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Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Titel: Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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ein
    brüderlicher Freund des Cavaliere, sondern bekannte sich zu
    den Ideen der extremen Rechten und war nicht ganz richtig im
    Kopf.
    »Sprechen Sie von Misuraca?«
    »Nein, von meinem Opa.«
    »Und was sollte ich da tun?«
    »Die Mörder verhaften. Dazu sind Sie verpflichtet.«
    »Und wer sollen diese Mörder sein?«
    »Sie sollen nicht sein, sie sind. Ich rede vom Vorstand der
    Partei, die es nicht verdient hat, ihn in ihren Reihen zu haben.
    Sie haben ihn umgebracht.«
    »Entschuldigen Sie, aber soweit ich weiß, war es doch ein
    Unfall?«
    »Ach, Sie glauben wohl, daß ein Unfall ein Zufall ist?«
    »Ich denke schon.«
    »Da irren Sie sich aber. Jemand zieht einen Unfall
    magnetisch an, und ein anderer sorgt dafür, daß er passiert. Ich
    erkläre es Ihnen an einem Beispiel. Mimì Crapanzano ist
    diesen Februar beim Schwimmen ertrunken. Tod durch Unfall.
    Aber jetzt frage ich Sie: Wie alt war Mimì, als er starb?
    Fünfundfünfzig. Warum wollte er es in diesem Alter noch mal
    wissen und in der Eiseskälte baden gehen, wie er es als Junge
    gemacht hat? Die Antwort ist folgende: Weil er noch nicht mal
    vier Monate mit einer vierundzwanzigjährigen Mailänderin
    verheiratet war, und als sie am Ufer spazierengingen, fragte
    ihn das Mädchen: Liebling, hast du wirklich im Februar hier
    gebadet? Klar, antwortete Crapanzano. Das Mädchen, das den
    Alten anscheinend satt hatte, seufzte. Was hast du? fragte
    Crapanzano blöd. Das hätte ich ja zu gern gesehen, sagte die
    Hure. Ohne ein Wort zu sagen, zog Crapanzano sich aus und
    sprang ins Wasser. Verstehen Sie?«
    »Vollkommen.«
    »Und jetzt zu den Herren vom Parteivorstand in
    Montelusa. Nach einer ersten Sitzung, die mit groben Worten
    zu Ende gegangen war, fand gestern eine weitere statt. Der
    Cavaliere und ein paar andere verlangten vom Vorstand ein
    Kommuniqué an die Journalisten gegen den Regierungserlaß,
    der den Dieben das Gefängnis erspart. Diese Meinung teilten
    aber nicht alle. Plötzlich sagte einer von denen zu Misuraca, er
    gehöre zum alten Eisen, ein anderer meinte, er komme sich
    vor wie im Puppentheater, ein dritter nannte ihn einen alten
    Trottel. Das alles weiß ich von einem Freund, der dabei war.
    Am Ende forderte ihn der Sekretär – ein unangenehmer Typ,
    der nicht mal Sizilianer ist und mit Nachnamen Biraghìn heißt
    – auf, den Raum zu verlassen, da er kein Recht habe, an der
    Sitzung teilzunehmen. Das stimmte, aber so was hat sich noch
    keiner erlaubt. Mein Freund stieg in seinen Cinquecento und
    machte sich auf den Weg nach Vigàta. Natürlich hat er vor
    Wut gekocht, aber die haben das extra gemacht, damit er
    durchdreht. Und Sie wollen mir erzählen, daß das ein Unfall
    war?«
    Mit Bonfiglio konnte man nur vernünftig reden, wenn
    man sich auf dasselbe Niveau begab, das wußte der
    Commissario aus früheren Erfahrungen.
    »Gibt es einen Typen im Fernsehen, der Ihnen besonders
    unsympathisch ist?«
    »Hunderttausend, aber Mike Bongiorno ist der
    Schlimmste von allen. Wenn ich den sehe, kommt mir das
    kalte Kotzen und ich könnte den Fernseher an die Wand
    schmeißen.«
    »Gut. Und wenn Sie diesen Showmaster gesehen haben
    und sich dann ins Auto setzen, gegen eine Mauer fahren und
    dabei umkommen, was müßte ich dann Ihrer Meinung nach
    tun?«
    »Mike Bongiorno verhaften«, sagte Bonfiglio knapp.

    Als er ins Büro zurückkehrte, war er schon ruhiger, die
    Begegnung mit Ernesto Bonfiglios Logik hatte ihn amüsiert
    und abgelenkt.
    »Gibt's was Neues?« fragte er, als er eintrat.
    »Einen persönlichen Brief für Sie, der gerade mit der Post
    gekommen ist«, sagte Catarella und betonte noch mal jede
    einzelne Silbe: »Per-sön-lich.«
    Auf seinem Schreibtisch lagen eine Postkarte von seinem
    Vater und ein paar dienstliche Mitteilungen. »Catarè, wo hast
    du den Brief hingetan?«
    »Ich hab' doch gesagt, daß es ein persönlicher Brief ist!«
    Der Beamte war gekränkt.
    »Was heißt das?«
    »Es heißt, daß man ihn der Person aushändigen muß, weil
    er persönlich ist.«
    »Schon gut, die Person steht hier vor dir, und wo ist der
    Brief?«
    »Da, wo er hingehört. Wo die Person persönlich wohnt.
    Ich hab' dem Postboten gesagt, er soll ihn zu Ihnen nach Hause
    bringen, Signor Dottori, nach Marinella.«

    Vor der Trattoria San Calogero stand der Chef, der auch selbst
    kochte, und schnappte ein bißchen frische Luft.
    »Commissario, wohin so eilig?«
    »Ich gehe heim, zum Essen.«
    »Wie Sie meinen. Aber ich habe da so

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