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Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Titel: Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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für einen Expreßbrief wiedergekommen.«
    Jacomuzzi legte drei Münzen auf den Tisch. »Die sind
    aus der Schale, die anderen habe ich ins Labor geschickt.
    Kaufen kannst du dafür nichts, aber sie sind ein hübsches
    Andenken.«

Vierzehn
    Es konnte vorkommen, daß Montalbano und Adelina sich
    wochenlang überhaupt nicht sahen. Er legte jede Woche das
    Haushaltsgeld und jeden Monat ihren Lohn auf den
    Küchentisch. Doch hatte sich zwischen ihnen von selbst eine
    eigene Kommunikation entwickelt – wenn Adelina mehr Geld
    zum Einkaufen brauchte, stellte sie die Sparbüchse aus Ton
    auf den Tisch, die er auf einem Jahrmarkt gekauft hatte und
    schön fand; wenn sie einen Nachschub an Socken oder
    Unterhosen für nötig befand, legte sie welche aufs Bett.
    Natürlich funktionierte das System nicht nur in einer Richtung,
    auch Montalbano konnte Adelina mit den merkwürdigsten
    Hilfsmitteln etwas sagen, und sie verstand es. Vor einiger Zeit
    hatte Montalbano festgestellt, daß Adelina daran, wie er
    morgens das Haus hinterließ, merkte, ob er angespannt,
    nervös, unruhig war, und dann bereitete sie ihm besondere
    Gerichte zu, die seine Laune wieder hoben. Auch an diesem
    Tag hatte Adelina eingegriffen, denn Montalbano fand im
    Kühlschrank sugo di seppie, dick und schwarz, wie er ihn
    mochte. War da nun ein Hauch Oregano dran oder nicht? Er
    schnupperte lange an dem sugo, bevor er ihn warm machte,
    kam aber zu keinem Schluß. Nach dem Essen schlüpfte er in
    die Badehose, um ein bißchen am Strand entlangzugehen. Er
    fühlte sich schon nach kurzer Zeit müde, die Waden taten ihm
    weh.
    »Fùttiri addritta e caminari na rina / portanu l'omu a la
    ruvina.«
    Er hatte nur einmal im Stehen gevögelt und sich danach
    nicht so kaputt gefühlt, wie das Sprichwort behauptete, aber
    wenn man im Sand lief, auch auf dem harten nah am Wasser,
    dann wurde man schnell müde, das stimmte. Er sah auf die
    Uhr und staunte: von wegen kurz gelaufen! Zwei Stunden! Er
    ließ sich in den Sand fallen.
    »Commissario! Commissario!«
    Die Stimme kam von fern. Er stand schwerfällig auf, sah
    aufs Meer hinaus, weil er glaubte, jemand riefe ihn von einem
    Kahn oder einem Schlauchboot aus. Doch das Meer war leer
    bis zum Horizont.
    »Commissario, hier bin ich! Commissario!«
    Er wandte sich um. Es war Tortorella, er stand auf der
    Provinciale, die über eine lange Strecke am Meer
    entlangführte, und fuchtelte mit den Armen.

    Während er sich rasch wusch und anzog, erzählte Tortorella
    ihm, daß im Kommissariat ein anonymer Anruf eingegangen
    sei.
    »Wer hat ihn entgegengenommen?«
    Wenn Catarella dran gewesen war – wer weiß, welchen
    Unsinn der verstanden und weitergegeben hatte.
    »Nein, nein«, grinste Tortorella, der die Gedanken seines
    Chefs erraten hatte. »Er ist kurz aufs Klo gegangen, und ich
    habe derweil seinen Telefondienst übernommen. Der Mann
    sprach mit palermischem Akzent, er hat i statt r gesagt, aber
    das hat er vielleicht auch extra gemacht. Er hat gesagt, in der
    Mànnara liegt die Leiche eines Scheißkerls in einem grünen
    Auto.«
    »Wer ist hingefahren?«
    »Fazio und Galluzzo, ich bin schnell zu Ihnen
    gekommen, um Bescheid zu sagen. Ich weiß nicht, ob das
    nötig war, vielleicht hat sich da nur jemand einen Jux erlaubt.«
    »Wir Sizilianer sind doch immer zu einem Späßchen
    aufgelegt!«
    Er kam um fünf in der Mànnara an, zu der Stunde, die
    Gegè cangiu di la guardia nannte, die Wachablösung, die
    darin bestand, daß nichtkäufliche Pärchen, also Liebespaare,
    Ehebrecher und Unverheiratete, den Ort des Geschehens
    verließen, um Gegès Rudel Platz zu machen – blonde Nutten
    aus dem Osten, bulgarische und brasilianische Transvestiten,
    ebenholzschwarze
    Nigerianerinnen,
    marokkanische
    Strichjungen und so weiter und so fort, eine wahre UNO in
    Sachen Schwanz, Arsch und Möse. Da stand das grüne Auto,
    mit offenem Kofferraum und von drei Wagen der Carabinieri
    umstellt. Fazios Wagen stand ein wenig abseits. Als
    Montalbano ausstieg, kam Galluzzo ihm entgegen.
    »Zu spät.«
    Mit den Leuten von der Arma gab es eine ungeschriebene
    Vereinbarung. Wer zuerst am Ort eines Verbrechens war,
    schrie »Erster!« und schnappte sich den Fall. Auf diese Weise
    vermied man Überschneidungen, böses Blut, Seitenhiebe und
    lange Gesichter. Auch Fazio sah düster drein: »Sie waren
    zuerst da.«
    »Was habt ihr denn? Ist euch was durch die Lappen
    gegangen? Wir werden doch nicht pro Leiche bezahlt,
    schließlich arbeiten

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