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Commissario Montalbano 06 - Der Kavalier der späten Stunde

Commissario Montalbano 06 - Der Kavalier der späten Stunde

Titel: Commissario Montalbano 06 - Der Kavalier der späten Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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allen, vom Ewigen Vater bis zum untersten Wachtmeister, für den Einsatz, den sie bei der Durchführung und so weiter und so fort. Staatsanwalt Tommaseo sagte, ein Sexualverbrechen sei auszuschließen, weshalb ihn die ganze Geschichte nicht die Bohne inter­essiere. Diesen zweiten Teil des Satzes sagte er in Wirk­lichkeit nicht, aber sein Gesichtsausdruck gab genau das zu verstehen. Arquà, der Chef der Spurensicherung, gab kund, dass sich der Wagen schätzungsweise seit einem Monat im Wasser befinde. Wer am meisten redete, war Guarnotta, aber nur, weil Zito als guter Journalist merkte, dass die Live-Sendung ein Reinfall zu werden drohte und dass er, um zu retten, was zu retten war, selbst die geeigne­ten Fragen stellen musste.
    »Dottor Guarnotta, wurde die Leiche aus dem Auto zwei­felsfrei identifiziert?«
    »Es gibt noch keine offizielle Identifizierung, aber wir kön­ nen davon ausgehen, dass es sich, mit großer Wahrschein­lichkeit, um Giacomo Pellegrino handelt.«
    »War er allein im Auto?«
    »Dazu können wir nichts sagen. Im Wageninneren war nur diese Leiche, aber es ist nicht ausgeschlossen, dass sich eine zweite Person darin befand, die beim Aufprall des Autos auf dem Wasser womöglich weit weg geschleu­dert wurde. Unsere Taucher suchen die Gegend gründlich ab.«
    »Könnte diese zweite Leiche die von Gargano sein?«
    »Könnte sie.«
    »Lebte Giacomo Pellegrino noch, als das Auto hinunter­stürzte, oder wurde er vorher umgebracht?«
    »Das werden wir nach der Obduktion wissen. Aber es ist nicht gesagt, dass es sich um ein Verbrechen handelt. Es kann sich auch um einen Unfall handeln. Sie sehen ja, der Boden hier ist sehr.«
    Er brachte den Satz nicht zu Ende. Der Kameramann fing die Szene in einer Totalen ein. Hinter der Gruppe brach ein breiter Streifen Erdreich ab. Wie in einem gut einge­spielten Ballett stießen alle einen Schrei aus und machten gleichzeitig einen Satz nach vorn. Montalbano fuhr halb aus seinem Sessel hoch, wie es auch vorkam, wenn er Abenteuerfilme wie Jäger des verlorenen Schatzes sah. Als sie sich in Sicherheit gebracht hatten, fuhr Zito fort: »Wurde sonst etwas in dem Auto gefunden?«
    »Es war noch nicht möglich, das Wageninnere zu inspizie­ren. In unmittelbarer Nähe des Autos wurde ein Moped entdeckt.«
    Montalbano horchte auf. Damit war die Live-Sendung zu Ende.
    Was bedeutete »in unmittelbarer Nähe«? Er hatte das Moped mit eigenen Augen im Kofferraum gesehen, Irrtum aus­geschlossen. Und jetzt? Es konnte nur zwei Erklärungen geben: Entweder hatte es irgendein Taucher, auch ohne jeden Hintergedanken, dort herausgeholt, oder Guarnotta sagte wissentlich die Unwahrheit. Aber in diesem zweiten Fall: zu welchem Zweck? Hatte Guarnotta eine bestimmte Vorstellung, und versuchte er alle Einzelheiten in seinem Gesamtbild aufeinander abzustimmen? Das Telefon klingelte. Es war wieder Zito. »Hat dir der Bericht gefallen?«
    »Ja, Nicolò.«
    »Danke dafür, dass ich der Konkurrenz eins auswischen konnte.«
    »Bist du dahinter gekommen, was Guarnotta denkt?«
    »Man braucht nicht dahinter zu kommen, weil Guarnotta seine Gedanken nicht verbirgt, er äußert sich klar. Aller­dings nur im privaten Kreis. Er findet, es ist zu früh für öffentliche Erklärungen. Seiner Meinung nach ist Gargano der Mafia zu nahe getreten. Direkt, indem er die Kohle von irgendeinem Mafioso eingesteckt hat, oder indirekt, indem er sich auf einem Terrain breit gemacht hat, auf dem er weder säen noch pflügen durfte.«
    »Aber was hat Pellegrino damit zu tun, der arme Kerl?«
    »Pellegrino hatte das Pech, dass er sich in Garganos Be­gleitung befand. Ich gebe wohlgemerkt Guarnottas Mei­nung wieder. Also haben sie alle beide getötet und dann in das Auto verfrachtet und ins Meer geworfen. Danach, oder vorher, aber das ist unwichtig, haben sie auch Pellegrinos Moped ins Meer geworfen. Eine Frage von Stunden, bis wir Garganos Leiche in der Nähe des Autos finden werden, falls die Strömung ihn nicht fortgeschwemmt hat.«
    »Überzeugt dich das?«
    »Nein.«
    »Wieso nicht?«
    »Erklär mir mal, was Pellegrino und Gargano mitten in der Nacht an diesem einsamen Platz wollten. Da geht man doch nur zum Ficken hin. Und ich wüsste nicht, dass Gar­gano und Pellegrino.«
    »Solltest du aber.«
    Nicolò gab eine Art Gurgeln von sich, die Luft war ihm weggeblieben.
    »Was redest du da?!«
    »Für weitere Einzelheiten kommen Sie bitte um elf Uhr heute Vormittag ins Kommissariat von Vigàta«, sagte

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