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Commissario Montalbano 10 - Die schwarze Seele des Sommers

Commissario Montalbano 10 - Die schwarze Seele des Sommers

Titel: Commissario Montalbano 10 - Die schwarze Seele des Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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waren an der Haut haften geblieben, vielleicht weil beides miteinander verschmolzen war. Sie hatten sie, nackt, wie sie war, auf die Tragbahre gelegt, und Dottor Pasquano war unter Flüchen dabei, die Untersuchung abzuschließen. Montalbano begriff, dass dies nicht der Augenblick war, ihn irgendetwas zu fragen. »Ruft den Ermittlungsrichter!«, befahl Pasquano plötzlich und unerwartet. Tommaseo kam dazu.
    »Hören Sie, Signor Giudice, hier kann ich nicht weitermachen, es ist zu heiß, die Leiche zerläuft ja vor meinen Augen. Kann ich sie wegbringen lassen?« Tommaseo sah den Chef der Spurensicherung fragend an. »Meinetwegen schon«, sagte Arquà.
    Vanni Arquà und Montalbano hatten einen Pik aufeinander.
    Sie grüßten sich nicht und redeten nur miteinander, wenn es wirklich gar nicht anders ging.
    »Dann bringt die Leiche weg und versiegelt das Fenster«, verfügte Tommaseo.
    Pasquano blickte Montalbano an. Der Commissario ging wieder nach oben, ohne jemanden zu grüßen, nahm sich eine Flasche Bier aus dem Kühlschrank - Guido hatte einen Vorrat angelegt -, trat auf die Terrasse hinaus und setzte sich in seinen Liegestuhl. Er hörte den Lärm der abfahrenden Autos.
    Nach einer Weile kam Dottor Pasquano und setzte sich so hin wie zuvor.
    »Ich sehe, Sie kennen sich im Haus aus. Könnte ich wohl auch ein Bier bekommen?«
    Als Montalbano in die Küche ging, sah er Fazio und Galluzzo hereinkommen. »Dottore, können wir gehen?«
    »Sicher. Nimm diesen Zettel hier mit. Die Telefonnummer ist von einem gewissen Landvermesser Michele Spitaleri. Ruf ihn bitte unbedingt jetzt gleich noch an und sag ihm, dass ich ihn morgen früh, Punkt neun, im Kommissariat erwarte. Buonanotti.«
    Er brachte Pasquano das kühle Bier und erzählte ihm, wieso und weshalb er sich im Haus auskannte. Dann sagte er:
    »Dottore, der Abend ist viel zu schön, als dass wir ihn uns versauen lassen sollten. Sagen Sie mir, ob Sie ein paar Fragen beantworten wollen oder nicht.«
    »Nicht mehr als vier oder fünf.«
    »Konnten Sie das Alter feststellen?«
    »Ja. Sie muss fünfzehn oder sechzehn gewesen sein. Und das war die erste.«
    «Tommaseo hat mir gesagt, es handele sich um ein Sexualverbrechen.«
    «Tommaseo ist ein perverses Arschloch. Die zweite.«
    »Wieso die zweite? Diese Mitteilung können Sie nicht als Frage betrachten! Keine Schummeleien! Wir sind immer noch bei der ersten!«
    »Einverstanden.«
    »Zweite Frage: Wurde sie vergewaltigt?«
    »Das kann ich noch nicht sagen. Vielleicht auch nicht nach der Autopsie. Ich vermute allerdings, dass es so ist.«
    »Dritte: Wie ist sie umgebracht worden?«
    »Man hat ihr die Kehle durchgeschnitten.«
    »Vierte: Wie lange ist das her?«
    »Fünf oder sechs Jahre. Sie ist gut erhalten, weil sie gut verpackt wurde.«
    »Fünfte: Ist sie Ihrer Meinung nach hier unten oder anderswo umgebracht worden?«
    »Das sollten Sie die Spurensicherung fragen. Jedenfalls hat Arquà reichlich Blutspuren auf dem Fußboden gefunden.«
    »Sechste…«
    »O nein! Die Zeit ist um und das Bier ist alle. Buonantti .«
    Er stand auf und ging. Auch Montalbano erhob sich, jedoch nur, um in die Küche zu gehen und sich ein weiteres Bier zu holen.
    Er hatte nicht das Herz, in einer Nacht wie dieser die Terrasse zu verlassen. Dann fühlte er urplötzlich, dass Livia ihm fehlte. Bis zum gestrigen Abend hatten sie noch an diesem Ort gesessen, waren noch ein Herz und eine Seele gewesen…
    Und auf einmal kam ihm die Nacht kalt vor.
    Fazio war bereits um acht Uhr morgens im Kommissariat, Montalbano traf eine halbe Stunde später ein. »Dottore, Sie müssen schon entschuldigen, aber ich kann's nicht glauben.«
    »Was kannst du nicht glauben?«
    »Die Art, wie sich der Fund der Leiche abgespielt hat.«
    »Wie sollte es sich denn sonst abspielen, Fazio? Signor Callara hat zufällig die Koffertruhe gesehen, hat den Deckel hochgehoben und…«
    »Dottore, meiner Meinung nach haben Sie es so gedeichselt, dass Callara die Leiche entdecken musste.«
    »Weshalb sollte ich das getan haben?«
    »Weil Sie die Leiche schon tags zuvor gefunden hatten, als Sie da runtergegangen sind, um den Kleinen zu holen. Sie sind ein Spürhund, Dottore! Wie hätten Sie da die Truhe ungeöffnet lassen können? Sie haben es nicht gleich gesagt, damit Ihre Freunde in aller Ruhe abreisen konnten.«
    Er hatte alles durchschaut. Die Dinge waren zwar nicht genau so verlaufen, doch im Großen und Ganzen hatte Fazio ins Schwarze getroffen.
    »Hör zu, denk, was du

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