Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Titel: Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
Vom Netzwerk:
hatten, etwas zustecken konnte. Und das waren
    viele.«
    »Wer hat die Figuren gekauft?«
    »Das ist es ja. Ich weiß es nicht mehr. Ich hatte die
    Quittungen und alles, aber sie gingen verloren, als ein Teil des
    Rathauses während der Landung der Alliierten in Flammen
    aufging.«
    »Erinnern Sie sich, in dieser Zeit etwas vom
    Verschwinden eines jungen Paares gehört zu haben?«
    Der Ragioniere grinste, und der Preside brach in
    schallendes Gelächter aus.
    »Habe ich was Dummes gesagt?«
    »Entschuldigen Sie, Commissario, allerdings«, kicherte
    der Preside.
    »Schauen Sie, 1939 waren wir in Vigàta vierzehntausend
    Einwohner. Ich habe die Zahlen noch im Kopf«, erklärte
    Burruano. »1942 waren es nur noch achttausend. Wer konnte,
    ging fort, die Leute wurden vorübergehend in Dörfern im
    Landesinneren aufgenommen, winzige Dörfer, die die
    Amerikaner nicht interessierten. In der Zeit von Mai bis Juli
    43 dezimierte sich unsere Zahl schätzungsweise auf etwa
    viertausend, nicht mitgerechnet die italienischen und
    deutschen Soldaten und die Seeleute. Die anderen waren
    überall im Hinterland verteilt, sie lebten in Höhlen, in
    Heuschobern, in irgendwelchen Löchern. Wie soll man da
    etwas
    von
    Verschwundenen
    wissen?
    Alle
    waren
    verschwunden!«
    Sie lachten wieder. Montalbano dankte ihnen für ihre
    Auskünfte.

    Gut, jetzt wußte er immerhin ein bißchen mehr. Das plötzliche
    Gefühl der Dankbarkeit, das er dem Preside und dem
    Ragioniere gegenüber empfunden hatte, wandelte sich, sobald
    die beiden gegangen waren, in einen unbändigen Anfall von
    Großzügigkeit, die er, das wußte er jetzt schon, früher oder
    später bereuen würde. Er rief Mimì Augello zu sich ins Büro,
    gestand wortreich seine Schuld gegenüber dem Freund und
    Mitarbeiter ein, legte ihm den Arm um die Schultern, drehte
    einige Runden mit ihm durchs Zimmer, sprach ihm sein
    »unbedingtes Vertrauen« aus, unterrichtete ihn ausführlich
    über seine Ermittlungen in der Waffengeschichte, teilte ihm
    den Mord an Misuraca mit und sagte ihm, er habe den Richter
    um eine Abhörgenehmigung für Ingrassias Telefonapparate
    gebeten.
    »Und was soll ich jetzt tun?« fragte Augello ganz
    begeistert.
    »Nichts. Du sollst mir nur zuhören«, sagte Montalbano,
    der plötzlich wieder zu sich gekommen war. »Denn wenn du
    auch nur das Geringste aus eigener Initiative tust, dann reiß'
    ich dir den Arsch auf, das verspreche ich dir.«

    Das Telefon läutete, Montalbano hob ab und hörte Catarellas
    Stimme, der in der Vermittlung saß.
    »Pronti, dottori? Da wäre Jacomuzzi, also, wie soll ich
    sagen, Dottori Jacomuzzi...«
    »Gib ihn mir.«
    »Reden Sie mit dem Dottori, Dottori, er ist am Telefon«,
    hörte er Catarella sagen.
    »Montalbano? Ich komme gerade vom Crasticeddru, und
    da...«
    »Wo bist du denn?«
    »Wie, wo bin ich. Im Zimmer nebenan natürlich.«
    Montalbano fluchte, wie konnte man nur so blöd sein wie
    Catarella!
    »Komm rüber.«
    Die Tür ging auf, Jacomuzzi kam herein, voller Staub und
    rotem Sand, das Haar zerzaust, die Kleidung schlampig.
    »Warum wollte mich dein Kollege denn nur am Telefon
    mit dir reden lassen?«
    »Jacomù, was ist blöder, Karneval oder der, der hingeht?
    Du kennst doch Catarella. Das nächste Mal gibst du ihm einen
    Arschtritt und kommst gleich rein.«
    »Ich habe die Untersuchung der Grotte abgeschlossen.
    Den Sand habe ich durchsieben lassen, mindestens so
    gründlich wie die Goldsucher in den amerikanischen Filmen.
    Wir haben absolut nichts gefunden. Und nachdem Pasquano
    mir gesagt hat, daß die Verletzungen eine Eintritts- und eine
    Austrittsöffnung aufweisen, kann das nur eines heißen.«
    »Daß die beiden an einem anderen Ort erschossen
    wurden.«
    »Richtig. Wären sie in der Grotte erschossen worden,
    hätten wir die Kugeln finden müssen. Und etwas war
    merkwürdig. Der Sand in der Grotte war mit feinstgemahlenen
    Schneckenhäusern vermischt, da müssen Tausende drin
    gewesen sein.«
    » Gesù!« flüsterte Montalbano. Der Traum, der Alptraum,
    Livias nackter Körper, über den die Schnecken krochen. Was
    bedeutete er? Er faßte sich mit der Hand an die Stirn, die
    schweißnaß war.
    »Geht's dir nicht gut?« fragte Jacomuzzi besorgt.
    »Nein, nein, mir ist ein bißchen schwindlig, ich bin nur
    müde.«
    »Sag Catarella, er soll dir was Stärkendes aus der Bar
    bringen.«
    »Catarella? Soll das ein Witz sein? Den hab' ich mal
    gebeten, mir einen Espresso zu bringen, und er ist mit einer
    Marke

Weitere Kostenlose Bücher