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Commissario Montalbano 10 - Die schwarze Seele des Sommers

Commissario Montalbano 10 - Die schwarze Seele des Sommers

Titel: Commissario Montalbano 10 - Die schwarze Seele des Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Abgeordneten Gerardo Catapano, der den neuen städtischen Hundezwinger von Montelusa einweihte.
    Er schaltete wieder aus, machte sich gründlich frisch und verließ das Haus.
    Um Viertel vor zwölf kam er am Kommissariat an. Fazio war bereits da. Beide trugen ein leichtes Jackett über dem kurzärmeligen Hemd. Sie lächelten, weil sie den gleichen Gedanken gehabt hatten. Einer, der bei dieser großen Hitze das Jackett anbehält, gibt zwingend Anlass zu den schlimmsten Befürchtungen, weil ihm in neunundneunzig von hundert Fällen das Jackett nur dazu dient, den Revolver zu verstecken, den er am Gürtel oder in der Tasche trägt.
    Und tatsächlich waren sie auch beide bewaffnet. »Fahren wir mit Ihrem oder mit meinem?«
    »Mit deinem.«
    Sie brauchten eine knappe halbe Stunde bis zur Baustelle, die sich mitten in Montelusa befand, in der Gegend des alten Bahnhofs.
    Sie parkten und stiegen aus. Die Baustelle war von einem Holzzaun umgeben, der fast zwei Meter hoch war und ein verschlossenes Tor hatte.
    »Hier«, sagte Fazio, »erinnern Sie sich, was hier gestanden hat?«
    »Nein.«
    »Die Palazzina Linares.«
    Montalbano erinnerte sich an das Haus: ein kleines Juwel aus der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts. Die Linares, reiche Schwefelhändler, hatten den berühmten Architekten Basile, der auch das Teatro Massimo in Palermo konzipiert hatte, kommen lassen, damit er ihren Palazzo entwarf. Dann waren die Linares in den Ruin getrieben worden und der kleine Palazzo ebenso. Statt ihn restaurieren zu lassen, hatte man ihn niederreißen und an seiner Stelle ein achtstöckiges Gebäude errichten lassen. Ach, die Strenge des Denkmalschutzamtes! Sie kamen zu dem Holztor, blickten zwischen den Brettern durch, sahen aber kein Licht. Fazio drückte langsam dreimal hintereinander dagegen. »Es ist von innen mit einem Querholz verschlossen.«
    »Schaffst du es, darüberzuklettern und aufzumachen?«
    »Ja, schon. Aber nicht hier. Es könnte ein Auto vorbeikommen. Ich gehe von hinten rein und klettere über den Zaun. Warten Sie hier auf mich.«
    »Vorsicht, vielleicht läuft da drin ein Hund herum.«
    »Glaub ich nicht, der hätte schon gebellt.« Montalbano hatte Zeit, eine Zigarette zu rauchen, als das Tor gerade so weit aufging, dass er hindurchkonnte.

Neun
    Hinter dem Bretterzaun war es stockdunkel. Rechter Hand konnte man allerdings eine Baracke erkennen. »Ich gehe die Taschenlampe holen«, sagte Fazio. Als er zurückkam, verschloss er das Tor wieder mit dem Querholz und knipste die Taschenlampe an. Sie näherten sich vorsichtig der Barackentür und merkten, dass sie halb offen stand. Offensichtlich hielt Filiberto es in dieser Hitze nicht bei geschlossener Tür aus. Jetzt hörten sie, dass er ganz schön schnarchte.
    »Wir dürfen ihm keine Zeit zum Überlegen lassen«, flüsterte Montalbano Fazio ins Ohr. »Wir schalten das Licht nicht ein, sondern bearbeiten ihn im Schein der Taschenlampe. Wir müssen ihn zu Tode erschrecken.«
    »Kein Problem«, sagte Fazio.
    Auf leisen Sohlen gingen sie hinein. In der Baracke stank es nach Schweiß, dazu kam der Geruch nach Wein, sodass man schon vom bloßen Einatmen besoffen wurde. Filiberto lag in der Unterhose auf einem Feldbett. Es war derselbe Mann wie auf dem Steckbrieffoto. Fazio ließ das Licht der Taschenlampe ringsherum wandern. Die Kleidungsstücke des Wachmanns hingen an einem Haken. Es gab einen Tisch, zwei Stühle, eine emaillierte Schüssel auf dem dreifüßigen Eisengestell und einen Kanister. Montalbano nahm ihn und roch daran: Wasser. Ohne das geringste Geräusch dabei zu machen, füllte er die Schüssel, griff sie mit beiden Händen, trat an das Feldbett und schüttete das Wasser Filiberto ins Gesicht. Der riss die Augen auf, schloss sie aber sofort wieder, weil er von Fazios Taschenlampe geblendet wurde, machte sie dann wieder auf und hielt eine Hand schützend darüber. »Wer… wer…«
    »Wer ist wer!«, sagte Montalbano. »Keine Bewegung.«
    Er hielt seine Pistole ins Licht. Filiberto hob instinktiv die Hände hoch.
    »Hast du ein Handy?«
    »Ja.«
    »Wo ist es?«
    »In der Jacke.«
    Die also, die am Haken hing. Der Commissario nahm das Handy, ließ es auf den Boden fallen und zertrümmerte es, indem er drauftrat. Filiberto fand den Mut zu fragen: »Wer seid ihr?«
    »Freunde, Filibè. Steh auf.« Filiberto stand auf. »Dreh dich um.«
    Filiberto, dessen Hände jetzt ein kleines bisschen zitterten, drehte ihnen den Rücken zu.
    »Aber was wollt ihr?

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