Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta
für einen Expreßbrief wiedergekommen.«
Jacomuzzi legte drei Münzen auf den Tisch. »Die sind
aus der Schale, die anderen habe ich ins Labor geschickt.
Kaufen kannst du dafür nichts, aber sie sind ein hübsches
Andenken.«
Vierzehn
Es konnte vorkommen, daß Montalbano und Adelina sich
wochenlang überhaupt nicht sahen. Er legte jede Woche das
Haushaltsgeld und jeden Monat ihren Lohn auf den
Küchentisch. Doch hatte sich zwischen ihnen von selbst eine
eigene Kommunikation entwickelt – wenn Adelina mehr Geld
zum Einkaufen brauchte, stellte sie die Sparbüchse aus Ton
auf den Tisch, die er auf einem Jahrmarkt gekauft hatte und
schön fand; wenn sie einen Nachschub an Socken oder
Unterhosen für nötig befand, legte sie welche aufs Bett.
Natürlich funktionierte das System nicht nur in einer Richtung,
auch Montalbano konnte Adelina mit den merkwürdigsten
Hilfsmitteln etwas sagen, und sie verstand es. Vor einiger Zeit
hatte Montalbano festgestellt, daß Adelina daran, wie er
morgens das Haus hinterließ, merkte, ob er angespannt,
nervös, unruhig war, und dann bereitete sie ihm besondere
Gerichte zu, die seine Laune wieder hoben. Auch an diesem
Tag hatte Adelina eingegriffen, denn Montalbano fand im
Kühlschrank sugo di seppie, dick und schwarz, wie er ihn
mochte. War da nun ein Hauch Oregano dran oder nicht? Er
schnupperte lange an dem sugo, bevor er ihn warm machte,
kam aber zu keinem Schluß. Nach dem Essen schlüpfte er in
die Badehose, um ein bißchen am Strand entlangzugehen. Er
fühlte sich schon nach kurzer Zeit müde, die Waden taten ihm
weh.
»Fùttiri addritta e caminari na rina / portanu l'omu a la
ruvina.«
Er hatte nur einmal im Stehen gevögelt und sich danach
nicht so kaputt gefühlt, wie das Sprichwort behauptete, aber
wenn man im Sand lief, auch auf dem harten nah am Wasser,
dann wurde man schnell müde, das stimmte. Er sah auf die
Uhr und staunte: von wegen kurz gelaufen! Zwei Stunden! Er
ließ sich in den Sand fallen.
»Commissario! Commissario!«
Die Stimme kam von fern. Er stand schwerfällig auf, sah
aufs Meer hinaus, weil er glaubte, jemand riefe ihn von einem
Kahn oder einem Schlauchboot aus. Doch das Meer war leer
bis zum Horizont.
»Commissario, hier bin ich! Commissario!«
Er wandte sich um. Es war Tortorella, er stand auf der
Provinciale, die über eine lange Strecke am Meer
entlangführte, und fuchtelte mit den Armen.
Während er sich rasch wusch und anzog, erzählte Tortorella
ihm, daß im Kommissariat ein anonymer Anruf eingegangen
sei.
»Wer hat ihn entgegengenommen?«
Wenn Catarella dran gewesen war – wer weiß, welchen
Unsinn der verstanden und weitergegeben hatte.
»Nein, nein«, grinste Tortorella, der die Gedanken seines
Chefs erraten hatte. »Er ist kurz aufs Klo gegangen, und ich
habe derweil seinen Telefondienst übernommen. Der Mann
sprach mit palermischem Akzent, er hat i statt r gesagt, aber
das hat er vielleicht auch extra gemacht. Er hat gesagt, in der
Mànnara liegt die Leiche eines Scheißkerls in einem grünen
Auto.«
»Wer ist hingefahren?«
»Fazio und Galluzzo, ich bin schnell zu Ihnen
gekommen, um Bescheid zu sagen. Ich weiß nicht, ob das
nötig war, vielleicht hat sich da nur jemand einen Jux erlaubt.«
»Wir Sizilianer sind doch immer zu einem Späßchen
aufgelegt!«
Er kam um fünf in der Mànnara an, zu der Stunde, die
Gegè cangiu di la guardia nannte, die Wachablösung, die
darin bestand, daß nichtkäufliche Pärchen, also Liebespaare,
Ehebrecher und Unverheiratete, den Ort des Geschehens
verließen, um Gegès Rudel Platz zu machen – blonde Nutten
aus dem Osten, bulgarische und brasilianische Transvestiten,
ebenholzschwarze
Nigerianerinnen,
marokkanische
Strichjungen und so weiter und so fort, eine wahre UNO in
Sachen Schwanz, Arsch und Möse. Da stand das grüne Auto,
mit offenem Kofferraum und von drei Wagen der Carabinieri
umstellt. Fazios Wagen stand ein wenig abseits. Als
Montalbano ausstieg, kam Galluzzo ihm entgegen.
»Zu spät.«
Mit den Leuten von der Arma gab es eine ungeschriebene
Vereinbarung. Wer zuerst am Ort eines Verbrechens war,
schrie »Erster!« und schnappte sich den Fall. Auf diese Weise
vermied man Überschneidungen, böses Blut, Seitenhiebe und
lange Gesichter. Auch Fazio sah düster drein: »Sie waren
zuerst da.«
»Was habt ihr denn? Ist euch was durch die Lappen
gegangen? Wir werden doch nicht pro Leiche bezahlt,
schließlich arbeiten
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