Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Titel: Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
Vom Netzwerk:
da?«
    »Nein, er ist beim Questore.«
    »Wer ist denn für das Fotolabor zuständig?«
    »De Francesco, im Untergeschoß.«
    De Francesco sah das Foto an, als hätte er noch nie von
    der Möglichkeit gehört, Bilder von lichtempfindlichen Filmen
    wiederzugeben.
    »Was wollen Sie von mir?«
    »Wissen, ob es sich um eine Fotomontage handelt.«
    »Das ist nicht mein Job. Ich kann nur Fotos machen und
    entwickeln. Kompliziertere Fälle leiten wir nach Palermo
    weiter.«

    Dann drehte sich das Rad endlich in die richtige Richtung, und
    alles Weitere ließ sich gut an. Er rief den Fotografen jener
    Zeitschrift an, in der die Rezension von Maraventatos Buch
    erschienen war; er wußte noch, wie er hieß.
    »Bitte entschuldigen Sie die Störung, sind Sie Signor
    Contino?«
    »Ja, am Apparat.«
    »Hier ist Commissario Montalbano, ich würde mich gern
    mit Ihnen treffen.«
    »Ich freue mich, Sie kennenzulernen. Sie können gleich
    kommen, wenn Sie wollen.«
    Der Fotograf wohnte im alten Teil von Montelusa, in
    einem der wenigen Häuser, die einen Erdrutsch überlebt
    hatten, bei dem ein ganzes Viertel mit arabischem Namen
    begraben worden war.
    »Von Berufs wegen bin ich eigentlich kein Fotograf, ich
    unterrichte Geschichte am Gymnasium, es ist mehr
    Liebhaberei. Womit kann ich Ihnen helfen?«
    »Können Sie mir sagen, ob dieses Foto eine Fotomontage
    ist?«
    »Ich kann es versuchen«, sagte Contino und sah sich das
    Foto an. »Wissen Sie, wann es aufgenommen wurde?«
    »Etwa 1946, wurde mir gesagt.«
    »Kommen Sie übermorgen wieder.«
    Montalbano senkte den Kopf und schwieg.
    »Ist es dringend? Dann machen wir folgendes – ich kann
    Ihnen in etwa zwei, drei Stunden eine erste Antwort geben, die
    jedoch noch einer Bestätigung bedarf.«
    »Einverstanden.«
    Die zwei Stunden verbrachte Montalbano in einer
    Kunstgalerie, in der die Bilder eines siebzigjährigen
    sizilianischen Malers ausgestellt wurden, der noch einer
    gewissen populistischen Phrasenhaftigkeit verhaftet war, aber
    die Farben, die intensiv und sehr lebhaft waren, gut getroffen
    hatte. Allerdings sah er sich die Bilder ziemlich zerstreut an,
    weil er wegen Continos Antwort wie auf glühenden Kohlen
    saß, und schaute alle fünf Minuten auf die Uhr.
    »Wie sieht's aus?«
    »Ich bin gerade fertig. Meiner Meinung nach handelt es
    sich tatsächlich um eine Fotomontage. Sehr gut gemacht.«
    »Woran erkennen Sie das?«
    »An den Schatten im Hintergrund. Der Kopf der wahren
    Braut wurde durch den Kopf des Mädchens ersetzt.«
    Davon hatte Montalbano ihm gar nichts gesagt. Contino
    wußte nichts davon, der Commissario hatte ihm gegenüber
    nicht erwähnt, worauf es ihm ankam.
    »Und noch etwas: Das Gesicht des Mädchens wurde
    retuschiert.«
    »Inwiefern retuschiert?«
    »Man hat sie, wie soll ich sagen, etwas älter gemacht.«
    »Kann ich es wiederhaben?«
    »Natürlich, ich brauche es nicht mehr. Ich dachte, es sei
    schwieriger, ich brauche keine Bestätigung, wie ich
    ursprünglich glaubte.«
    »Sie haben mir wirklich sehr geholfen.«
    »Hören Sie, Commissario, meine Stellungnahme ist rein
    privat, verstehen Sie? Sie hat keinerlei Rechtsgültigkeit.«

    Der Questore empfing ihn nicht nur sofort, sondern breitete
    vor Freude seine Arme weit aus.
    »Was für eine schöne Überraschung! Haben Sie Zeit?
    Kommen Sie mit zu mir nach Hause, ich erwarte einen Anruf
    meines Sohnes, und meine Frau würde sich sehr freuen, Sie zu
    sehen.«
    Massimo, der Sohn des Questore, war Arzt und gehörte
    einer Organisation von Freiwilligen an, die sich »Ärzte ohne
    Grenzen« nannte. Sie gingen in Länder, die vom Krieg
    zerfressen wurden, und setzten sich ein, so gut sie konnten.
    »Wissen Sie, mein Sohn ist Kinderarzt. Er ist zur Zeit in
    Ruanda, und ich mache mir wirklich Sorgen um ihn.«
    »Wird dort noch gekämpft?«
    »Ich meine nicht die Kämpfe. Jedesmal, wenn es ihm
    gelingt, uns anzurufen, merke ich, wie sehr er sich quält, wie
    sehr er unter dem Grauen leidet.«
    Der Questore schwieg. Um die Gedanken zu zerstreuen,
    hinter denen er sich verschanzt hatte, teilte Montalbano ihm
    seine Neuigkeit mit.
    »Ich bin zu neunundneunzig Prozent sicher, den Namen
    des toten Mädchens zu kennen, das im Crasticeddru gefunden
    wurde.«
    Der Questore war sprachlos und starrte ihn mit offenem
    Mund an.
    »Sie hieß Elisa Moscato und war siebzehn Jahre alt.«
    »Wie, zum Teufel, haben Sie das herausgefunden?«
    Montalbano erzählte ihm alles.
    Die Frau des Questore nahm ihn wie ein kleines

Weitere Kostenlose Bücher