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Commissario Montalbano 09 - Die dunkle Wahrheit des Mondes

Commissario Montalbano 09 - Die dunkle Wahrheit des Mondes

Titel: Commissario Montalbano 09 - Die dunkle Wahrheit des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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praktisch unter Diktat geschrieben.«
    »Diktat von wem?«
    »Von Angelo.«
    Was glaubte die Frau denn eigentlich? Dachte sie, sie könnte ihn den erstbesten Bockmist schlucken lassen, der ihr in den Sinn kam? Er stand unvermittelt auf, voller Zorn. »Morgen früh um neun erwarte ich Sie im Kommissariat.« Auch Elena stand auf. Sie war ganz blass geworden, auf ihrer Stirn glänzte der Schweiß. Montalbano bemerkte, dass sie ein bisschen zitterte. »Nein, bitte, nicht ins Kommissariat.« Sie hatte ihren Kopf gesenkt, die Fäuste geballt, hielt die Arme ausgestreckt an den Seiten, ein kleines Mädchen, zu schnell gewachsen, das Angst vor einer Bestrafung hatte. »Wir fressen Sie schon nicht im Kommissariat, wissen Sie das?«
    »Nein, nein, bitte, nein.«
    Ein hauchdünnes Stimmchen, das sich in kleine Schluchzer auflöste. Würde diese Kleine denn niemals aufhören, ihn zu überraschen? Was war denn nur so schrecklich daran, sich im Kommissariat einzufinden? Und wie man es mit kleinen Kindern macht, legte er ihr eine Hand unters Kinn und hob ihren Kopf. Elena hielt ihre Augen geschlossen, aber ihr Gesicht war in Tränen aufgelöst.
    »Einverstanden, nicht im Kommissariat, aber erzählen Sie mir keine Absurditäten.«
    Er setzte sich wieder. Sie blieb stehen, ging aber zu Montalbano hinüber, stellte sich vor ihn hin, bis sie beinahe seine Knie mit ihren Beinen berühren konnte. Was erwartete sie ? Dass er sie etwas fragte als Gegenleistung dafür, dass sie nicht ins Kommissariat gehen musste? Plötzlich erreichte ihn der Duft ihrer Haut, der eine leichte Benommenheit in ihm hervorrief. Er hatte vor sich selber Angst. »Gehen Sie an Ihren Platz«, sagte er streng und fühlte sich plötzlich wie der Rektor einer Schule. Elena gehorchte. Als sie saß, zog sie mit beiden Händen an ihrer Jacke im vergeblichen Versuch, ihre Schenkel etwas zu bedecken. Doch sobald sie losließ, rutschte der Stoff wieder hoch, und es wurde nur schlimmer. »Also, was ist das nun für eine unglaubliche Geschichte, dass Angelo Ihnen diese Briefe selbst diktiert hätte?«
    »Ich bin ihm nie mit dem Auto nachgefahren. Außerdem hatte ich, als wir angefangen hatten, uns regelmäßig zu sehen, schon seit einem Jahr kein Auto mehr. Ich hatte einen schlimmen Unfall, bei dem der Wagen völlig demoliert wurde, ein Haufen Schrott. Und ich hatte kein Geld, um ein anderes zu kaufen, nicht einmal ein gebrauchtes. Der erste dieser drei Briefe, der, in dem ich sage, ich wäre ihm nach Fanara gefolgt, da können Sie das Datum überprüfen, ist vor vier Monaten geschrieben worden, und Angelo hatte mir noch nicht den Wagen geschenkt. Doch um die Geschichte wahrscheinlicher klingen zu lassen, sagte Angelo mir, ich solle schreiben, er wäre in ein bestimmtes Haus gegangen, an die Adresse erinnere ich mich jetzt nicht, und dass ich argwöhnisch geworden wäre.«
    »Hat er Ihnen gesagt, wer in diesem Haus wohnt?«
    »Ja, eine Tante von ihm, eine Schwester seiner Mutter, glaube ich.«
    Sie war nun selbstsicherer und wieder zu der geworden, die sie vorher war. Warum nur hatte sie sich dermaßen geängstigt bei der Vorstellung, das Kommissariat aufsuchen zu müssen?
    »Nehmen wir einen Augenblick an, Angelo habe Ihnen vorgeschlagen, diese Briefe zu schreiben.«
    »Aber so war es!«
    »Ich glaube das vorerst einmal. Er hat Sie die Briefe offensichtlich schreiben lassen, damit jemand sie liest. Wer?«
    »Seine Schwester Michela.«
    »Was macht Sie da so sicher?«
    »Er selbst hat es mir gesagt. Er wollte es so einrichten, dass ihr die Briefe unter die Augen kommen, aber sozusagen rein zufällig. Eben deshalb hatte ich mich ja auch so gewundert, als Sie mir sagten, Sie hätten sie versteckt im Kofferraum des Mercedes gefunden. Da hätte Michela sie ja nur schwer finden können.«
    »Was versuchte Angelo von Michela zu bekommen, wenn sie die Briefe erst einmal gelesen hätte? Kurz gesagt, wozu sollten sie dienen? Haben Sie ihn das gefragt?«
    »Sicher.«
    »Welche Erklärung hat er Ihnen gegeben?«
    »Er gab mir eine völlig blödsinnige Erklärung. Er sagte mir, sie würden ihm dazu dienen, Michela zu beweisen, dass ich ihn bis zum Wahnsinn lieben würde, genau das Gegenteil von dem, was sie behauptete. Und ich tat so, als wäre ich mit dieser Erklärung zufrieden, denn im Grunde kümmerte mich diese Geschichte überhaupt nicht.«
    »Sie glauben, dass es in Wirklichkeit ein anderes Motiv gab?«
    »Ja. Mehr Raum zu haben.«
    »Können Sie das genauer erklären?«
    »Ich

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