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Commissario Montalbano 06 - Der Kavalier der späten Stunde

Commissario Montalbano 06 - Der Kavalier der späten Stunde

Titel: Commissario Montalbano 06 - Der Kavalier der späten Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Bologna gar nicht verlassen hat. Niemand hat sein Auto, das sofort auffällt, bei uns hier gesehen.« Er sah auf die Uhr.
    »Gibt's sonst noch was? Ich möchte nicht, dass Beba sich sorgt, wenn sie mich nicht erreicht.« Montalbano, der wieder guter Laune war, stand diesmal auf und begleitete ihn an die Tür. Nicht weil Augello ihm mit seinen Ausführungen die Dinge klarer gemacht hätte. Sondern genau aus dem entgegengesetzten Grund: Die Kompliziertheit des Falles bescherte ihm eine Art Genug­tuung, eine innere Freude, ähnlich derjenigen, die ein wahrer Jäger angesichts eines schlauen und geschickten Beutetieres empfindet. Auf der Schwelle fragte Mimi:
    »Sagst du mir, warum du so auf Gargano fixiert bist?«
    »Nein. Das heißt: Vielleicht weiß ich es selber noch nicht genau. Apropos, weißt du, wie es Francois geht?«
    »Gestern habe ich mit meiner Schwester gesprochen, sie hat gesagt, dass es ihnen gut geht. Du wirst sie alle auf der Hochzeit sehen. Wieso sagst du >apropos    Zu langwierig und zu kompliziert, ihm seinen Schrecken bei dem schlimmen Gedanken zu erklären, dass das Geld des Jungen möglicherweise zusammen mit dem kriminel­len Buchhalter verschwunden war. Und dass dieser Schre­cken einer der Gründe dafür war, warum er sich in der ganzen Geschichte so engagierte.
    »Habe ich >apropos< gesagt? Keine Ahnung, ich weiß nicht, warum«, antwortete er dreist.
    »Fazio, vergiss, was ich dir gestern gesagt habe. Mimi hat mir erklärt, dass sie ernsthaft Nachforschungen ange­stellt haben, du brauchst nicht noch mehr Zeit zu vertun. Außerdem hat kein Schwein Gargano hier in der Gegend gesehen.«
    »Wie Sie wünschen, Dottore«, sagte Fazio.
    Und blieb einfach vor dem Schreibtisch des Commissario stehen.
    »Wolltest du mir was sagen?«
    »Ach, ich habe in den Unterlagen von Dottor Augello ein Blatt gefunden. Die Aussage eines Zeugen, der Garganos Alfa 166 in der Nacht vom 31. August auf den 1. September auf einer Landstraße gesehen haben will.« Montalbano sprang vom Stuhl auf. »Ja und?«
    »Dottor Augello hat daneben notiert: >nicht ernst zu nehmen<. Und so war es dann auch.«
    »Wieso denn das, Herrgott noch mal?«
    »Weil der Mann Antonino Tommasino heißt.«
    »Ist mir doch scheißegal, wie der heißt! Wichtig ist, daß …«
    »Das darf Ihnen nicht scheißegal sein, Dottore. Vor zwei Jahren hat dieser Antonino Tommasino bei den carrabinera Anzeige erstattet, weil bei Puntasecca ein Seeunge­heuer mit drei Köpfen aufgetaucht sein soll. Und letztes Jahr ist er in aller Herrgottsfrüh bei uns hier aufgekreuzt und hat geschrien, es wäre eine fliegende Untertasse ge­landet. Denken Sie nur, Dottore, das hat er Catarella er­zählt, Catarella war ganz fertig und hat auch angefangen zu schreien. Da war die Hölle los, Dottore.«

Acht
    Seit einer Stunde unterschrieb er die Akten, die Fazio ihm, ein Machtwort sprechend (»Dottore, das müssen Sie un­bedingt erledigen, Sie rühren sich hier nicht vom Fleck, bis Sie fertig sind!«) auf den Tisch gelegt hatte, als die Tür aufging und Augello hereinkam, ohne anzuklopfen. Er wirkte sehr aufgeregt. »Die Hochzeit ist verschoben!«
    Oje, seine innere Zerrissenheit musste bedenkliche For­men angenommen haben.
    »Hast du's dir doch anders überlegt, wie die Gehörnten?«
    »Nein, aber heute Morgen hat Beba einen Anruf aus Aidone bekommen, ihr Vater hatte einen Herzinfarkt. Ist wohl nicht so schlimm, aber Beba will ohne ihren Vater nicht heiraten, sie hängt sehr an ihm. Sie ist schon abgereist, ich fahre noch heute nach. Ich schätze, wenn alles gut geht, wird die Hochzeit um einen Monat verschoben. Was soll ich jetzt machen?« Die Frage erstaunte Montalbano. »Was meinst du damit?«
    »Dass ich das nicht einen Monat lang durchhalte, eine Nacht liege ich wach und überlege, wie lange es noch hin ist bis zur Hochzeit, und die Nacht darauf überlege ich, wie ich da rauskomme. Vor den Altar trete ich entweder in Zwangsjacke oder mit zerrütteten Nerven.«
    »Ich weiß, wie du deine Nerven schonen kannst. Du fährst jetzt nach Aidone, siehst, wie es dort läuft, dann kommst du zurück und nimmst deinen Dienst wieder auf.« Er griff zum Telefon. »Ich sage Livia Bescheid.«
    »Nicht nötig. Ich habe sie schon angerufen«, sagte Augello und ging hinaus.
    Montalbano wurde wütend vor Eifersucht. Wie bitte? Dein Schwiegervater in spe kippt um, deine Braut weint und jam­mert, die Hochzeit platzt, und du rufst als Erstes

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