Commissario Montalbano 10 - Die schwarze Seele des Sommers
Mann des Mafioso Z ist, unterhält beste Beziehungen zum Abgeordneten H.«
»Aber ist der Abgeordnete H denn nicht von der Opposition?«
»Schon, aber das ist dasselbe.« Wie sagte noch gleich Vater Dante?
Italien, Sklavin,
Ort tiefen Schmerzes,
Schiff ohne Steuermann in großen Stürmen,
Nicht Herrin der Provinzen,
Haus der Schande!
(Dante, Göttliche Komödie, dt. Übersetzung von H. Gmelin, dtv, München 1988)
Italien war weiterhin eine Sklavin mindestens zweier Herren, nämlich Amerikas und der Kirche, und der Sturm war zu etwas Alltäglichem geworden, auch aufgrund eines Steuermanns, den man besser hinter sich lässt, als nach ihm zu suchen. Sicher, die Provinzen, über die Italien Herrin war, waren jetzt mehr als hundert an der Zahl, dafür hatte aber das Haus der Schande exponentiell an Bedeutung gewonnen.
»Also, die sechs Maurer…«, fing Fazio wieder an. »Warte. Hast du heute Abend was vor?«
»Nein, nichts.«
»Würdest du mit mir nach Montelusa kommen?«
»Um was zu tun?«
»Um einen kleinen Schwatz mit Filiberto zu halten, dem Wachmann. Ich weiß, wo die Baustelle liegt, das hat mir Dipasquale erklärt.«
»Mir scheint, Sie wollen Spitaleri wirklich was am Zeug flicken.«
»Ins Schwarze getroffen.«
»Klar komm ich mit.«
»Also, du willst mir doch was über diese Maurer sagen, oder nicht?«
Fazio sah ihn schräg an.
»Dottore, seit einer Stunde versuche ich das schon.«
Er faltete das Blatt auseinander.
»Das hier sind die Namen der Maurer: Dalli Cardillo Angelo, Smecca Ermete, Butera Ignazio, Passalacqua Antonio, Fiorillo Stefano, Miccichè Gaspare. Dalli Cardillo und Miccichè sind die beiden, die bis zum letzten Tag gearbeitet und die geheime Wohnung zugeschüttet haben.«
»Wenn ich dir eine Frage stelle, antwortest du mir dann ehrlich darauf?«
»Ich versuch's.«
»Hast du dir zu jedem einzelnen dieser Maurer die gesamten Personenangaben besorgt?«
Fazio wurde ein bisschen rot. Seiner »Manie des Meldebehördenbeamten«, wie der Commissario das nannte, konnte er einfach nicht widerstehen. »Ja, schon, Dottore. Aber die habe ich Ihnen nicht vorgelesen.«
»Du hast sie nicht vorgelesen, weil du dich nicht getraut hast. Hast du herausgefunden, ob und wo sie arbeiten?«
»Natürlich. Sie sind jetzt alle auf den vier Baustellen beschäftigt, die der Landvermesser hat.«
»Vier?«
»Ja doch. Und in fünf Tagen wird noch eine aufgemacht. Bei all der Unterstützung, die er bekommt, von der Politik wie von der Mafia, da fehlt es ihm doch nie an Aufträgen! Um es kurz zu machen, Spitaleri hat mir gesagt, dass er am liebsten immer dieselben Arbeiter hat.«
»Abgesehen von dem einen oder anderen Araber, den er ohne viel Federlesens in den Abfallkorb werfen kann. Dalli Cardillo und Miccichè arbeiten auf der Baustelle in Montelusa?«
»Nein, das nicht.«
»Besser so. Die beiden bestellst du mir für morgen Vormittag ein, den einen für zehn, den anderen für zwölf, sollten wir heute Nacht etwas länger brauchen. Akzeptier keine Ausreden, wenn nötig, setz sie unter Druck.«
»Ich kümmere mich sofort darum.«
»Gut. Ich mache mich auf den Heimweg. Wir treffen uns hier um Mitternacht, und dann fahren wir nach Montelusa.«
»Einverstanden. Soll ich die Uniform anziehen?«
»Auf gar keinen Fall. Kann uns doch nur recht sein, wenn der uns für Ganoven hält.«
Als er in Marinella auf der Veranda saß, war es ihm, als würde er eine leichte Kühle spüren, aber das war wohl vor allem eine Hypothese von Kühle, weil sich weder das Meer noch die Luft bewegten.
Adelina hatte ihm eine Pappanozza zubereitet. Dafür lässt man Zwiebeln und Kartoffeln eine ganze Weile kochen, gibt sie dann in einen tiefen Teller und zerdrückt sie mit der Gabel, bis sie gut durchgemischt sind. Zur Würzung Olivenöl, einen Spritzer Essig, Salz und ganz zum Schluss mit der Mühle gemahlenen schwarzen Pfeffer. Weiter aß er nichts, er wollte es bei etwas Leichtem belassen.
Dann las er bis elf einen schönen Krimi zweier schwedischer Schriftsteller, eines Mannes und einer Frau, die miteinander verheiratet waren. Darin gab es keine Seite ohne einen scharfen und begründeten Angriff auf die Sozialdemokratie und die Regierung.
Im Geiste widmete Montalbano ihn allen, die es für unter ihrer Würde hielten, Kriminalromane zu lesen, weil es sich ihrer Meinung nach nur um einen Zeitvertreib für Rätselfreunde handelte.
Um elf Uhr schaltete er den Fernseher ein. Lupus in fabula: »Televigata« zeigte den
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