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Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Titel: Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Kind an
    die Hand und führte ihn zum Sofa. Sie unterhielten sich eine
    Weile, dann erhob sich der Commissario und sagte, er habe
    noch zu tun und müsse gehen. Das stimmte zwar nicht, aber er
    wollte nicht da sein, wenn der Anruf kam, der Questore und
    seine Frau sollten die ferne Stimme ihres Sohnes allein und in
    aller Ruhe genießen können, auch wenn die Worte voller
    Angst und Leid waren. Als er das Haus verließ, klingelte das
    Telefon.

    »Sehen Sie, ich habe mein Wort gehalten. Hier haben Sie Ihr
    Foto wieder.«
    »Kommen Sie doch rein!«
    Signora Burgio trat auf die Seite, um ihn vorbeizulassen.
    »Wer ist da?« rief ihr Mann aus dem Eßzimmer.
    »Der Commissario!«
    »Dann bitte ihn doch rein!« brüllte der Preside, als hätte
    seine Frau sich geweigert, Montalbano die Tür zu öffnen.
    Sie waren beim Abendessen. »Möchten Sie mitessen?«
    lud ihn die Signora ein. Ohne seine Antwort abzuwarten,
    stellte sie einen Teller hin. Montalbano setzte sich, und die
    Signora servierte ihm Fischbouillon, reduziert, wie es sich
    gehörte, und mit Petersilie wiederbelebt.
    »Haben Sie etwas damit anfangen können?« fragte
    Signora Burgio, ohne auf den tadelnden Blick ihres Mannes zu
    achten, der es unpassend fand, daß sie gleich mit der Tür ins
    Haus fiel.
    »Leider ja, Signora. Ich glaube, es handelt sich um eine
    Fotomontage.«
    » Dio mio! Dann wollte mir derjenige, der das Foto
    geschickt hat, also etwas vormachen!«
    »Ja, ich vermute, daß er genau das bezweckt hat – einen
    Schlußpunkt unter Ihre Fragen nach Lisetta zu setzen.«
    »Ich hatte doch recht, siehst du?« schrie die Signora ihren
    Mann fast an und begann zu weinen.
    »Was hast du denn?« fragte der Preside.
    »Lisa ist tot, und jemand wollte mir weismachen, daß sie
    lebt und glücklich verheiratet ist!«
    »Es könnte doch auch sein, daß Lisetta selbst...«
    »Was redest du da?!« rief sie und warf ihre Serviette auf
    den Tisch.
    Sie schwiegen betreten. Dann fuhr die Signora fort. »Sie
    ist tot, nicht wahr, Commissario?«
    »Ich fürchte, ja.«
    Die Signora erhob sich, bedeckte ihr Gesicht mit den
    Händen und verließ das Eßzimmer; sobald sie draußen war,
    ließ sie sich gehen und schluchzte und klagte.
    »Es tut mir leid«, sagte der Commissario.
    »Sie wollte es ja unbedingt wissen«, antwortete der
    Preside ohne Mitleid und folgte damit einer sehr eigenen
    Logik ehelicher Auseinandersetzung.
    »Gestatten Sie mir eine Frage. Sind Sie sicher, daß
    zwischen Lillo und Lisetta nur jene Art der Zuneigung
    bestand, von der Sie und Ihre Frau sprachen?«
    »Wie meinen Sie das?«
    Montalbano beschloß, ganz offen zu sprechen. »Können
    Sie ausschließen, daß Lillo und Lisetta ein Liebespaar waren?«
    Der Preside lachte laut auf und verwarf diese Annahme
    mit einer Handbewegung.
    »Wissen Sie, Lillo war unsterblich in ein Mädchen aus
    Montelusa verliebt, das seit Juli 43 keine Nachricht mehr von
    ihm hatte. Und der Tote vom Crasticeddru kann er aus dem
    einfachen Grund nicht sein, weil man dem Bauern, der ihn
    noch gesehen hat, wie er verletzt von den Soldaten auf einen
    Lastwagen geladen und irgendwohin gefahren wurde,
    unbedingt Glauben schenken kann.«
    »Jedenfalls«,
    sagte
    Montalbano,
    »bleibt
    eines
    unumstößlich, nämlich daß Lisetta nicht mit einem
    amerikanischen Soldaten durchgebrannt ist. Folglich hat
    Lisettas Vater Ihre Frau angelogen. Wer war Lisettas Vater?«
    »Wenn ich mich recht erinnere, hieß er Stefano.«
    »Lebt er noch?«
    »Nein, er ist schon seit mindestens fünf Jahren tot.«
    »Was hat er beruflich gemacht?«
    »Ich glaube, er war Holzhändler. Aber in unserer Familie
    sprach man nicht von Stefano Moscato.«
    »Warum nicht?«
    »Weil auch er kein anständiger Mensch war. Er machte
    mit den Rizzitanos, seinen Verwandten, gemeinsame Sache,
    verstehen Sie? Er hatte Dreck am Stecken, ich weiß nicht,
    welcher Art. Damals sprach man in kultivierten, achtbaren
    Familien nicht über solche Leute. Man konnte genausogut,
    entschuldigen Sie bitte, über einen Haufen Kacke reden.«
    Signora Burgio kam zurück, mit geröteten Augen und
    einem alten Brief in der Hand.
    »Das ist der letzte Brief, den ich von Lisetta bekommen
    habe, während wir in Acquapendente waren, wo ich mit
    meiner Familie hingezogen war.«
    Serradifalco, 10. Juni 1943
    Meine liebe Angelina, wie geht's Dir? Wie geht es Deiner
    Familie? Du kannst Dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich Dich
    beneide, Dein Leben in einem Dorf im Norden kann man

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