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Commissario Montalbano 10 - Die schwarze Seele des Sommers

Commissario Montalbano 10 - Die schwarze Seele des Sommers

Titel: Commissario Montalbano 10 - Die schwarze Seele des Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Spitaleri hat doch immer die Schutzgelder bezahlt!«
    »Still!«, befahl Montalbano. »Bekreuzige dich.« Er entsicherte die Pistole.
    Bei diesem trocken-metallischen Geräusch sank Filiberto auf die Knie, seine Beine waren butterweich geworden.
    »Um Himmels willen! Ich hab doch nichts getan! Warum wollt ihr mich umbringen?«, fragte er weinend. Fazio gab ihm einen Tritt in den Rücken, und Filiberto fiel nach vorne. Montalbano hielt ihm die Mündung der Pistole in den Nacken.
    »Hör mir gut zu«, fing er an, unterbrach sich aber sofort. »Entweder ist er tot oder er ist bewusstlos.« Er bückte sich und tastete die Halsschlagader ab. »Er ist bewusstlos. Setz ihn auf einen Stuhl.« Fazio gab dem Commissario die Taschenlampe, packte den Wachmann unter den Armen und setzte ihn hin. Allerdings musste er ihn festhalten, weil Filiberto immer zur Seite kippte. Sie merkten, dass seine Unterhose nass war. Filiberto hatte sich vor Angst vollgepinkelt. Montalbano trat zu ihm, gab ihm eine gehörige Backpfeife, und Filiberto öffnete wieder die Augen. Der Wachmann blinzelte benommen mit den Augenlidern, fing aber gleich wieder an zu weinen.
    »Bringt mich nicht um, um Himmels willen!«
    »Wenn du meine Fragen beantwortest, kommst du mit dem Leben davon«, sagte Montalbano und hielt ihm die Pistole ins Gesicht.
    »Ich antworte, ich antworte.«
    »Als der Araber runterstürzte, gab es da das Schutzgeländer?«
    »Was für 'n Araber?«
    Montalbano setzte ihm den Pistolenlauf mitten auf die Stirn.
    »Als der arabische Maurer runtergestürzt ist…«
    »Ach ja, nein, nein, da gab's keins.«
    »Habt ihr es am Sonntagmorgen angebracht?«
    »Jaja.«
    »Du, Spitaleri und Dipasquale?«
    »Jaja.«
    »Wer hatte den Einfall, Wein über den Toten zu schütten?«
    »Spitaleri.«
    »Jetzt pass gut auf, dass du keinen Fehler machst, wenn du antwortest. War das Material für das Schutzgeländer schon auf der Baustelle?«
    Diese Frage war für Montalbano von grundlegender Bedeutung. Von der Antwort, die Filiberto geben würde, hing alles ab.
    »Nein, war's nicht. Spitaleri hat es bestellt, und am Sonntagmorgen um sieben haben sie's mir angeliefert.« Das war die beste Antwort, die der Commissario bekommen konnte.
    »An welche Firma hat er sich gewandt?«
    »An Ribaudo.«
    »Hast du den Lieferschein unterschrieben?«
    »Jaja.«
    Montalbano beglückwünschte sich selbst. Er hatte nicht nur voll ins Schwarze getroffen, sondern auch alles erfahren, was er wissen wollte.
    Jetzt musste noch ein bisschen Theater im Theater gespielt werden, zu Nutz und Frommen des Landvermessers Spitaleri.
    »Wieso habt ihr nicht die Firma Milluso genommen?«
    »Woher soll ich 'n das wissen?«
    »Wenn man bedenkt, dass wir es Spitaleri wieder und wieder eingebläut haben. Nimm die Firma Milluso ! Nimm die Firma Milluso! Aber er, nichts. Er will den Klugen spielen.
    Er will's einfach nicht begreifen. Und jetzt bringen wir dich um, vielleicht begreift er's dann endlich.« Mit der Kraft der Verzweiflung schoss Filiberto hoch, hatte aber keine Zeit mehr, sonst noch etwas zu tun. Von hinten gab Fazio ihm einen Handkantenschlag in den Nacken.
    Der Wachmann fiel vornüber und rührte sich nicht mehr. Sie gingen eilig hinaus, öffneten das Tor, stiegen ins Auto, und während Fazio es in Gang setzte, sagte Montalbano: »Siehst du, dass man auf die sanfte Art immer alles erreicht?«
    Dann sagte er erst mal nichts mehr.
    Während sie in Richtung Vigàta fuhren, kommentierte Fazio:
    »Das war wirklich wie in einem amerikanischen Film!« Und weil der Commissario stumm blieb, fragte er ihn: »Machen Sie gerade eine Aufstellung darüber, wie vieler Vergehen wir uns schuldig gemacht haben?«
    »An die denken wir lieber gar nicht erst.«
    »Sind Sie denn nicht zufrieden mit den Antworten, die Filiberto Ihnen gegeben hat?«
    »Ganz im Gegenteil.«
    »Was haben Sie denn dann?«
    »Mir gefällt nicht, was ich getan habe.«
    »Ich bin sicher, dass er uns nicht erkannt hat.«
    »Fazio, ich hab ja nicht gesagt, wir hätten was falsch gemacht, ich habe gesagt, es hat mir nicht gefallen.«
    »Wegen der Art und Weise, wie wir Filiberto behandelt haben?«
    »Ja.«
    »Aber, Dottore, der ist doch ein Verbrecher!«
    »Wir aber nicht.«
    »Wenn wir's nicht so gemacht hätten, hätte der nicht gesungen.«
    »Das ist kein guter Grund.« Fazio fuhr auf.
    »Was wollen Sie? Sollen wir zurückfahren und ihn um Entschuldigung bitten?«
    Montalbano artwortete nicht. Nach einer Weile sagte

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