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Commissario Montalbano 10 - Die schwarze Seele des Sommers

Commissario Montalbano 10 - Die schwarze Seele des Sommers

Titel: Commissario Montalbano 10 - Die schwarze Seele des Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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gern.«
    »Bei einem arabischen Straßenhändler. Leider hatte er nur noch diesen einen.« Das Telefon klingelte.
    Es war Dottor Pasquano. Der Commissario drückte die Lautsprechertaste, damit Fazio mithören konnte. »Montalbano, geht's Ihnen gut?«
    »Ja. Wieso?«
    »Als ich gemerkt habe, dass Sie mir heute Morgen nicht auf den Sack gegangen sind, habe ich mir doch Sorgen gemacht.«
    »Haben Sie die Obduktion durchgeführt?«
    »Warum sollte ich Sie sonst anrufen? Etwa um Ihre zum Verlieben melodiöse Stimme zu hören?« Wenn er anrief, dann hatte er mit Sicherheit etwas Wichtiges entdeckt. »Spucken Sie's aus.«
    »Also, als Erstes, das junge Mädchen hatte vollkommen verdaut, aber das, was es gegessen hatte, noch nicht ausgeschieden. Daher ist sie entweder gegen sechs Uhr nachmittags oder gegen elf Uhr abends umgebracht worden.«
    »Ich glaube, gegen sechs Uhr nachmittags.«
    »Ihre Sache.«
    »Was gibt's noch?«
    Es behagte Pasquano nicht, was er jetzt sagen musste.
    »Ich habe mich geirrt.«
    »Worin?«
    »Das Mädchen war Jungfrau. Ohne jeden Hauch eines Zweifels.«
    Montalbano und Fazio sahen sich bass erstaunt an. »Was bedeutet das?«, fragte der Commissario.
    »Sagt Ihnen das Wort »Jungfrau« nichts? Also, Sie müssen wissen, dass die weiblichen Wesen, die noch keinen…«
    »Sie wissen genau, was ich damit meinte, Dottore.« Montalbano hatte keine Lust, herumzualbern. Pasquano gab keine Antwort.
    »Wenn die Kleine als Jungfrau gestorben ist, bedeutet das, dass es ein anderes Motiv für den Mord geben muss.«
    »Sie sind ein Olympionike, wissen Sie das?«
    Montalbano war verblüfft.
    »Erklären Sie das mal genauer.«
    »Sie sind Champion im Hundertmeterlauf.«
    »Ich verstehe immer noch nicht.«
    »Sie laufen zu schnell, mein Freund. Sie laufen viel zu schnell. Das ist doch gar nicht Ihre Art, sofort Ihre Schlüsse zu ziehen. Was ist los mit Ihnen?« Los ist mit mir, dass ich alt geworden bin, dachte der Commissario bitter, und schnell zum Abschluss einer Ermittlung kommen will, die mich belastet. »Also«, nahm Pasquano seinen Satz wieder auf. »Ich bestätige, dass sich das Mädchen in dem Augenblick, in dem es umgebracht wurde, in der Position befand, die ich Ihnen bereits beschrieben habe.«
    »Dann erklären Sie mir, warum der Mörder das Mädchen diese Position hat einnehmen lassen, nachdem er sie gezwungen hatte, sich auszuziehen, wenn er sie dann nicht genommen hat?«
    »Wir haben die Kleidungsstücke nicht gefunden, und daher wissen wir nicht, ob der Mörder das Mädchen gezwungen hat, sich auszuziehen, oder ob er es hinterher ausgezogen hat. Jedenfalls ist die Frage nach den Kleidungsstücken irrelevant, Montalbano.«
    »Finden Sie?«
    »Aber sicher! So wie es auch irrelevant ist, dass er den Körper verpackt und in die Koffertruhe gesteckt hat!«
    »Er hat es nicht getan, um sie zu verstecken?«
    »Montalbano, wissen Sie, ich finde, Sie sind wirklich nicht gut in Form.«
    »Vielleicht ist es das Alter, Dottore.«
    »Also wirklich! Der Mörder soll sich darüber Gedanken gemacht haben, die Leiche in der Koffertruhe zu verstecken, und lässt dann zwei Meter entfernt eine so große Blutlache zurück, dass man glaubt, es wäre ein See?!«
    »Aber weshalb hätte er sie dann Ihrer Meinung nach in die Koffertruhe stecken sollen?«
    »Nach all den Mordakten, die durch Ihre Hände gegangen sind, kommen Sie und fragen mich das? Um sie vor sich, dem Mörder, zu verstecken, wertester Freund, nicht vor uns! Das ist eine Art konkreter und unmittelbarer Verdrängung.« Pasquano hatte recht.
    Wie viele Gelegenheitsmörder gab es, die das Gesicht des Opfers, vor allem, wenn es sich dabei um Frauen handelte, mit irgendetwas bedeckten, einem Stofffetzen, einem Handtuch, einem Betttuch?
    »Sie müssen vom einzigen handfesten Anhaltspunkt ausgehen, den wir haben«, sagte Dottor Pasquano weiter, »und das ist die Position der Kleinen, als der Mörder ihr die Kehle durchgeschnitten hat. Wenn Sie ein bisschen darüber nachdenken, werden Sie sehen, dass …«
    »Hab verstanden, was Sie mir sagen wollen.«
    »Wenn Sie's endlich verstanden haben, dann sagen Sie's mir.«
    »Dass der Mörder möglicherweise im letzten Augenblick nicht mehr in der Lage war, sie zu vergewaltigen, und da wurde er von einem unwiderstehlichen Drang gepackt und hat das Messer herausgezogen.«
    »Das, wie uns die Psychoanalytiker erzählen, ein Penisersatz ist. Bravo.«
    »Prüfung bestanden?«
    »Aber es könnte ja auch eine andere Hypothese

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