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Commissario Montalbano 07 - Das kalte Lächeln des Meeres

Commissario Montalbano 07 - Das kalte Lächeln des Meeres

Titel: Commissario Montalbano 07 - Das kalte Lächeln des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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nachträgliche Genehmigung, ein Bußgeld, und alle leben glücklich und zufrieden. Und wenn Sie wüssten, wie viele Häuser in allen Größen am Strand gebaut werden! Vier oder fünf haben sogar eine Art Privathafen.«
    »Verschwinde!«, befahl Montalbano wütend.
    »Ist doch nicht meine Schuld, Dottore«, sagte Fazio im Hinausgehen.
    Am späten Nachmittag bekam Montalbano zwei Anrufe, die ihm seine ohnehin miese Laune weiter vermiesten. Der erste war von Livia, die keinen Urlaub nehmen konnte. Der zweite von Jacopello, Pasquanos Assistenten.
    »Commissario«, flüsterte er. »Sind Sie das?«
    »Ja«, sagte Montalbano und senkte automatisch die Stimme.
    Sie klangen wie zwei Verschwörer.
    »Entschuldigen Sie, wenn ich so rede, aber meine Kollegen sollen mich nicht hören. Ich wollte Ihnen nur sagen, dass Dottor Mistretta schon heute Morgen obduziert hat, und für ihn ist der Mann ertrunken. Die Analysen, die Dottor Pasquano haben wollte, wird er also nicht machen lassen.
    Ich habe versucht, ihn zu überreden, aber keine Chance. Sie hätten unsere Wette gewonnen.«
    Und jetzt? Wie konnte er offiziell etwas unternehmen? Der Bericht von Mistretta, diesem Arsch, schloss ein Verbrechen aus und verhinderte damit jede Nachforschung.
    Und der Commissario hatte nicht mal eine Vermisstenanzeige in der Hand. Auch sonst keinen Vorwand. Im Augenblick war der Tote un nuddru ammiscatu cu nenti, null gemischt mit nichts. Aber wie Eliot in seinem Gedicht Tod durchs Wasser über Phlebas, den ertrunkenen Phönizier, schreibt: »Heide oder Jude / o du, der das Rad dreht und windwärts lugt, / bedenke Phlebas -«, so würde auch er nicht aufhören, an diesen namenlosen Toten zu denken.
    Das war eine Frage der Ehre, denn schließlich hatte der Tote selbst ihm eines kalten Morgens begegnen wollen.
    Es war Zeit, zum Essen zu gehen. Schon, aber wohin? Die Bestätigung, dass seine Welt allmählich aus den Fugen geriet, hatte der Commissario knapp einen Monat nach dem G8-Gipfel bekommen, als Calogero, der Wirt-Koch-Kellner der Trattoria San Calogero, ihm nach einem sehr bemerkenswerten Essen mitteilte, dass er sich, wenn auch ungern, zurückziehen werde.
    »Willst du mich auf den Arm nehmen, Calò?«
    »Nein, Dottore. Sie wissen ja, ich habe zwei Bypässe und bin schon dreiundsiebzig. Der Doktor will nicht, dass ich weiterarbeite.«
    »Und was ist mit mir?«, entfuhr es Montalbano.
    Plötzlich war er so unglücklich wie eine Gestalt aus einem Groschenroman, verführt und sitzen gelassen und mit dem Kind der Sünde im Schoß aus dem Haus gejagt, das kleine Streichholzmädchen im Schnee, das Waisenkind, das im Abfall nach etwas Essbarem sucht … Calogero breitete nur betrübt die Arme aus. Und dann kam der schreckliche Tag, an dem Calogero ihm zuraunte:
    »Kommen Sie morgen nicht. Da ist geschlossen.«
    Sie umarmten sich fast weinend. Und damit hatte Montalbanos Leidensweg begonnen. An den folgenden Tagen probierte er ein halbes Dutzend Restaurants, Trattorien und Osterien aus, aber das war alles nichts. Man konnte wirklich nicht behaupten, dass dort schlecht gekocht wurde, aber den Gerichten fehlte einfach Calogeros unerklärlicher letzter Schliff. Der Commissario beschloss, eine Weile häuslich zu werden und nach Marinella statt in eine Trattoria zu fahren. Eine Mahlzeit pro Tag kochte Adelina ja, aber genau das war auch der Haken: Wenn er diese Mahlzeit mittags aß, musste er sich abends mit ein bisschen Käse oder Oliven oder eingelegten Sardinen oder Salami begnügen; und wenn er die Mahlzeit abends aß, dann hatte er sich mittags mit Käse, Oliven, eingelegten Sardinen, Salami begnügen müssen. Auf Dauer war das trostlos. So machte er sich von neuem auf die Suche. In der Nähe von Capo Russello fand er ein gutes Restaurant.
    Es lag direkt am Strand, man aß anständig und zahlte nicht viel. Das Problem war nur, dass er für Hinfahrt, Essen und Rückfahrt mindestens drei Stunden brauchte, und nicht immer hatte er so viel Zeit.
    An diesem Tag wollte er eine Trattoria ausprobieren, die Mimi ihm genannt hatte.
    »Hast du da schon mal gegessen?«, fragte Montalbano skeptisch, denn er hielt nicht viel von Augellos Gaumen.
    »Ich selbst nicht, aber ein Freund, der noch mehr spinnt als du, war angetan.«
    Da die Trattoria mit dem Namen Da Enzo im oberen Teil der Stadt lag, musste der Commissario wohl oder übel das Auto nehmen. Von außen wirkte der Speiseraum wie eine Konstruktion aus Wellblech, und die Küche befand sich anscheinend in einem

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