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Commissario Montalbano 07 - Das kalte Lächeln des Meeres

Commissario Montalbano 07 - Das kalte Lächeln des Meeres

Titel: Commissario Montalbano 07 - Das kalte Lächeln des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Pasquano.«
    »Genau. Dann haben sie die Leiche im Meerwasser eingeweicht, irgendwo an einer geschützten Stelle. Als sie genug gepökelt war, haben sie sie raustreiben lassen.«
    »Und warum hätten sie so lange warten sollen?«
    »Commissario, es sollte so aussehen, als wär der Tote von weit her gekommen.«
    Montalbano sah ihn bewundernd an. Und so hatte Ciccio Albanese, der Mann des Meeres, nicht nur den gleichen Schluss gezogen wie Pasquano, der Mann der Wissenschaft, und Montalbano, der Mann mit der Polizistenlogik, sondern war ihnen beiden um eine Nasenlänge voraus.

Vier
    Es stand aber geschrieben, dass der Commissario die Streifenbarben, die Ciccio Albaneses Frau zubereitete, nicht mal von weitem schnuppern sollte. Gegen acht Uhr abends, als er das Büro verlassen wollte, bekam er einen Anruf von Riguccio, dem stellvertretenden Questore.
    Sie kannten sich seit Jahren, hatten aber, obwohl sie sich mochten, nur beruflich miteinander zu tun. Zu einer Freundschaft fehlte nicht viel, aber sie konnten sich nicht dazu entschließen.
    »Montalbano? Entschuldige, gibt's bei euch im Kommissariat jemand, der eine Brille mit minus drei trägt?«
    »Keine Ahnung«, antwortete der Commissario. »Wir haben zwei Brillenträger, Cusumano und Torretta, ich weiß aber nicht, wie viele Dioptrien sie haben. Warum fragst du? Verlangt dein geliebter Minister eine Bestandsaufnahme?«
    Es war allgemein bekannt, dass Riguccio der neuen Regierung ziemlich nahe stand.
    »Ich habe keine Zeit für Witze, Salvo. Schau doch mal, ob eine von den Brillen passt, und schick sie mir so schnell wie möglich. Meine ist gerade kaputtgegangen, und ohne bin ich aufgeschmissen.«
    »Hast du keine Ersatzbrille im Büro?«, fragte Montalbano, während er schon nach Fazio rief.
    »Doch, aber in Montelusa.«
    »Wo bist du denn?«
    »Hier in Vigàta, am Hafen. Touri-Service.«
    Der Commissario erklärte Fazio, worum es ging.
    »Riguccio? Ich lasse gerade nachfragen. Wie viele Touristen sind es diesmal?«
    »Mindestens hundertfünfzig, auf zwei von unseren Patrouillenbooten. Sie waren mit zwei leckgeschlagenen Kähnen unterwegs und kurz davor, an den Felsen von Lampedusa zu zerschellen. Soviel ich verstanden habe, haben die Bootsführer sie ihrem Schicksal überlassen und sind mit einem Schlauchboot abgehauen. Die Ärmsten wären alle um ein Haar ertrunken. Weißt du was, Montalbano? Ich kann es nicht mehr sehen, wie diese armen Schlucker …«
    »Erzähl das deinen Freunden von der Regierung.«
    Fazio kam mit einer Brille an.
    »Links minus drei, rechts zwei Komma fünf.«
    Montalbano gab die Werte durch.
    »Perfekt«, sagte Riguccio. »Kannst du sie mir rüberschicken? Die Boote machen gerade fest.«
    Aus unerfindlichen Gründen beschloss Montalbano, ihm die Brille selbst zu bringen, ganz persönlich selber, um mit Catarella zu sprechen. Riguccio war doch eigentlich ein feiner Kerl. Und es machte ja nichts, wenn er, Montalbano, ein bisschen später zu Ciccio Albanese kam.
    Er hätte nicht mit Riguccio tauschen mögen. Der Questore hatte mit dem Hafenamt vereinbart, dass jede Ankunft illegaler Einwanderer direkt der Questura Montelusa zu melden sei. Und dann fuhr Riguccio mit einem Riesenaufgebot an requirierten Bussen, Fahrzeugen voller Polizisten, Krankenwagen und Jeeps nach Vigàta. Und jedes Mal Tragödien, Szenen voller Tränen und Leid. Man musste Frauen während der Geburt beistehen, Kindern, die in dem Durcheinander verloren gingen, Menschen, die durchgedreht oder, während der endlosen Reise an Deck Wind und Wasser ausgesetzt, krank geworden waren.
    Wenn sie an Land gingen, konnte die frische Seeluft den unerträglichen Geruch, der an ihnen haftete, nicht auflösen; es war nicht der Gestank von ungewaschenen Leuten, sondern der Gestank von Angst und Beklemmung, von Leid und einer Verzweiflung, die ein Maß erreicht hat, das nur noch auf den Tod hoffen lässt. Das konnte niemanden gleichgültig lassen, und deshalb hatte Riguccio ihm eingestanden, dass er es kaum mehr ertrug.
    Als der Commissario am Hafen ankam, hatte das erste Patrouillenboot schon die Gangway ausgefahren. Die Polizisten bildeten, in zwei Reihen aufgestellt, eine Art menschlichen Korridor bis zum ersten Bus, der mit eingeschaltetem Motor wartete. Riguccio stand am Fuß der Gangway, dankte Montalbano kurz und setzte die Brille auf. Der Commissario hatte den Eindruck, dass ihn sein Kollege gar nicht erkannte, so konzentriert verfolgte er das Geschehen.
    Dann gab Riguccio das Signal

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