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Commissario Montalbano 07 - Das kalte Lächeln des Meeres

Commissario Montalbano 07 - Das kalte Lächeln des Meeres

Titel: Commissario Montalbano 07 - Das kalte Lächeln des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Nebengebäude. Das hatte etwas Provisorisches, Zusammengebasteltes, was Montalbano gefiel. Er trat ein und setzte sich an einen freien Tisch. Ein hagerer Sechzigjähriger mit sehr hellen Augen, der das Hin und Her der beiden Kellner beaufsichtigte, kam auf ihn zu und stellte sich vor ihn hin, ohne ein Wort zu sagen, er begrüßte ihn nicht mal. Er grinste nur.
    Montalbano sah ihn fragend an.
    »Ich hab's gewusst«, sagte der Mann.
    »Was?«
    »Dass Sie nach so langer Suche bei mir landen würden. Ich habe Sie erwartet.«
    Anscheinend hatte sich Montalbanos Leidensweg infolge der Schließung seines Stammlokals in der Stadt herumgesprochen.
    »Tja, da bin ich«, meinte der Commissario trocken.
    Sie sahen sich in die Augen. Ein Gefecht wie die berühmte Revolverschlacht am O.K. Corral nahm seinen Anfang.
    Enzo rief einen Kellner zu sich:
    »Deck den Tisch für Dottor Montalbano, und kümmere dich um den Saal. Ich gehe in die Küche. Für den Commissario sorge ich persönlich.«
    Der nur aus purpi alla strascinasali bestehende Antipasto schien aus Meereskonzentrat zubereitet, das sogleich im Mund zerging. Die pasta col nìvuro di sieda konnte es würdig mit Calogeros Pasta aufnehmen. Und in dem Grillteller mit Meerbarbe, Wolfsbarsch und Dorade fand der Commissario jenen paradiesischen Geschmack wieder, den er für alle Zeit verloren geglaubt hatte. Eine Melodie erklang in seinem Kopf, eine Art Triumphmarsch.
    Glücklich räkelte er sich auf seinem Stuhl. Und dann seufzte er tief.
    Nach langer und gefährlicher Irrfahrt hatte Odysseus endlich sein ersehntes Ithaka gefunden.
    Teilweise mit dem Dasein versöhnt, setzte er sich ins Auto und fuhr zum Hafen. In dem Laden, in dem es calia e semenza gab, brauchte er nicht vorbeizuschauen, der war um diese Zeit geschlossen. Er stellte das Auto am Kai ab und schlenderte die Mole entlang. Der obligatorische Angler hob grüßend die Hand.
    »Beißt was an?«
    »Nicht mal für Geld.«
    Montalbano setzte sich auf seinen Felsen unterhalb des Leuchtturms. Er steckte sich eine Zigarette an und rauchte genüsslich. Als er fertig geraucht hatte, warf er die Kippe ins Meer. Sie bewegte sich leicht im schwappenden Wasser und berührte mal den Felsen, auf dem Montalbano saß, mal den direkt daneben. Da kam Montalbano plötzlich ein Gedanke. Wenn der Zigarettenstummel ein menschlicher Körper gewesen wäre, dann hätte dieser Körper die Felsen sicher nicht nur leicht berührt, sondern wäre richtig angestoßen, wenn auch nicht mit voller Wucht. Genau wie Ciccio Albanese gesagt hatte. Als er hochschaute, sah er in der Ferne sein Auto auf dem Kai stehen. Ihm fiel auf, dass er es an derselben Stelle geparkt hatte, wo er, als die Leute das Patrouillenboot verließen, mit dem Kind gestanden hatte, während die Mutter ein solches Theater gemacht hatte, dass sie sich dabei das Bein brach. Er stand auf und ging die Mole zurück, er wollte plötzlich wissen, wie die Geschichte ausgegangen war. Sicher lag die Mutter mit einem Gipsbein im Krankenhaus. Im Büro angekommen, rief er gleich Riguccio an:
    »O Gott, Montalbà, mir ist das echt peinlich!«
    »Was denn?«
    »Dass ich die Brille immer noch nicht zurückgebracht habe. Ich hab's vollkommen vergessen! Hier geht es dermaßen drunter und drüber, dass ich -«
    »Rigu, ich rufe nicht wegen der Brille an. Ich wollte dich was fragen. In welches Krankenhaus kommen denn die Verletzten, Kranken oder Schwangeren?«
    »In mindestens drei Krankenhäuser in Montelusa, dann in -«
    »Warte, mich interessieren nur die Leute, die gestern Abend an Land gegangen sind.«
    »Moment.«
    Riguccio musste anscheinend ein bisschen blättern, bevor er antwortete:
    »Die sind hier im San Gregorio.«
    Montalbano sagte Catarella Bescheid, dass er auf eine Stunde fort sei, setzte sich ins Auto, hielt an einer Bar, kaufte drei Tafeln Schokolade und fuhr nach Montelusa.
    Das San Gregorio lag außerhalb der Stadt, war aber von Vigàta aus leicht zu erreichen. Die Fahrt dauerte zwanzig Minuten. Er parkte und fragte nach der Abteilung, in der Knochenbrüche behandelt wurden. Er fuhr mit dem Aufzug in den dritten Stock und sprach dann die erste Krankenschwester an, der er begegnete.
    Er sagte, er suche eine Afrikanerin, die sich am vorherigen Abend bei ihrer Ankunft in Vigàta das Bein gebrochen habe. Als weitere Erklärung fügte er hinzu, die Frau habe drei Kinder bei sich gehabt. Damit konnte die Schwester anscheinend nichts anfangen.
    »Wollen Sie hier warten? Ich muss

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