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Commissario Montalbano 10 - Die schwarze Seele des Sommers

Commissario Montalbano 10 - Die schwarze Seele des Sommers

Titel: Commissario Montalbano 10 - Die schwarze Seele des Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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war, nämlich wegen eines von Rinas Ohrringen, der in seinem Haus gefunden worden war, dass der Alte jedoch mit dem Verbrechen überhaupt nichts zu tun hatte.
    Er verlor kein Wort darüber, dass er Adriana zur Villetta nach Pizzo begleitet hatte und was da drinnen geschehen war.
    »Mit einem Wort«, sagte Fazio, »wir haben rein gar nichts in der Hand. Ralf kann es nicht gewesen sein, weil er impotent war, Spitaleri auch nicht, weil er abgereist war, Dipasquale hat ein Alibi…«
    »Dipasquales Position ist die schwächste von allen«, sagte der Commissario. »Sein Alibi kann selbst gebastelt sein.«
    »Das stimmt, aber beweisen Sie das mal.«
    »Dottori, es ist so, dass da der Ermittlungsrichter Dommaseo wäre.«
    »Stell ihn durch.«
    »Montalbano? Ich habe eine Entscheidung getroffen.«
    »Ich höre.«
    »Ich mach's.«
    Und das wollte er ihm erzählen? »Was?«
    »Eine Pressekonferenz.«
    »Aber gibt es denn eine Notwendigkeit dafür?«
    »Die gibt's, Montalbano, die gibt's!«
    Die eigentliche Notwendigkeit bestand darin, dass Tommaseo sich gerne im Fernsehen blicken lassen wollte. »Die Journalisten«, fuhr der Ermittlungsrichter fort, »haben etwas gewittert und fangen an, Fragen zu stellen. Ich will nicht Gefahr laufen, dass sie eine schiefe Darstellung des Gesamtbildes geben.«
    Was denn für ein Gesamtbild?
    »Sicher, das wäre ein großes Risiko.«
    »Stimmen Sie mir da zu?«
    »Haben Sie schon einen Termin festgesetzt?«
    »Ja, morgen Vormittag um elf. Kommen Sie?«
    »Nein. Und was werden Sie sagen?«
    »Ich werde über das Verbrechen reden.«
    »Werden Sie sagen, sie sei vergewaltigt worden?«
    »Na ja, ich werde es andeuten.«
    Ach was! Wo den Journalisten doch schon weniger als eine Andeutung genügte, um sich wie wild auf dieses Thema zu stürzen!
    »Und wenn die Journalisten fragen, ob Sie eine Vorstellung haben, wer der Täter sein könnte?«
    »Na ja, bei dieser Frage muss man eben sehr geschickt sein.«
    »Was Sie ja sind.«
    »In aller Bescheidenheit… Ich werde sagen, wir bewegen uns in zwei Richtungen: Die eine ist die Überprüfung der Alibis der Maurer und die zweite die eines Besessenen, der hier durchgereist ist und das Mädchen gezwungen hat, ihm in die illegal gebaute Wohnung zu folgen. Sind Sie damit einverstanden?«
    »Völlig.«
    Ein durchreisender Besessener! Und woher wusste der durchreisende Besessene von der illegalen Wohnung, wo die Baustelle doch eingezäunt war?
    »Für heute Nachmittag habe ich noch einmal Adriana Morreale einbestellt«, sagte Tommaseo. »Ich will ihren möglichen Widerstand brechen, sie wirklich gründlich vernehmen, gründlich und lange, ich will sie nackt ausziehen.«
    Seine Stimme hatte sich überschlagen. Montalbano bekam es mit der Angst zu tun, zwei Worte noch, und er hätte angefangen zu stöhnen, »Ja, ja« zu schreien, genau wie in einem Pornofilm.
    Es wurde inzwischen zur Gewohnheit: Bevor er zu Enzos Trattoria ging, zog er sich um und gab Catarella die durchgeschwitzten Kleidungsstücke. Dann, wenn er mit dem Essen fertig war, auch wenn er nur wenig aß, überkam ihn Trägheit und er fuhr nach Marinella. Oh Wunder! Vier Männer von der Stadtreinigung waren mit dem Säubern des Strandes fast fertig! Er zog die Badehose an und warf sich, auf der Suche nach Abkühlung, ins Wasser. Danach schlief er eine Stunde.
    Um vier Uhr war er wieder zurück im Kommissariat. Aber er hatte keine Lust, irgendetwas zu tun.
    »Catarella!«
    »Zu Ihren Diensten, Dottori!«
    »Lass niemand in mein Zimmer, ohne mir vorher Bescheid zu sagen, verstanden?«
    »Jaja.«
    »Ach ja, hat jemand von Montelusa angerufen wegen des Fragebogens?«
    »Jaja, Dottori, und ich hab ihn geschickt.« Er schloss die Tür des Büros ab, zog sich bis auf die Unterhose aus, warf die Papiere auf dem einen Sessel zu Boden, rückte diesen Sessel in die Nähe des Miniventilators, den er so ausrichtete, dass die Kühle ihm über die Brust strich, und setzte sich dann hinein, in der Hoffnung zu überleben.
    Nach einer Stunde klingelte das Telefon. »Dottori, es ist so, dass hier ein Maresciallo wäre, der sich von der Finanzpolizei erklärt und Lacagnà heißt.«
    »Stell ihn durch.«
    »Ich kann ihn nicht durchstellen, insofern sich der Vorgenannte hier persönlich selber befindet.« O Dio, und er war praktisch nackt!
    »Sag ihm, ich telefoniere gerade. Schick ihn in fünf Minuten zu mir rein.«
    Er zog sich rasch wieder an. Die Kleidungsstücke waren, als wenn sie eben erst gebügelt worden wären,

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