Commissario Montalbano 10 - Die schwarze Seele des Sommers
auch tun«, sagte Fazio. Er wechselte einen schnellen Blick mit Montalbano. »Einstweilen können Sie gehen«, sagte der Commissario. »Danke. Und jetzt schlag ich Spitaleri die Fresse ein, selbst wenn ich dann meine Arbeit verliere!« Er verließ das Zimmer und biss die Zähne zusammen. »Man könnte meinen, der ist aus einem Käfig im Zoo entsprungen«, sagte Fazio.
»Warum hat der Landvermesser ihm deiner Meinung nach nichts über den Mord gesagt?«, fragte ihn der Commissario.
»Weil Spitaleri, eben weil er abgereist war, ganz sicher nicht wissen konnte, dass Miccichès Sohn sich ein Bein gebrochen hatte. Er war überzeugt, dass Miccichè kein Alibi hatte.«
»Kurz gesagt, Miccichè hat das völlig richtig gesehen: Spitaleri wollte ihn in die Pfanne hauen. Aber die Frage ist: warum?«
»Vielleicht, weil er glaubt, Dipasquale könnte in die Sache verwickelt sein. Und Spitaleri wird eher zu Dipasquale halten, der bestimmt einiges über ihn weiß, als zu einem armen Teufel wie Micciche.«
»Tja.«
»Was ist, soll ich Dipasquale noch einmal einbestellen?«
»Hast du da irgendwelche Vorbehalte?«
Und so wurde auch der Polier Teil dieses Spiels.
Bevor er wegging, um in Enzos Trattoria zu essen, blieb der Commissario vor der Pförtnerloge stehen, wo Catarella gleich in Habtachtstellung ging.
»Nur die Ruhe. Wie ist die Sache mit den Ventilatoren ausgegangen?«
»Keine aufzutreiben, Dottori. Auch in Montelusa nicht. Sie sagen, erst in drei bis vier Tagen gibt's wieder welche.«
»Genau so lange wie es braucht, um hier drinnen gar zu schmoren.«
Catarella begleitete ihn zum Ausgang und blieb dort stehen, um ihm nachzuschauen.
Die Gluthitze, die aus dem Auto quoll, sobald Montalbano die Tür geöffnet hatte, ließ seine Entschlossenheit, in den Wagen zu steigen, ganz schnell dahinschwinden. Vielleicht war es besser, den Weg zu Enzos Trattoria zu Fuß zurückzulegen, eine Viertelstunde, sofern man auf der schattigen Straßenseite ging. Er machte sich auf den Weg.
«Dottori! Wollen Sie etwa zu Fuß gehen?«
»Ja.«
»Warten Sie einen Augenblick.«
Catarella ging ins Kommissariat hinein und kam, mit einer grünen Schiebermütze in der Hand winkend, wieder zurück. Er hielt sie ihm hin. »Setzen Sie die auf, die schützt Ihren Kopf.«
»Also, wirklich!«
«Dottori, Sie werden einen Sonnenstich bekommen!«
»Besser einen Sonnenstich, als wie jemand aussehen, der zu einer Versammlung von Bossi nach Pontida (*Umberto Bossi, Vorsitzender der Lega Nord, verweist gern auf die Zusammenkünfte der Mailänder in Pontida, die sich gegen Kaiser Friedrich Barbarossa erhoben hatten; Bossis Anhänger tragen bei ihren Versammlungen grüne Halstücher, Krawatten etc. A. d. Ü.) geht!«
»Und wo gehen Sie hin, Dottori?«
»Komm, lass gut sein!«
Fünf Minuten später, als er mit gesenktem Kopf weiterging, hörte er eine Stimme: »Vocumpra ? Willstu kaufen?«
Er blickte auf. Ein Araber, der Sonnenbrillen, Strohhüte und Badehosen verkaufte. Vor allem aber hielt der Mann in der Höhe seines Gesichts ein Ding, das die Aufmerksamkeit des Commissario auf sich zog. Eine Art Taschenventilator, der batteriebetrieben lief. »Gib mir das da«, sagte er und zeigte auf das Ding. »Das meiner von mir.«
»Hast du nicht noch so eins?«
»Nein.«
»Los, wie viel willst du für das Teil da?«
»Fünfzig Euro.«
Na, fünfzig Euro waren ja wohl eindeutig zu viel.
»Sagen wir dreißig.«
»Vierzig.«
Montalbano zahlte die vierzig Euro, schnappte sich den Miniventilator, machte sich wieder auf den Weg und hielt sich das kleine Gerät dicht ans Gesicht. Er konnte es kaum glauben: Es kühlte hervorragend.
Bei Tisch wollte er etwas Leichtes essen und nahm lediglich ein Hauptgericht. Aber der Miniventilator ermöglichte es ihm, den gewohnten Spaziergang auf der Mole zu machen und sich ein Weilchen auf die Flachklippe zu setzen.
Der Miniventilator war mit einer Klammer versehen. Der Commissario befestigte ihn am Rand des Schreibtischs. Da gab es nichts zu meckern: Ein Minimum an Erleichterung hinsichtlich der Hitze im Büro brachte er. »Catarella!«
»Dass es so etwas überhaupt gibt!«, staunte Catarella, als er den Miniventilator sah. »Ist Fazio da?«
»Jaja.«
»Sag ihm, er soll herkommen.«
Auch Fazio gratulierte ihm zu dem Apparätchen.
»Wie viel haben Sie dafür bezahlt?«
»Zehn Euro.«
Er schämte sich, ihm zu sagen, dass er vierzig dafür bezahlt hatte.
»Wo haben Sie den gekauft? So einen hätte ich nämlich auch
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