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Commissario Montalbano 10 - Die schwarze Seele des Sommers

Commissario Montalbano 10 - Die schwarze Seele des Sommers

Titel: Commissario Montalbano 10 - Die schwarze Seele des Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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derartigen Glutwolke eingehüllt, dass er schnell wieder hineinging. Er zog sich aus, füllte die Badewanne mit kaltem Wasser und legte sich eine Stunde lang hinein.
    »Ah, Dottori, Dottori! Ich hab's gefunden! Ich hab die Identizifizierung herausgefunden.«
    »Komm mit in mein Büro.«
    Catarella folgte ihm mit einem Blatt Papier in der Hand und einem derart siegesgewiss strahlenden Gesichtsausdruck, dass man im Hintergrund den Triumphmarsch aus Aida zu hören meinte.

Acht
    Montalbano sah sich die Karteikarte an, die Catarella für ihn ausgedruckt hatte.
    MORREALE Caterina, genannt Rina Tochter des Giuseppe und der Dibetta Francesca geboren in Vigàta am 3.7.1983
    wohnhaft in Vigàta, Via Roma 47 verschwunden am 17 . Oktober1999
    Anzeige wurde erstattet vom Vater am 13. Oktober 1999
    Größe: 1,75 Meter
    Haarfarbe: blond
    Farbe der Augen: blau
    Körperbau: schlank
    Besondere Merkmale: kleine Narbe von einer Blinddarm-Operation und einwärts gekrümmte große Zehe rechts Anmerkung: die Mitteilung wurde von der Polizeidienststelle in Fiacca weitergeleitet
    Er schob die Karteikarte von sich und stützte den Kopf in die Hände.
    Mit durchgeschnittener Kehle, wie man's nicht einmal mit einem Schaf oder sonst einem Tier macht.
    Jetzt, wo er wusste, wie sie ausgesehen hatte, hatte er die Gewissheit, dass Dottor Pasquano recht und gleichzeitig unrecht hatte.
    Er hatte recht mit der Art und Weise, wie sie umgebracht worden war, aber er hatte unrecht mit dem Grund für ihre Ermordung. Pasquano hatte die Hypothese einer Erpressung aufgestellt, doch Rina Morreale mit ihren hellen, sanften Augen wäre niemals zu einer Erpressung fähig gewesen.
    Auch wenn sie eingewilligt hätte, Sex mit dem Mann zu haben, der sie dann umbringen würde - sollte sie ihm wirklich so ohne Weiteres unter die Erde in die geheime Wohnung gefolgt sein, in die man nur durch eine schmale und obendrein gefährliche Öffnung gelangte? Da drinnen musste es doch außerdem stockdunkel gewesen sein. Hatte der Mörder überhaupt eine Taschenlampe dabeigehabt?
    Gab es denn keinen besseren Ort? Hätten sie's nicht auch im Auto treiben können? Pizzo lag doch in einer abgeschiedenen Gegend, Schwierigkeiten hätte es dort keine gegeben.
    Nein, Rina Morreale war ganz sicher vom Mörder gezwungen worden, an den Ort hinabzusteigen, der ihr Grab werden sollte.
    Catarella hatte sich seitlich neben ihn gestellt, um das Foto des Mädchens zu betrachten. Vielleicht war es ihm vorher nicht so richtig aufgefallen.
    »Wie schön sie war!«, flüsterte er bewegt.
    Das Foto entsprach den Angaben und zeigte ein junges Mädchen von seltener Schönheit. Selbst ihr Hals wirkte so, als wäre er von Botticelli gemalt worden.
    Daher war es nicht mehr nötig, weitere Nachforschungen anzustellen. Lediglich die Familie musste verständigt werden, damit jemand zur Identifizierung nach Montelusa fahren konnte.
    Montalbano spürte, wie sein Herz sich zusammenzog.
    »Wie schön sie war!«, wiederholte Catarella leise.
    Der Commissario blickte auf und überraschte ihn dabei, wie er sich verstohlen mit dem Jackenärmel die Augen wischte.
    Besser, wenn er schnell das Thema wechselte.
    »Ist Fazio zurückgekommen?«
    »Ja.«
    »Holst du ihn mir her?«
    Auch Fazio hatte ein Blatt Papier in der Hand, als er hereinkam.
    »Catarella hat mir gesagt, dass die Kleine identifiziert worden ist. Kann ich sie mir mal ansehen?« Montalbano reichte ihm die Karte, Fazio sah sie sich an und gab sie ihm wieder zurück. »Das arme Ding.«
    »Wenn wir ihn fassen, denn wir werden ihn fassen, da bin ich mir ganz sicher, spalte ich ihm den Schädel«, sagte der Commissario leise. Ihm kam ein Gedanke.
    »Wie kann es sein, dass die Eltern der Kleinen ihr Verschwinden bei der Polizei in Fiacca angezeigt haben?«
    »Versteh ich auch nicht, Dottore. Selbst wenn das die Zeit war, als die Sache mit der Zusammenarbeit der verschiedenen Kommissariate ohne genaue Gebietsbegrenzungen kam. Erinnern Sie sich noch an das gewaltige Durcheinander?«
    »Nur zu gut! Und weil wir uns mit allem befassen mussten, haben wir uns mit nichts befasst. Wir dürfen jedenfalls nicht vergessen, die Eltern danach zu fragen.«
    »Da wir gerade beim Thema sind, wer verständigt sie?«, fragte Fazio.
    »Du. Aber verständige vorher Tommaseo. Besser noch, tu's gleich von hier aus, später denken wir nicht mehr daran.« Fazio sprach mit dem Ermittlungsrichter, der die Kartei-Notiz per E-Mail zugeschickt bekommen wollte. Denn bevor er die Familie

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