und schlief ein. Er aß meistens in einem
    Nebenzimmer mit drei Tischen, so konnte der Kellner Serafino
    die Gäste leicht in den Saal dirigieren, damit der Commissario
    seine Ruhe hatte. Als der Chef gegen – vier das Lokal war
    schon geschlossen – sah, daß Montalbano kein Lebenszeichen
    von sich gab, bereitete er ihm eine Tasse starken Kaffee zu
    und weckte ihn behutsam auf.

Sechs
    Den von Catarella angekündigten höchstpersönlichen Brief
    hatte Montalbano völlig vergessen, er fiel ihm erst wieder ein,
    als er ins Haus kam und darauf trat; der Postbote hatte ihn
    unter der Tür durchgeschoben. Die Adresse sah aus wie bei
    einem anonymen Brief: Montalbano – Commissariato – Città.
    Und oben links der Hinweis persönlich, der leider Catarellas
    Hirnwindungen in Aufruhr versetzt hatte.
    Doch der Brief war alles andere als anonym. Er sah gleich
    nach der Unterschrift – das war ein harter Schlag.
    Sehr
    geehrter
    Commissario,
    ich
    werde
    höchstwahrscheinlich nicht in der Lage sein, wie vereinbart
    morgen früh zu Ihnen zu kommen. Gesetzt den Fall – was sehr
    wahrscheinlich ist –, daß die Sitzung des Parteivorstands in
    Montelusa, zu der ich mich begeben werde, sobald ich diesen
    Brief beendet habe, auf einen Mißerfolg meiner Thesen
    hinausläuft, halte ich es für meine Pflicht, nach Palermo zu
    fahren, um Geist und Gewissen jener Kameraden aufzurütteln,
    die innerhalb der Partei wirklich entscheidende Ämter
    bekleiden. Ich bin auch bereit, nach Rom zu fliegen und den
    Segretario Nazionale um Audienz zu bitten. Sollten diese
    meine Vorhaben verwirklicht werden müssen, würde sich
    unser Treffen etwas verschieben, ich bitte Sie daher um
    Entschuldigung, wenn ich Ihnen das, was ich Ihnen mündlich
    und persönlich sagen wollte, nun schriftlich mitteile. Wie Sie
    sich gewiß erinnern, kam ich am Tag nach dem merkwürdigen
    Diebstahl, der vielleicht gar keiner war, im Supermarkt
    spontan ins Kommissariat, um zu berichten, was ich zufällig
    gesehen hatte, nämlich mehrere Männer, die – obzwar zu
    ungewohnter Stunde – in aller Ruhe bei voller Beleuchtung
    und unter der Aufsicht einer Person in Uniform, die ich für die
    Uniform des Nachtwächters hielt, arbeiteten. Niemandem
    wäre im Vorbeifahren etwas Ungewöhnliches an dieser Szene
    aufgefallen: Hätte ich selbst etwas Außergewöhnliches
    bemerkt, hätte ich umgehend die Polizei informiert.
    In der Nacht nach meiner Zeugenaussage konnte ich kein
    Auge zutun, weil mich die Diskussionen mit einigen
    Kameraden furchtbar aufgeregt hatten, und so kam ich auf den
    Gedanken, mir die Szene mit dem Diebstahl noch einmal in
    Erinnerung zu rufen. Erst da fiel mir etwas ein, das
    möglicherweise sehr wichtig ist. Als ich von Montelusa
    zurückfuhr, nahm ich, erregt wie ich war, die falsche
    Zufahrtsstraße nach Vigàta, die in jüngster Zeit durch eine
    Reihe unsinniger Einbahnregelungen verkompliziert wurde.
    So bog ich anstatt in die Via Granet in die alte Via Lincoln
    ein, weswegen ich mich plötzlich in der Gegenrichtung
    befand. Ich bemerkte meinen Fehler nach etwa fünfzig
    Metern, legte den Rückwärtsgang ein und fuhr bis auf die
    Höhe Vicolo Trupìa, wo ich rückwärts hätte einbiegen
    müssen, um mich wieder in der richtigen Richtung zu
    befinden. Es war mir jedoch nicht möglich, in die Gasse
    einzubiegen, weil ich dieselbe buchstäblich blockiert vorfand,
    und zwar durch einen großen Wagen vom Typ »Ulisse« – für
    den in diesen Tagen schon umfangreich geworben wurde, der
    jedoch, abgesehen von wenigen Exemplaren, noch nicht zum
    Verkauf stand – mit dem Kennzeichen Montelusa 328280. So
    blieb mir nichts anderes übrig, als weiterhin gegen die
    Straßenverkehrsordnung zu verstoßen. Nach wenigen Metern
    kam ich zur Piazza Chiesa Vecchia, wo sich der Supermarkt
    befindet.
    Ich erspare Ihnen weitere Nachforschungen: Jener
    Wagen, übrigens der einzige seiner Art im Ort, gehört Signor
    Carmelo Ingrassia. Ingrassia wohnt in Monte Ducale, was
    hatte da sein Wagen ein paar Schritte vom Supermarkt –
    ebenfalls Ingrassias Eigentum –, der offenbar inzwischen
    ausgeräumt wurde, verloren? Die Antwort überlasse ich Ihnen.
    Ihr ergebenster
    Cav. Gerlando Misuraca
    »Hättest

Weitere Kostenlose Bücher