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Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Titel: Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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ein echter
    Freund war.
    »Commissario, erlauben Sie mir eine Frage. Sie sagten,
    Sie hätten Tano auf dem Rückweg von Fiacca getroffen, wo
    Sie von Freunden zu einer tabisca eingeladen waren. Habe ich
    das richtig verstanden?«
    »Ja.«
    »Was ist eine tabisca?«
    Sie hatten schon oft zusammen tabisca gegessen, Zito
    warf ihm also einen Rettungsring hin. Montalbano griff
    danach. Plötzlich war der Commissario sicher und präzise und
    erging sich gründlich in einer detaillierten Beschreibung dieser
    köstlichen Pizza.

Sieben
    In diesem Mann, der, schwer von Begriff, abwechselnd
    stammelte, zögerte, irreredete, sich verhaspelte, den Faden
    verlor und dabei immer den gleichen besessenen Blick hatte
    und den die Fernsehkamera von »Retelibera« gnadenlos in
    Großaufnahme zeigte, erkannte Montalbano nur mit Mühe
    sich selbst unter dem Fragenhagel der Journalisten, dieser
    unverschämten Meute. Die Stelle, an der er erklärte, woraus
    die tabisca besteht, und die er am besten hingekriegt hatte,
    wurde nicht gesendet, vielleicht paßte sie nicht recht zu dem
    Hauptthema, Tanos Verhaftung. Die milanzane alla
    parmigiana, die ihm seine Haushälterin in den Ofen gestellt
    hatte, kamen ihm mit einemmal fade vor, aber das konnte gar
    nicht sein, das stimmte nicht, es handelte sich um einen
    psychologischen Effekt, weil er im Fernsehen so eine
    bescheuerte Figur abgegeben hatte. Er hatte auf einmal großes
    Verlangen, zu weinen, sich ins Bett zu legen und sich wie eine
    Mumie in ein Leintuch zu wickeln.

    »Commissario Montalbano? Hier ist Luciano Acquasanta vom
    ‚Mezzogiorno’. Würden Sie mir freundlicherweise ein
    Interview gewähren?«
    »Nein.«
    »Ich schwöre, es wird nicht lang dauern.«
    »Nein.«

    »Spricht da Commissario Montalbano? Hier ist Spingardi,
    Attilio Spingardi von der RAI in Palermo. Wir planen einen
    runden Tisch über das Thema...«
    »Nein.«
    »Lassen Sie mich doch ausreden!«
    »Nein.«

    »Liebling? Hier ist Livia. Wie fühlst du dich?«
    »Gut. Warum?«
    »Ich habe dich gerade im Fernsehen gesehen.«
    » O Gesù ! Hat etwa ganz Italien zugeschaut?«
    »Ich glaube schon. Aber es war nur eine kurze
    Geschichte.«
    »Hat man gehört, was ich gesagt habe?«
    »Nein, nur der Sprecher hat geredet. Aber man hat dein
    Gesicht gesehen, und das hat mir Sorgen gemacht. Du warst
    gelb wie eine Zitrone.«
    »Auch noch in Farbe?!«
    »Natürlich. Ab und zu hast du deine Hand auf die Augen
    oder die Stirn gelegt.«
    »Ich hatte Kopfschmerzen, und die Lampen haben mich
    geblendet.«
    »Ist es wieder gut?«
    »Ja.«

    »Commissario Montalbano? Hier ist Stefania Quattrini von
    ‚Essere Donna’. Wir möchten ein Interview am Telefon mit
    Ihnen machen, können Sie dranbleiben?«
    »Nein.«
    »Es dauert nur ein paar Sekunden.«
    »Nein.«

    »Habe ich die Ehre, tatsächlich mit dem berühmten
    Commissario Montalbano zu sprechen, der Pressekonferenzen
    abhält?«
    »Ihr kostet mich den letzten Nerv!«
    »Nein, nicht den letzten Nerv, keine Sorge. Aber dein
    Leben wird es dich kosten.«
    »Wer spricht da?«
    »Dein Tod. Ich wollte dir nur sagen, daß du da nicht
    ungeschoren rauskommst, du verdammter Schauspieler! Wen
    wolltest du denn mit dem ganzen Theater mit deinem Freund
    Tano reinlegen? Du hast versucht, uns zu verarschen, und
    wirst dafür bezahlen!«
    »Pronto? Pronto?«
    Die Verbindung war unterbrochen worden. Montalbano
    kam gar nicht dazu, diese Drohungen zu verstehen und
    darüber nachzudenken, denn er begriff, daß der anhaltende
    schrille Ton, den er schon eine ganze Zeitlang in den
    Geräuschpegel der Anrufe hinein gehört hatte, von der
    Türklingel kam.
    Wer weiß, warum er überzeugt war, daß es sich um einen
    besonders gewieften Journalisten handelte, der gleich bei ihm
    persönlich erschien. Wütend lief er an die Tür und schrie, ohne
    zu öffnen: »Wer, zum Teufel, ist da?«
    »Der Questore.«
    Was wollte der denn von ihm, zu Hause, um diese
    Uhrzeit und ohne ihn vorher zu verständigen? Er schlug den
    Riegel zurück und riß die Tür auf.
    »Buongiorno, kommen Sie herein«, sagte er und trat auf
    die Seite.
    Der Questore rührte sich nicht von der Stelle. »Wir haben
    keine Zeit zu verlieren. Machen Sie sich fertig, und kommen
    Sie zu mir in den Wagen.«
    Er drehte sich um und ging. Als Montalbano an dem
    großen Spiegel in der Schranktür vorbeiging, begriff er, was
    der Questore mit »Machen Sie sich fertig« gemeint hatte. Er
    war splitterfasernackt.

    Der Wagen trug nicht die

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