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Commissario Montalbano 10 - Die schwarze Seele des Sommers

Commissario Montalbano 10 - Die schwarze Seele des Sommers

Titel: Commissario Montalbano 10 - Die schwarze Seele des Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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schmutzig fühlte; die schneidende, abgestandene Luft ließ Augen und Kehle brennen. Dann half er Adriana, über das Fensterbrett einzusteigen. Kaum war sie drinnen, nahm sie ihm die Taschenlampe aus der Hand und ging zielstrebig auf das Wohnzimmer zu.
    So als wäre sie schon einmal da gewesen, dachte der Commissario erstaunt, während er ihr folgte. Dann blieb Adriana genau auf der Schwelle zum Wohnzimmer stehen und ließ das Licht der Taschenlampe über die Wände gleiten, über die eingepackten Fenster und Türen, über die Koffertruhe. Es war, als hätte sie Montalbano vergessen. Sie sprach zwar nicht, aber sie keuchte… »Adriana…«
    Sie hörte ihn nicht, sie stieg weiter in ihre persönliche Unterwelt hinab.
    Jetzt setzte sie sich wieder in Bewegung, allerdings unsicher und langsam. Sie ging ein bisschen nach links, auf die Koffertruhe zu, dann wandte sie sich nach rechts, machte drei Schritte vorwärts und blieb stehen. Und genau während dieser Bewegung war es, dass Montalbano, der sozusagen direkt vor ihr stand, merkte, dass sie die Augen geschlossen hielt. Sie suchte eine bestimmte Stelle, doch nicht mit dem Blick, sondern mit einem anderen, einem unbekannten Sinn, über den nur sie verfügen konnte.
    Als sie links von der Fenstertür angelangt war, stützte sie sich mit der Hand gegen die Wand, die Arme ausgebreitet.
    »Heilige Madonna!«, sagte Montalbano beklommen. Nahm er an einer Art Wiederholung dessen teil, was da drinnen vorgefallen war? Könnte es sein, dass Adriana irgendwie von Rina besessen war?
    Plötzlich fiel die Taschenlampe zu Boden. Zum Glück ging sie nicht aus.
    Adriana stand genau an der Stelle, wo die Spurensicherung die Blutlache ausgemacht hatte. Ihr Körper war von einem unablässigen Zittern erfasst worden. »Das ist doch nicht möglich, das ist doch nicht möglich!«, sagte Montalbano zu sich selbst.
    Und dann hörte er einen Laut, der ihn lähmte. Kein Jammern, sondern ein Klagen. Das Klagen eines tödlich verwundeten Tiers, lang, beständig, leise. Es kam von Adriana.
    Montalbano fuhr zusammen, bückte sich, nahm die Taschenlampe, fasste das Mädchen um die Hüften und wollte sie fortziehen. Doch sie blieb, wo sie war, so als klebten ihre Hände an der Wand fest. Da schob er sich zwischen ihre Arme und die Wand und richtete das Licht der Taschenlampe geradewegs in ihr Gesicht, doch Adriana hielt die Augen geschlossen.
    Dem verzerrten, halb geöffneten Mund entströmte weiterhin das Klagen und ein Faden Speichel. Völlig außer sich versetzte er ihr zwei gehörige Backpfeifen mit einer Hand, links und rechts.
    Adriana öffnete ihre Augen, sah ihn an, umarmte ihn mit ganzer Kraft, presste ihren Körper an seinen, drängte ihn an die Wand, küsste ihn und biss ihm in die Lippen. Und während sich unter Montalbano der Boden auftat und er sich an ihr festklammerte, damit er nicht hinabstürzte, hielt der Kuss an, eine ganze Weile noch. Dann ließ die junge Frau ihn los, drehte sich um, lief zum Badezimmerfenster und stieg hinaus. Montalbano folgte ihr, ohne die Siegel wieder anzubringen. Adriana ging auf Montalbanos Wagen zu, stieg auf der Fahrerseite ein und ließ den Motor an. Montalbano schaffte es gerade noch, auf der anderen Seite einzusteigen, als das Auto auch schon losfuhr.
    Vor ihrem Haus hielt Adriana an, stieg aus, lief zur Haustür, kramte in der Tasche herum, fand den Schlüssel, sperrte auf, ging hinein und ließ die Tür offen. Als auch Montalbano hereinkam, war sie nicht mehr da. Was sollte er tun? Er hörte, dass sie sich irgendwo erbrach.
    Da ging er wieder hinaus und um das Haus herum. Es war ganz still. Oder vielmehr, abgesehen von den Tausenden von Zikaden war es ansonsten völlig still. Irgendwann einmal musste hinter dem Haus ein Getreidefeld gelegen haben. Davon war ein schmaler, hoher Strohhaufen übrig geblieben.
    Unter einem Büschel Wildkräuter, die inzwischen gelb geworden waren, wälzte sich ein Sperling auf dem Erdboden und putzte sich, weil er sonst kein Wasser fand, auf diese Weise.
    Er hatte Lust, es genauso zu machen, er verspürte das Bedürfnis, sich ebenfalls von all dem Dreck zu reinigen, der an seiner Haut haften geblieben war, während er in der Wohnung unter der Erde war.
    Da tat er halb unbewusst etwas, was er als kleiner Junge getan hatte. Er zog das Hemd aus, die Hose und die Unterhose. Und nackt wie er war, lehnte er seinen Körper gegen den Strohhaufen.
    Dann breitete er seine Arme weit aus, umschloss ihn und versuchte, seinen Kopf

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