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Commissario Montalbano 10 - Die schwarze Seele des Sommers

Commissario Montalbano 10 - Die schwarze Seele des Sommers

Titel: Commissario Montalbano 10 - Die schwarze Seele des Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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ich habe diesem armen Mann, Signor Callara, der sie gefunden hat, beistehen müssen und habe sie nur flüchtig gesehen.«
    »Es ist also dieselbe Villetta, in die Sie die Feuerwehrleute geschickt haben?«
    »Genau. Marina di Montereale, Ortsteil Pizzo, das letzte Haus auf der unasphaltierten Straße. Bring noch jemanden mit. Und benachrichtige den Ermittlungsrichter, die Spurensicherung und Dottor Pasquano. Mir ist nicht danach.«
    »Ich komme sofort.«
    Fazio, der mit Galluzzo gekommen war, zog sich Handschuhe über und fragte Montalbano: »Kann ich nach unten und mir das ansehen?« Der Commissario saß in einem Liegestuhl auf der Terrasse und genoss den Sonnenuntergang. »Sicher. Pass aber auf und hinterlass keine Abdrücke.«
    »Kommen Sie nicht mit?«
    »Wozu? Was soll ich denn da?«
    Eine halbe Stunde später brach das typische Chaos aus. Zuerst kamen die von der Spurensicherung, doch weil man in dem unterirdischen Wohnzimmer nicht mal die Hand vor den Augen sah, verloren sie eine weitere halbe Stunde, um einen Anschluss für das Licht einzurichten. Dann traf Dottor Pasquano mit dem Krankenwagen und seinen Totengräbern ein. Der Gerichtsmediziner erkannte sofort, dass es noch eine Weile dauern würde, bis er an der Reihe wäre, schnappte sich einen Liegestuhl, setzte sich neben den Commissario und nickte ein. Nach einer Stunde, als die Sonne schon fast ganz untergegangen war, kam einer von der Spurensicherung, weckte ihn und fragte:
    »Dottore, die Leiche ist eingewickelt, was sollen wir machen?«
    »Auswickeln«, war seine lakonische Antwort.
    »Schon, aber machen wir das oder Sie?«
    »Besser, ich wickle sie aus«, sagte Pasquano und stand mit einem Seufzer auf.
    »Fazio!«, rief Montalbano.
    »Zu Diensten, Dottore.«
    »Ist Dottor Tommaseo schon angekommen?«
    »Nein, Dottore, er hat angerufen und gesagt, er kann nicht eher als in einer Stunde hier sein.«
    »Weißt du was?«
    »Nein.«
    »Ich gehe was essen, und danach komme ich wieder. Immerhin sieht das alles nach einer ziemlich langwierigen Angelegenheit aus.«
    Als er durch das Wohnzimmer ging, sah er Callara, der sich nicht einen Millimeter vom Sofa fortbewegt hatte. Er tat ihm leid.
    »Kommen Sie, ich bringe Sie nach Vigàta. Ich werde Dottor Tommaseo sagen, wie die Dinge sich zugetragen haben.«
    »Danke! Vielen Dank!«, sagte Callara und gab ihm die Decke zurück.
    Vor der inzwischen geschlossenen Agentur setzte er Signor Callara ab.
    »Ich bitte Sie nachdrücklich: Sprechen Sie mit keinem über diese Geschichte mit dem Toten.«
    »Commissario mio, ich glaube, ich habe vierzig Grad Fieber. Mir ist nicht mal nach Atmen zumute. Wie soll ich da Atem zum Reden haben!«
    Wenn er zu Enzo ginge, würde er mit Sicherheit zu viel Zeit verlieren. Daher machte er sich auf den Weg nach Marinella.
    Im Kühlschrank fand er einen beachtlichen Teller mit Caponata und ein großes Stück Ragusaner Caciocavallo. Adelina hatte ihm auch frisches Brot gekauft. Vor lauter Appetit brannten ihm die Augen.
    Er brauchte eine gute Stunde, um das süßsaure Auberginengemüse und den Käse vollständig zu verputzen, und spülte alles mit einer halben Flasche Wein hinunter. Hinterher wusch er sich das Gesicht, setzte sich wieder ins Auto und fuhr nach Pizzo.
    Sobald er eintraf, kam Ermittlungsrichter Tommaseo ihm entgegen, der auf dem Vorplatz der Villetta frische Luft geschnappt hatte.
    »Sieht so aus, als handle es sich um ein Verbrechen mit sexuellem Hintergrund!«
    Seine Augen glänzten, seine Stimme war beinahe feierlich. Das war typisch Dottor Tommaseo: In jedem Verbrechen aus Leidenschaft, in jedem Mord wegen aufgesetzter Hörner und Sex suhlte er sich voller Glück. Montalbano war der Überzeugung, dass Tommaseo ein ausgemachter Wahnsinniger war, allerdings nur in Gedanken. Hinter jeder schönen Frau, die er verhörte, schleimte er her wie eine Schnecke, aber keiner hatte je davon gehört, dass er eine Beziehung hatte oder mit einer Frau befreundet war.
    »Ist Dottor Pasquano noch drinnen?«
    »Ja.«
    In der geheimen Wohnung bekam man kaum Luft. Zu viele Menschen, zu viel Rein und Raus, zu viel Hitze von den beiden großen Scheinwerfern, die die Spurensicherung eingeschaltet hatte. Die stickige Luft von vorher war noch stickiger, wurde jetzt auch noch von Menschenschweiß verpestet, und in die Nase drang, jetzt doch, der Gestank des Todes.
    Die Leiche war nämlich aus der Koffertruhe geholt und so vorsichtig wie möglich ausgewickelt worden, aber ein paar Fetzen Nylon

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