Commissario Montalbano 10 - Die schwarze Seele des Sommers
gesagt, dass es vielleicht besser wäre, wenn Sie nicht zu ihnen nach Hause kämen, den Eltern würde es wirklich schlecht gehen. Sie sind nicht einmal in der Lage zu sprechen. Sie hat vorgeschlagen, hierherzukommen, ins Kommissariat, morgen Vormittag, zu der Uhrzeit, die Sie genannt haben.«
Während er auf Dipasquale wartete, rief er das Maklerbüro Aurora an.
»Signor Callara? Hier ist Montalbano.«
»Gibt's Neuigkeiten, Commissario?«
»Ich habe keine, und Sie?«
»Ich schon.«
»Ich wette, dass Sie Signora Gudrun Speciale über die Entdeckung der geheimen Wohnung informiert haben.«
»Richtig geraten! Ich habe sie gleich angerufen, sobald ich mich von diesem schrecklichen Schock erholt hatte, den ich bekam, als ich die Koffertruhe aufgemacht hatte. Verflucht sei meine Neugier!«
»Was wollen Sie da machen, Signor Callara. Die Sache ist leider so gelaufen.«
»Ich bin immer schon so neugierig gewesen! Wissen Sie, einmal, als ich noch Kind war…«
Jetzt fehlten nur noch die Kindheitserinnerungen von Signor Callara!
»Sie haben mir gesagt, dass Sie Signora Gudrun angerufen haben…«
»Ach ja, aber ich habe ihr nichts von diesem armen Mädchen erzählt, das ermordet wurde.«
»Gut gemacht. Wie möchte Signora Gudrun weiter vorgehen?«
»Sie hat mich beauftragt, die Dokumente für die Amnestie zu erstellen und ihr die Papiere zuzuschicken, damit sie sie unterschreiben kann.«
»So ist es am besten.«
»Schon, aber in dem Fax, das sie mir geschickt hat, stand auch, dass sie mir anschließend die Vollmacht für den Verkauf des Hauses zusenden würde. Wissen Sie, worauf ich da gekommen bin? Dass ich sie vielleicht selber kaufe, diese Villetta. Was halten Sie davon?«
»Sie sind der Immobilienmakler, Ihnen steht es zu, die Entscheidung darüber zu treffen. Seien Sie gegrüßt.«
»Warten Sie, ich muss Ihnen noch etwas sagen. Weil ich ihr aufrichtig davon abgeraten habe, die Villetta zu verkaufen …«
Aufrichtig in dem Sinn, dass, wenn Signora Speciale verkaufte, Signor Callara seiner Provision für die Vermietung verlustig ging.
»… antwortete sie mir, dass sie nichts mehr davon hören will.«
»Haben Sie sie gefragt, warum?«
»Jaja. Sie hat mir gesagt, sie würde es mir schreiben. Und just heute Morgen erreicht mich ein Fax mit der Erklärung, weshalb sie verkaufen will. Dieses Fax, glaube ich, könnte Sie interessieren.«
»Mich?«
»Jaja. Sie sagt, ihr Sohn Ralf sei tot.«
»Wie das?!«
»Jaja. Vor zwei, drei Monaten hat man die Überreste gefunden.«
»Die Überreste? Was war er denn, altes Gerumpel?«
»Jaja. Es sieht so aus, als wäre Ralf gestorben, während er mit Signor Speciale auf der Rückreise nach Köln war. Da liegt auch ein Ausschnitt aus einer deutschen Zeitung mit Übersetzung bei.«
»Wann kann ich den Artikel haben?«
»Noch heute Abend, wenn ich das Büro schließe. Ich komme vorbei und hinterlasse es bei dem Beamten am Eingang.«
Wie kam es, dass man sechs Jahre gebraucht hatte, um diese andere Leiche zu finden oder vielmehr das, was von ihr übrig geblieben war?
Elf
Als Dipasquale das Zimmer des Commissario betrat, war sein Blick trüber denn je. »Nehmen Sie Platz.«
»Dauert's lange?«
»So lange wie nötig. Signor Dipasquale, bevor wir auf die Villetta in Pizzo zu sprechen kommen, will ich die Gelegenheit Ihrer Anwesenheit nutzen, um Sie zu fragen, wo und wie ich den Wachmann der Baustelle in Montelusa ausfindig machen kann.«
»Immer noch wegen dieser verdammten Sache mit dem Araber? Immer noch? Aber wenn Dottor Lozupone doch …« Montalbano tat so, als hätte er den Namen seines Kollegen nicht gehört.
»Sagen Sie mir, wo ich ihn finden kann. Und wiederholen Sie mir auch seinen Vor- und Nachnamen. Beim letzten Mal haben Sie's mir zwar schon gesagt, aber ich hab ihn vergessen, ich hatte mir keine Notiz gemacht. Fazio, ich bitte dich eindringlich, mach dir eine Notiz.«
»Unverzüglich, Dottore.«
Das war nicht schlecht als improvisierte Komödie. »Commissario, ich persönlich werd's dem Wachmann sagen, dass Sie mit ihm reden wollen. Er heißt Filiberto Attanasio.«
»Aber, entschuldigen Sie, wie machen Sie das, sich mit ihm in Verbindung zu setzen, wo die Baustelle doch geschlossen ist?«
»Er hat ein Handy.«
»Geben Sie mir die Nummer.«
»Es funktioniert nicht. Vorgestern Nacht… ich meine, vorgestern ist es ihm auf den Boden gefallen und kaputtgegangen.«
»Na gut, dann sagen Sie's ihm.«
»Ja. Aber ich mache Sie darauf aufmerksam, dass
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