Commissario Montalbano 07 - Das kalte Lächeln des Meeres
Kindern erkundigt und sie nicht angetroffen haben. Ich habe diese Frau mit ihren Kindern gesehen.«
»Wann?«
»Vorgestern Abend. Da kamen die Verletzten aus Scroglitti, und das Krankenhaus rief mich an. War ja eigentlich mein freier Tag. Ich wohne nicht weit weg und gehe zu Fuß zur Arbeit. Und kurz vor dem Krankenhaus lief mir diese Frau entgegen, die drei Kinder im Schlepptau. Als sie fast auf meiner Höhe war, kam ein Auto, das plötzlich stehen blieb.
Der Mann am Steuer hat die Frau gerufen. Sie sind alle eingestiegen, und das Auto ist schnell davongefahren.«
»Ich stelle Ihnen jetzt eine Frage, die Ihnen seltsam vorkommen mag, aber ich bitte Sie, gut nachzudenken, bevor Sie antworten. Ist Ihnen irgendwas aufgefallen?«
»Wie meinen Sie das?«
»Na ja, ich weiß nicht … Hat das älteste Kind zum Beispiel versucht wegzurennen, bevor es in das Auto eingestiegen ist?«
Agata Militello dachte gewissenhaft nach.
»Nein, Commissario. Es ist zuerst eingestiegen, die Mutter hat es reingeschoben. Dann die beiden Kleineren, und die Frau als Letzte.«
»Haben Sie das Kennzeichen gesehen?«
»Nein. Daran habe ich nicht gedacht. Es gab ja keinen Grund.«
»Natürlich. Ich danke Ihnen.«
Und mit dieser Aussage war die Geschichte endgültig abgeschlossen. Riguccio hatte Recht, es handelte sich um eine Familienzusammenführung. Auch wenn der älteste Bruder über diese Zusammenführung seine eigene Meinung hatte.
Die Tür knallte gegen die Wand, Montalbano fuhr zusammen, und ein Stück Putz löste sich, obwohl die Stelle keine vier Wochen vorher ausgebessert worden war. Catarella stand in der Tür und ließ sich nicht mal zu der Erklärung herab, ihm sei die Hand ausgerutscht. Er machte ein Gesicht, zu dem ein Triumphmarsch die ideale Begleitmusik gewesen wäre.
»Und?«, fragte Montalbano.
Catarella blähte die Brust und trompetete wie ein Elefant. Aus dem Nebenzimmer stürzte alarmiert Mimi herbei. »Was ist passiert?«
»Ich hab's! Ich hab ihn indentiverziert«, schrie Catarella, trat vor und legte ein vergrößertes Foto und einen Strafregisterauszug auf den Schreibtisch.
Das große Foto und das viel kleinere, das oben links auf dem Auszug zu sehen war, schienen denselben Mann zu zeigen.
»Erklärt ihr mir vielleicht mal, was das ist?«, fragte Mimi Augello.
»Klar, Dottori«, sagte Catarella stolz. »Das große Foto hab ich vom Fazio gekriegt, das ist der tote Mann, der neulich mit dem Dottori geschwommen ist. Und den Auszug da hab ich ganz allein indentiverziert. Taliasse - schauen Sie, Dottori. Die sind doch wie Zwillinge, oder?«
Mimi ging um den Schreibtisch herum, stellte sich hinter den Commissario und beugte sich über die Fotos. Dann sprach er sein Urteil:
»Sie sehen sich ähnlich. Aber es ist nicht dieselbe Person.«
»Dottori, aber Sie müssen was bedenken«, entgegnete Catarella.
»Was denn?«
»Dass das große Foto kein Foto ist, das ist eine fotografierte Zeichnung davon, wie dem Toten sein Gesicht vielleicht war. Das ist nur gemalt. Da kann schon ein Fehler drin sein.«
Mimi verließ das Büro und behauptete steif und fest:
»Es ist nicht dieselbe Person.«
Catarella breitete die Arme aus, blickte den Commissario an und überließ ihm sein weiteres Schicksal. Entweder in den Staub oder auf den Altar. Eine gewisse Ähnlichkeit war nicht zu leugnen, die Sache eine Überprüfung allemal wert. Der Mann hieß Ernesto Errera, hatte in Cosenza und Umgebung eine Reihe von Straftaten vom Einbruchsdiebstahl bis zum bewaffneten Raubüberfall verübt und wurde seit über zwei Jahren gesucht. Um Zeit zu sparen, war es besser, den Dienstweg zu umgehen.
»Catare, geh und frag Dottor Augello, ob wir einen Freund in der Questura Cosenza haben.«
Catarella ging hinaus, kam zurück, machte den Mund auf und sagte:
»Vattiato, Dottori. So heißt er.«
Das stimmte. Zum dritten Mal innerhalb kurzer Zeit hatte Catarella ins Schwarze getroffen. War etwa der Weltuntergang nahe?
»Ruf in der Questura Cosenza an, lass dir Commissario Vattiato geben und stell ihn zu mir durch.«
Der Kollege aus Cosenza war ein unleidlicher Zeitgenosse.
Er blieb sich auch diesmal treu.
»Was ist, Montalbano?«
»Ich habe möglicherweise einen Mann gefunden, den ihr sucht, einen gewissen Ernesto Errera.«
»Tatsächlich? Du hast ihn verhaftet? Was du nicht sagst!«
Warum fand er das so verwunderlich? Montalbano wurde hellhörig. Er war auf der Hut.
»Quatsch! Wenn, dann habe ich seine Leiche gefunden.«
»Ach
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