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Commissario Montalbano 09 - Die dunkle Wahrheit des Mondes

Commissario Montalbano 09 - Die dunkle Wahrheit des Mondes

Titel: Commissario Montalbano 09 - Die dunkle Wahrheit des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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versuch's. Sehen Sie, Commissario, Michela und Angelo waren aufs Engste miteinander verbunden. Soweit ich in Erfahrung bringen konnte, hat Michela, als es ihrer Mutter noch gut ging, sehr oft in der Wohnung ihres Bruders geschlafen, sie fuhr mit ihm herum, sie wusste immer, wo er sich gerade aufhielt. Sie kontrollierte ihn. Irgendwann muss Angelo dieser Situation müde geworden sein oder er brauchte größere Bewegungsfreiheit. Und ich mit meiner vorgetäuschten, aber quälenden Eifersucht wurde ein wunderbares Alibi dafür, dass er sich ohne seine Schwester im Schlepptau bewegen konnte. Die anderen beiden Briefe ließ er mich schreiben, bevor er zwei Reisen unternahm, die eine nach Holland und die andere in die Schweiz. Vielleicht waren sie ein Vorwand, um zu verhindern, dass die Schwester mit ihm fahren wollte.«
    Überzeugte das Motiv, weshalb die Briefe abgesprochen worden waren? Es überzeugte, wenn auch irgendwie schräg, gekringelt wie ein Schweineschwänzchen. Doch die Hypothese des von Elena vorgebrachten eigentlichen Ziels wirkte plausibel.
    »Lassen wir jetzt mal für einen Augenblick die Briefe beiseite. Wir haben natürlich breit gefächerte Ermittlungen durchführen müssen und…«
    »Darf ich?«, unterbrach sie ihn und zeigte auf die Briefe auf dem Tisch.
    »Natürlich.«
    »Sprechen Sie ruhig weiter, ich höre Ihnen zu«, sagte Elena, während sie einen Brief nahm, ihn aus dem Umschlag zog und anfing, ihn zu lesen.
    »… und so haben wir ein paar Dinge über Ihren Mann in Erfahrung gebracht.«
    »Darüber, was mit seiner ersten Ehe war?«, fragte sie im Weiterlesen.
    Von wegen Gras, diese Kleine zog ihm auch den Boden unter den Füßen weg!
    Plötzlich warf Elena ihren Kopf nach hinten und fing an zu lachen.
    »Was finden Sie daran so lustig?«
    »Das Trik-trok! Wer weiß, was Sie sich vorgestellt haben!«
    »Ich habe mir gar nichts vorgestellt«, sagte Montalbano und lief ein bisschen rot an.
    »Es bedeutet nur, dass ich einen äußerst empfindlichen Bauchnabel habe und daher…«
    Montalbano wurde ganz rot. Der empfindliche Bauchnabel, den sie sich so gerne küssen und ablecken ließ! War sie denn irre? Begriff sie denn nicht, dass diese Briefe sie für dreißig Jahre ins Gefängnis schicken konnten? Von wegen Trik-trok.
    »Kommen wir auf Ihren Gatten zurück…«
    »Emilio hat mir alles erzählt«, sagte Elena und legte den Brief zurück. »Er hatte den Kopf wegen seiner ehemaligen Schülerin verloren, Maria Coxa, und er heiratete sie in der Hoffnung, dass ein Wunder geschehen würde.«
    »Was für ein Wunder denn, bitte?«
    »Commissario, Emilio ist von jeher impotent gewesen.«
    Die brutale Offenheit der Kleinen war für Montalbano wie ein Stein vom Himmel, solche, die einen mitten auf die Stirn treffen und von denen man nicht weiß, woher sie kommen. Er machte den Mund auf und wieder zu, unfähig, etwas zu sagen.
    »Emilio hatte Maria nichts gesagt. Doch nach einer Weile gab es keine Entschuldigungen mehr, mit denen er sein Missgeschick verbergen konnte. Da trafen sie eine Vereinbarung.«
    »Einen Augenblick, bitte. Konnte seine Frau denn nicht die Annullierung der Ehe beantragen oder, was weiß ich, die Scheidung? Jeder hätte ihr doch recht gegeben!«
    »Commissario, Maria war bettelarm, ihre Familie hatte gehungert, um sie auf die Schule zu schicken. Da war eine Vereinbarung besser.«
    »Worin bestand die?«
    »Dass Emilio ihr einen Mann vorstellen würde, mit dem sie ins Bett gehen konnte. Und er stellte ihr seinen Kollegen vor, den Sportlehrer. Mit ihm hatte er vorab gesprochen.« Montalbano war sprachlos. So viel er auch in seinem langen Polizeileben gesehen und erlebt hatte, die unglaublich komplizierten Geschichten von Sex und aufgesetzten Hörnern verwunderten ihn immer wieder aufs Neue. »Mit anderen Worten, er bot ihm seine Frau an?«
    »Ja, aber unter einer Bedingung. Dass ihm die Treffen zwischen Maria und dem Kollegen vorher mitgeteilt werden mussten.«
    »Heilige Jungfrau! Warum denn nur?«
    »Weil die Sache auf diese Weise in seinen Augen keinen Betrug mehr darstellte.«
    Ah ja. Unter einem bestimmten Blickwinkel segelte die Überlegung von Professor Emilio Sclafani mit dem Wind von achtern. Außerdem, war in dieser Gegend nicht jemand zur Welt gekommen, der Luigi Pirandello hieß?
    »Wie erklären Sie dann, dass der Kollege sich der Gefahr aussetzte, umgebracht zu werden?«
    »Dieses Treffen war Emilio nicht mitgeteilt worden. Es war, wie soll ich sagen, ein heimliches

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