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Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Titel: Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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verschwand.
    Auf dem Weg ins Büro fühlte Montalbano sich von einem
    undefinierbaren, jedenfalls ekelhaften Geruch umweht, einer
    Mischung aus Terpentin und einem bestimmten Puder, den die
    Nutten vor dreißig Jahren benutzt hatten. Es waren seine
    Haare, die so stanken.

    »Ingrassia sitzt in Ihrem Büro«, flüsterte Tortorella, als
    handele es sich um eine Verschwörung.
    »Wo ist Fazio hin?«
    »Nach Hause, sich umziehen. Die Questura hat
    angerufen. Fazio, Gallo, Galluzzo und Germanà müssen auch
    an der Pressekonferenz teilnehmen.«
    Anscheinend hat mein Anruf bei diesem Arschloch
    Sciacchitano gewirkt, dachte Montalbano.
    Ingrassia, diesmal ganz in Blaßgrün, machte Anstalten,
    sich zu erheben.
    »Bleiben Sie doch sitzen«, sagte der Commissario und
    nahm hinter seinem Schreibtisch Platz. Er fuhr sich zerstreut
    durchs Haar, und sofort machte sich wieder der Geruch nach
    Terpentin und Puder breit. Beunruhigt hielt er sich seine
    Finger unter die Nase, roch daran und fand seinen Verdacht
    bestätigt. Aber er konnte nichts dagegen tun, in der Toilette
    des Büros hatte er kein Shampoo. Sofort setzte er wieder sein
    Friseurgesicht auf. Als Ingrassia ihn mit dieser Grimasse sah,
    rutschte er unruhig auf seinem Stuhl hin und her.
    »Was ist?« fragte er.
    »Inwiefern denn?«
    »Na ja... so überhaupt«, sagte Ingrassia betreten.
    »Hm«, brummte Montalbano ausweichend. Er roch
    wieder an seinen Fingern, und das Gespräch verstummte.
    »Haben Sie schon von dem armen Cavaliere gehört?«
    fragte der Commissario, als säßen sie freundschaftlich
    plaudernd im Wohnzimmer.
    »Tja, so ist das Leben«, seufzte der andere zerknirscht.
    »Stellen Sie sich vor, Signor Ingrassia: Ich hatte ihn
    gefragt, ob er noch mal kommen könne, um mir Genaueres
    über das zu erzählen, was er in der Nacht des Diebstahls
    gesehen hatte. Wir hatten schon einen Termin vereinbart, aber
    dann...«
    Ingrassia breitete die Arme zu einer Geste aus, die
    besagte, Montalbano solle vor dem Schicksal kapitulieren.
    Nach einer gebührenden Denkpause fragte er: »Entschuldigen
    Sie, aber was hätte Ihnen der arme Cavaliere denn Genaueres
    erzählen können? Er hat doch alles gesagt, was er gesehen
    hat.«
    Montalbano wedelte verneinend mit dem Zeigefinger.
    »Sie meinen, er hat nicht alles gesagt, was er gesehen
    hat?« fragte Ingrassia beunruhigt.
    Wieder wedelte Montalbano verneinend mit dem Finger.
    Jetzt laß ich dich zappeln, du Hund, dachte er.
    Der grüne Zweig, der Ingrassia war, bewegte sich wie in
    einem leichten Wind hin und her. »Aber was wollten Sie denn
    von ihm wissen?«
    »Was er glaubte, nicht gesehen zu haben.«
    Aus dem leichten Wind wurde ein heftiger, der Zweig
    schwankte. »Ich verstehe nicht.«
    »Ich erkläre es Ihnen. Sie haben doch bestimmt das
    Gemälde von Pieter Bruegel Die Kinderspiele schon mal
    gesehen?«
    »Wer? Ich? Nein«, sagte Ingrassia beklommen.
    »Macht nichts. Aber Sie haben sicher schon mal was von
    Hieronymus Bosch gesehen.«
    »Nein«, sagte Ingrassia und begann zu schwitzen. Jetzt
    war er wirklich verstört, und sein Gesicht färbte sich grün wie
    sein Anzug.
    »Egal. Lassen wir das«, sagte Montalbano generös. »Ich
    wollte sagen, daß man sich, wenn man eine bestimmte Szene
    gesehen hat, von dieser Szene an den ersten allgemeinen
    Eindruck erinnert, den man hatte. Einverstanden?«
    »Einverstanden«, murmelte Ingrassia, inzwischen auf das
    Schlimmste gefaßt.
    »Und dann kommen einem nach und nach wieder ein paar
    Details in den Sinn, die man gesehen und im Kopf registriert,
    aber als unwichtig beiseitegeschoben hat. Ein paar Beispiele:
    ein offenes oder geschlossenes Fenster, ein Geräusch, was
    weiß ich, ein Pfiff, ein Lied, ein weggerückter Stuhl, ein Auto,
    das an einer Stelle stand, wo es nicht hingehörte, ein Licht, das
    ausging... Solche Dinge, Details, Einzelheiten eben, die sich
    am Ende als äußerst wichtig herausstellen.«
    Ingrassia zog ein weißes Taschentuch mit grünem Saum
    aus der Hosentasche und trocknete sich damit den Schweiß ab.
    »Haben Sie mich nur kommen lassen, um mir das zu
    sagen?«
    »Nein. Dann hätte ich Sie umsonst bemüht, das würde ich
    mir nie erlauben. Ich wollte wissen, ob Sie etwas von den
    Leuten gehört haben, die Ihnen, wie Sie meinen, den Streich
    mit dem fingierten Diebstahl gespielt haben.«
    »Es ist niemand aufgetaucht.«
    »Merkwürdig.«
    »Warum?«
    »Weil das Schöne an einem Streich doch ist, daß man
    hinterher mit dem Opfer darüber lachen

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